Das MainCenter, der Neubau eines Vollsortimenter mit Getränkemarkt, hat seit einiger Zeit für Diskussionen gesorgt. Der Markt hat 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche und 126 Parkplätze. Der Supermarkt, der unter Edeka-Flagge laufen wird, hat Befürworter und Gegner. Über Pro und Contra stimmten die Bürger am Sonntag, 18. April, ab.
Hohe Beteiligung
Der Trend zeichnete sich bei der Auszählung früh ab, gegen 20.30 Uhr stand das Ergebnis dann fest: Über drei Viertel der Teilnehmenden (77,69 Prozent) stimmten im Ratsbegehren für den Bau, 25,92 Prozent im Bürgerbegehren dagegen. Es stimmten 2200 von 2827 Wahlberechtigten ab, was eine Beteiligung von knapp 77,69 Prozent bedeutet. "Drei Viertel der Grafenrheinfelder Bürgerinnen und Bürger haben sich hinter den Gemeinderat gestellt. Manche fragen sich, warum es zusammen keine 100 Prozent sind. Dies liegt in der Natur von Rats- und Bürgerbegehren, die jeweils getrennt voneinander ausgezählt werden", so Bürgermeister Christian Keller in einer Stellungnahme.
Christian Keller und auch Daniel Schoppelrey von der Bürgerinitative gegen den Bau des Supermarktes freuten sich beide am Abend der Abstimmung im Rathaus, dass die Beteiligung mit 77,69 Prozent der Wahlberechtigten so hoch war. Beiden ist klar: Das zeigt das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an dem Thema.
Bürgermeister spricht von Vertrauensbeweis
Für Keller spiegelt das deutliche Ergebnis für den Bau des Marktes laut Pressemitteilung den Wunsch der Grafenrheinfelder nach einer modernen, umfassenden und vor allen Dingen zukunftsfähigen Nahversorgung wider. Die Gemeinderäte, die sich parteiübergreifend und einstimmig sehr engagiert für diesen Lebensmittel- und Getränkemarkt eingesetzt haben, hätten es jetzt schwarz auf weiß, dass sie "im Sinne unserer Bürger" entschieden haben. Keller spricht in diesem Zusammenhang von einem Vertrauensbeweis. Seit vielen Jahren versuche die Gemeinde, einen neuen Lebensmittel- und Getränkemarkt anzusiedeln. "Die Türe Richtung Zukunft war offen gestanden." Die Grafenrheinfelder hätten diese Chance genutzt.
Daniel Schoppelrey von der Bürgerinitiative gegen den Bau des MainCenters schreibt in seiner Stellungnahme zum Ausgang des Entscheides: "Es war uns bewusst, dass es ein schwieriges Unterfangen sein wird, und wir haben damit gerechnet, dass auch viele für den neuen Markt sind." Man habe Verständnis dafür, dass die Grafenrheinfelder das Einkaufserlebnis in einem neuen Markt schätzen und sie die Chance nutzen wollen. "Da offensichtlich für die meisten Menschen in Grafenrheinfeld die Vorteile überwiegen, ist das nun eine Mehrheitsentscheidung und für uns somit völlig in Ordnung", so Schoppelrey für die Bürgerinitiative.
Bürgerinitiative: gelebte Demokratie
Für Schoppelrey ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger die Entscheidung für den Markt getroffen haben, nicht Investoren. Ein Bürgerentscheid sei gelebte Demokratie. "Umso genauer werden wir jetzt beobachten, inwieweit die Eingaben der Bürgerinnen und Bürger im Zuge der 'Bürgerbeteiligung MainCenter' in der Umsetzungsphase berücksichtigt werden." Schopellreys persönliche Meinung ist, dass gerade im Kontext der gemeindlichen Anstrengungen, den Sand- und Kiesabbau verhindern zu wollen, der Gemeinde daran gelegen sein muss, dieses Projekt mit möglichst wenig Sand und Kies zu realisieren.
Eine Bürgerinitiative hatte ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht, um das Projekt zu stoppen. Hauptargument: Flächenfraß. Mindestens ein Zehntel der Grafenrheinfelder Wahlberechtigten musste sich eintragen, um einen Bürgerentscheid zu erreichen – und damit einen Beschluss des alten Gemeinderats zu kippen.
Der alte Gemeinderat hatte im Februar 2020 eine Sonderbaufläche ausgewiesen und den Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Der Gemeinderat startete gegen die Stimmen der Grünen ein Ratsbegehren für das Projekt. Über Ratsbegehren und Bürgerbegehren haben die Grafenrheinfelder jetzt am Sonntag, 18. April, abgestimmt.