Liebe Frau Sitter,
Sie haben es im Moment nicht leicht, das schreibe ich völlig ironiefrei. Seit Jahren bemühen Sie sich um ein Projekt, das den Spessart nachhaltig verändern könnte: Gemeinsam mit Ihren Landratskollegen aus Aschaffenburg und Miltenberg und mit dem Aschaffenburger Oberbürgermeister haben Sie sich auf den Weg gemacht, ein Biosphärenreservat im Spessart zu schaffen.
In einem Nationalpark wird der Wald stillgelegt und die Natur sich selbst überlassen – in einem Biosphärenreservat passiert das nur auf einem ganz kleinen Teil der Gesamtfläche. Im übrigen Teil des Reservats, den restlichen 97 Prozent, steht das Zusammenspiel von Mensch und Natur im Mittelpunkt. Das klingt nach dem perfekten Modell für den Spessart, denn die alten Eichenwälder dort gäbe es heute nicht, wenn der Mensch den Spessart nicht seit Generationen aktiv bewirtschaften würde.
Ein Biosphärenreservat brächte der Region Fördergelder, Fachwissen, mehr Personal und mehr Touristen, das klingt nach einem tollen Deal. Diesen kleinen Samen haben Sie und ihre Amtskollegen vor zwei Jahren gesät und in ihren Kreistagen mit viel gutem Willen und Zuversicht gegossen. Eine Machbarkeitsstudie, finanziert vom Umweltministerium, hat den Dünger geliefert: 36 von 40 Kriterien, die die UNESCO für ein Biosphärenreservat vorschreibt, sind im Spessart leicht oder sogar sehr leicht zu erreichen.
Nationalpark-Wunden sitzen tief
Das sind hervorragende Voraussetzungen. Doch leider fielen Samen und Dünger auf keinen fruchtbaren Boden. Schnell wurde klar: Die Spessarter haben der Politik noch nicht verziehen, dass in der Nationalpark-Debatte 2017 über ihre Köpfe hinweg entschieden werden sollte. Der Seehofer in München hat eine fixe Idee und plötzlich dürfen wir unseren geliebten Wald nicht mehr betreten – so scheinen viele die politische Diskussion damals empfunden zu haben.
Und nun kommen Sie an, Frau Sitter, mit einem Biosphärenreservat, das von Weitem betrachtet ja doch irgendwie Parallelen zum Nationalpark aufweist. Aus Nationalpark-Gegnern wurden in Nullkommanichts Biosphären-Gegner. Von den Vorteilen des Reservats wollten die nichts wissen, nur ein Wort drang durch: Flächenstilllegungen. Dass die stillgelegte Fläche bedeutend kleiner ist als in einem Nationalpark? Egal.
Selbst die Freien Wähler in Main-Spessart stehen nicht hinter Aiwangers Aussagen
Zu allem Überfluss kommt jetzt wieder einer aus München daher: Hubert Aiwanger. Und plötzlich sind die Biosphären- und Nationalpark-Gegner Feuer und Flamme für die Einmischung aus München, denn der Freie-Wähler-Chef schlug sich am vergangenen Wochenende in Rechtenbach (Lkr. Main-Spessart) auf ihre Seite.
Aiwanger benahm sich wie die sprichwörtliche Axt im Walde: Wer die "Schnapsidee" Biosphärenreservat befürworte, der sei ein "Mörder" der Eichenwälder und reite ein totes Pferd, polterte er, um nur ein paar Aussagen zu zitieren. Schon in der BR-Sendung "jetzt red i" im November hatte Aiwanger sich mit solchen Sprüchen profiliert und nebenbei gefährliches Halbwissen über die Bedeutung eines Biosphärenreservats für die Region verbreitet.
Landräte arbeiten mit Fakten – Aiwanger mit Emotionen
Die Besucher der Veranstaltung in Rechtenbach applaudierten. Der Bund Naturschutz schüttelte entsetzt den Kopf und selbst aus Aiwangers Partei, von den Freien Wählern im Landkreis Main-Spessart, kam ein Aufschrei. Aiwanger möge seine Aussagen, mit denen er die Biosphären-Befürworter als dumm und naiv bezeichnet habe, dringend zurücknehmen, forderten die Parteikollegen. "Völlig daneben" seien diese Äußerungen.
Liebe Frau Sitter, bitte lassen Sie sich von einem Aiwanger das zarte Pflänzchen, das das Biosphärenreservat nun ist, nicht zertrampeln! Dieses Pflänzchen haben Sie bis hierhin großartig gepflegt. Mit Bürgerbeteiligung, mit Informationsveranstaltungen, mit gut verständlichen Broschüren und vor allem mit Fakten. Das Konzept Biosphäre ist sperrig und nicht leicht zu vermitteln, aber Sie haben es versucht. Doch wenn ein Aiwanger kommt und brüllt, dann haben Fakten gegen Emotionen keine Chance. Vielleicht wünschen sich die Menschen auch von Ihnen, Frau Sitter, ein bisschen mehr Leidenschaft in dieser Sache? Reagieren Sie, widersprechen Sie!
Ihre Leute sind im Moment auf einer Ochsentour durch die Gemeinde- und Stadträte der Region. Denn dort muss die Entscheidung jetzt fallen: Jede Gemeinde darf entscheiden, ob sie ein Biosphärenreservat befürwortet und vielleicht sogar Flächen für eine stillgelegte Kernzone bereitstellen will. Das ist eine hohe Hürde, aber so geht Mitbestimmung. Das ist das Gegenteil von "aus München übergestülpt" wie beim Nationalpark.
