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Esselbach
Markige Aiwanger-Sprüche und laute Holzrechtler bei "Jetzt red i"-Sendung zum Biosphärenreservat Spessart
In der BR-Live-Sendung diskutierten Bürger mit Wirtschaftsminister Aiwanger und BUND-Chef Mergner. Vor allem um die streng geschützte Kernzone des Reservats wurde gestritten.
Etwa 120 Menschen diskutierten am Mittwoch live mit Richard Mergner (links, Landesvorsitzender BUND Naturschutz Bayern) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler), bayerischer Wirtschaftsminister.
Foto: Patty Varasano | Etwa 120 Menschen diskutierten am Mittwoch live mit Richard Mergner (links, Landesvorsitzender BUND Naturschutz Bayern) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler), bayerischer Wirtschaftsminister.
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 07.12.2023 02:55 Uhr

Die Diskussion um einen möglichen Nationalpark im Spessart 2017 hat in der Region Wunden hinterlassen, die die Debatte um ein Biosphärenreservat nun wieder aufreißt – das wurde am Mittwochabend in der Sendung "Jetzt red i" im Bayerischen Rundfunk (BR) wieder deutlich. In der Spessarthalle in Esselbach diskutierten 120 Bürgerinnen und Bürger mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) und dem Vorsitzenden des BUND Naturschutz Richard Mergner unter der Überschrift "Wem gehört der Spessart?"

Für Mergner hätte es ein Heimspiel sein können, schließlich ist er in Ruppertshütten aufgewachsen. Er sei mit der Tradition der Holzrechte groß geworden: "Ich habe Eicheln gesammelt, Holz gemacht, mein Vater und zwei meiner Brüder haben für einen schönen Wald gesorgt." Mergner bemühte sich, zu Beginn der Debatte klarzustellen, dass die Holzrechte nur in einem kleinen Teil des Biosphärenreservats eingeschränkt würden. Auf 97 Prozent der Fläche eines Reservats wäre Waldbewirtschaftung ausdrücklich erwünscht. "Diese 97 Prozent sind eine große Chance", versuchte Mergner zu vermitteln. 

Aiwanger stellt sich auf die Seite der Holzrechtler

Den größeren Applaus bekam jedoch der Wirtschaftsminister, dem die Staatsforsten formal unterstellt sind, für Aussagen wie: "Wir werden den Spessart noch zu Tode schützen." Dass ein Biosphärenreservat dem Tourismus nutzen würde, das sei nur Spekulation, so Aiwanger. "Kann auch sein, dass die Touristen kommen und ihre Brotzeit selbst mitbringen, statt hier zum Metzger zu gehen. Aber das Sägewerk muss dichtmachen, weil es keine Eichen mehr bekommt." Um den Wald für Erholung zu nutzen, brauche es kein Reservat. "Radeln tut man besser im bewirtschafteten Wald, da fällt einem kein Ast auf den Kopf."

Schon vor der Halle hatten die Holzrechtler ihre Position deutlich gemacht. 
Foto: Patty Varasano | Schon vor der Halle hatten die Holzrechtler ihre Position deutlich gemacht. 

Aiwanger suchte mit diesem plakativen Aussagen die Nähe zu den Holzrechtlern, die im Publikum zahlreich vertreten waren. In einem Einspieler erklärten zwei Holzrechtler, viele Familien seien auf das Brennholz angewiesen, um über die Runden zu kommen. Ein Weibersbrunner Bürger sagte im Studio, er halte nichts davon, den Spessart in Zonen aufzuschneiden. "Wir haben jetzt die selbe Situation wie 2017 - Befürworter und Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber", fasste ein Zuschauer die Stimmung zusammen. "Unsere Vorfahren haben den Spessart zu dem gemacht, was er ist", sagte ein Altenbucher. Man brauche keine Unesco, die einem etwas "überstülpe".

Aiwanger: Kein weiterer Staatswald für Kernzone

"Überstülpen", das Wort fiel häufig in der einstündigen Debatte. "Wollen wir mit dem Reservat eine neue Bürokratie aufbauen? Wer ist dann der Chef hier? Die Unesco in Paris?", fragte ein anderer Altenbucher. Dagegen wehrte sich vehement Aschaffenburgs Landrat Alexander Legler (CSU). "Der Wald gehört uns, den Bürgerinnen und Bürger", stellte er klar. Das Biosphärenreservat habe eine eigene Verwaltung, der Prozess sei völlig offen. Er wehre sich auch gegen die Formulierung, es herrsche ein "erbitterter Streit" im Spessart, wie es in einer Sendungsvorschau des BR geheißen habe. 

Eine ähnliche Richtung schlug der frühere CSU-Staatsminister Eberhard Sinner ein: Der Fehler in der Debatte um den Nationalpark sei gewesen, dass die Staatsregierung dem Spessart den Nationalpark habe "überstülpen" wollen. "Ich schlage vor, dass sich die Regierung jetzt zurückhält und die Region machen lässt", sagte er an Aiwanger gewandt.

Main-Spessarts Landrätin Sabine Sitter (CSU) erklärte, man habe in der Machbarkeitsstudie bewusst keine Kernzone erarbeiten lassen, um nicht den Vorwurf aufkommen zu lassen, man habe dem Spessart etwas "übergestülpt". Jetzt müssten die Kommunen ihren Anteil beitragen, dann gehe man "weiter in Diskussionen", das sei die Hausaufgabe von der Regierung und dem Landwirtschaftsministerium gewesen.