Liebe Frau Sitter, wenn die Biosphären-Idee verwelkt, weil die Kommunen sie ablehnen, dann muss man das als Ergebnis eines demokratischen Prozesses akzeptieren. Wenn sie verwelkt, weil jemand wie Aiwanger laut poltert, dann wäre das einfach nur schade.
Einen grünen Daumen wünscht Ihnen
Carolin Schulte, Redakteurin
Persönliche Post: der Samstagsbrief
Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.
übrig.
Null komma Null bringt es was für unsere Gemeinde. Da können Sie noch soviel schreiben.
Außerdem habe ich nichts mitbekommen das wir mit dem Spessart irgendwelche Probleme haben. Von daher warum sollte daran was geändert werden.
ich habe ihre Kritik an die zuständige Redakteurin weitergeleitet.
Viele Grüße
Personal, da meinen Sie ganz sicher wieder mehr Bürokratie und mehr Staatsdiener. Von denen haben wir schon mehr als genug. Von Touristik, in einen Ort wo es seit einiger Zeit nicht einmal mehr eine Gastwirtschaft gibt, von Geschäften ganz zu schweigen. Das einzige was wir hergeben ist Fremd bestimmt zu werden, von denen größere Städte vielleicht profitieren. Nein Danke. Unser Gemeindewald wird so weiter geführt wie es seit Jahrzehnten gehandhabt wird. Wir bestimmen auch nicht, wie ihr mit eueren Angelegenheiten in der Stadt um zu gehen habt.
Unser Spessart ist gesund, besser wie viele andere Wälder. Wozu brauchen wir Fördergelder, Fachwissen ( das sicher auch bezahlt werden muss), mehr Personal ( das heutzutage in anderen Bereichen wichtiger gebraucht würde)und neue Verwaltungen, die wieder nur Bürokratie und laufende Kosten erzeugen würden.
Lassen wir nicht einzelne Landrät/ innen und Leuten, die in anderen "Sphären" leben wollen entscheiden zum Leidwesen vieler Bürger die direkt betroffen sind.
3. Knack-und Angelpunkt des Projektes ist ja lt. Studie die Kernzone mit der rechtlichen Sicherung und das Alleinstellungsmerkmal.
Bis jetzt haben ja schon viele Städte wie AB mit 72.000 Einwohnern und MIL zugestimmt, das Landratsamt MSP hat die Zustimmungswerte nach der Einwohnerzahl berechnet und ist schon bei 61 %.
Nur das Hauptproblem: Die Kernzone dümpelt noch bei 0,00 Hektar ;-(
Das zarte Pflänzchen BSR wird also NICHT von Aiwanger zertrampelt, sondern von den harten Fakten, dass die Städte KEINE Fläche zur Verfügung stellen wollen/können und das Land Nein sagt.
Ich war auf vielen Infoveranstaltungen, und ich komme zu dem Schluß:
Landrat Legler gaukelt falsche Grundlagen vor und hat sich mit Taschenspielertricks und massiv Druck ausüben die Zustimmung der Städte geholt.
Leider kann er NICHT liefern, denn er verspricht immer:
Die fehlende Fläche für die Kernzone kommt von den BaySF.
Wer spaltet also
WO ist dieser Prozess noch demokratisch, wenn Landräte versuchen, massiv Druck auf Gemeinderäte auszuüben ?
WO ist dieser Prozess noch demokratisch, wenn Landräte und OB mit falschen Vesprechungen agieren ?
Landräte und OB gaukeln den Räten bis jetzt immer noch vor, dass die fehlenden Flächen für die Kernzone von den Staatsforsten bereit gestellt werden.
Und halten wir uns doch auch bei Lohr an die Fakten: KEINE der angebotenen Flächen erfüllt die MAB Kriterien: Fläche über 50 Hektar.
Das sind die Fakten
Ihr Wunschdenken lebt OHNE diese ?!
Sie haben natürlich Recht.
Aber da fehlen immer noch ca. 5.000 Hektar !
Woher nehmen und Nicht stehlen ???
Und die Aussage von Aiwanger und der Landtagsbeschluss stehen ja:
Keine weiteren Flächenstilllegungen ?!
1. Die bis jetzt schon über 300.000,--€ teure Studie wurde nur zum Teil vom Umweltministerium gefördert, den Rest müssen die 4 Gebietskörperschaften aufbringen.
Und wenn "das Ministerium fördert", WER zahlt dann schlussendlich ? WIR, die Steuerzahler.
"Eine Studie, finanziert vom Ministerium" liest sich gut und hört sich sehr gut an, entspricht aber Nicht so ganz den Tatsachen.
2. Lt. M(an)A(nd)B(Biosphere)Kriterien muss es eine 3 % Kernzone geben, und die Kern und Pflegezone muss 20 % sein.
Lt. MAB Kriterien steht zur Pflegezone Folgendes:
"Die Pflegezone verfolgt auch das Ziel des Schutzes der Biodiversität, insbesondere der genetischen, der biologischen und der strukturellen Diversität sowie
der Diversität der Nutzung. Sie soll entsprechend ihrer Schutzwürdigkeit und -bedürftigkeit als Nationalpark oder Naturschutzgebiet oder auf andereWeise gleichwertig rechtlich gesichert werden. (B)