Aiwanger machte dagegen deutlich, dass sich der Freistaat Bayern nicht mit weiteren Waldflächen an der Kernzone eines Biosphärenreservats beteiligen werde. "Entweder das Reservat wird kleiner, oder die Kommunen oder wer Lust hat, kann Flächen stellen." Darin sei er sich mit CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber einig. Er kritisierte, dass man gleich ein Biosphärenreservat in "Maximalgröße" plane. "Man gibt den kleinen Finger und der Naturschutz nimmt gleich die ganze Hand." Großen Applaus erntete er auch für die Aussage, es sei nicht richtig, ständig Unruhe zu in die Region zu bringen – erst mit dem Nationalpark, jetzt mit dem Biosphärenreservat, "und dann wird denen etwas Neues einfallen, was man der Region überstülpen kann".

Und nun: Wem gehört der Spessart?

Für ein Reservat sprachen sich neben BUND-Chef Mergner beispielsweise Katja Manger vom Alpenverein Main-Spessart und Gastronom und Hotelier Dennis Imhof aus. Beide betonten die großen Chancen, die der Unesco-Stempel für die Naherholung und den Tourismus haben könnte. "Wir setzen uns ein für einen sanften, nachhaltigen Tourismus", sagte Imhof. Davon profitierten nicht nur Gäste, sondern auch Einheimische. Von Kollegen aus der Rhön höre er viel Gutes. "Wir haben im Moment ein Wirtshaussterben, gerade in den kleinen Gemeinden. Das Biosphärenreservat würde uns wieder einen Aufschwung bringen."

Die Frage aus dem Sendungstitel – "Wem gehört der Spessart?" – beantwortete Co-Moderation Franziska Eder am Ende der Sendung mit einem Zitat aus einer Zuschauerzuschrift: "Der Spessart gehört, wenn überhaupt, unseren Kindern."

 
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  • Edith Kram
    @GF: jeder Wald hat seine "bio-diversen" und "bio-spärischen" Bereiche, die schon immer im Rahmen der normalen Waldbewirtschaftung geachtet und geschützt wurden. Das auch die "Holzrechte" dies berücksichtigen, bin ich überzeugt.
    Somit könnten beide "Lager" eigentlich in friedlicher Koexistenz agieren.
    Doch ähnlich wie bei "Nationalpark Steigerwald" wollen Bürokraten andernorts den Fachleuten hier vorschreiben, wer wo wann und wie den Wald nutzen darf. Flexibilität und Kompromißbereitschaft gleich null.
    Auch der Nutzen für den Tourismus ist gleich Null. Hat doch "Vater Staat" in den letzten Monaten systematisch die kleinen Gasthäuser kaputt geregelt. Neben den Vorschriften der EU, die auch das örtliche Zulieferhandwerk hart getroffen haben.
    Letztlich profitieren nur die Großen - die Städte außen herum und die großen Hotelketten.
    Anstatt unseren kranken Wäldern zu helfen, will man sie in Watte packen, zur Schau stellen und dann einfach verrotten lassen.
    So nicht!
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  • Klaus Weyer
    Auf der Homepage des Biosphärenreservats Rhön, erkenne ich, dass man keine Traktoren in der Kern- und auch keine in der Pflegezone benutzen darf. Eine ehrliche und verständliche Aufklärung (keine Wissenschaftliche!) ist dringend notwendig.
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  • Klaus Weyer
    Eine Biosphärenregion besteht aus 3 Zonen. Die Kern-, Pflege- und Entwicklungszone. Nach den Regeln der Biosphärenregion, kann im Worst Case, die Kernzone 40% der gesamten Region betragen.
    Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wenn Leute mit ihren Motorsägen und Traktoren lärmend auf die Straße und vor die Ämter gebracht werden sollen, ist zu viel Fachwissen von Grund auf schädlich.
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  • Klaus Weyer
    Die Idee des Biosphärenreservat Spessart entstammt dem Lohrer Stadtrat. Damit ist für mich klar, was sich dahinter verbirgt: Mehr Touristen nach Lohr zu bringen. Diesmal auf Kosten der Steuerzahler und der Anwohner im Spessart. Ein nächster Schritt, nach den braunen „Lohr a.Main Schneewittchenstadt“ Schildern an der Autobahn A3.
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  • Lydia Hock
    Ich habe Gestern Abend einen überheblichen arroganten Vorsitzenden des Bund Naturschutz erlebt. Der Umgangston, mit dem Richard Mergner mit dem Wirtschaftsminister sprach, war einfach unverschämt.
    Und die Aussagen werden auch nicht richtiger, wenn ich sie gebetsmühlenartig wiederhole.
    Außer Grüne Träumereien waren wenig Fakten von ihm zu Hören.
    Warum wurden die Kernzonen Nicht vorgestellt ?
    Damit wäre klar gewesen, Wer von den Einschränkungen betroffen ist und wer Nicht ?!
    So wurde nur Stimmung gemacht OHNE klare Faktenlage !
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  • Martin Deeg
    Sie meinen den "Wirtschaftsminister", der vergangen Woche in einer Talkshow Bürgergeldempfänger und Politiker diverser Parteien als "Taugenichtse" beleidigte....?

    Es ist unfassbar, dass dieser Mensch überhaupt noch politische Verantwortung trägt.
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  • Elisabeth Hofmann
    sie sollten schreiben, was der Wirtschaftsminister im Detail genau gesagt hat und keine Polemischen Aussagen abgeben.

    Aiwanger hat gesagt. Taugenichtse sind Leute, die arbeiten könnten aber nicht wollen und Bürgergeld beziehen. Die bis Mittag im Bett liegen und sich nicht einbringen wollen. Und genau das ist richtig. Er hat auch dezidiert gesagt: Wer krank ist oder anderweitig nicht arbeiten kann, ist damit nicht gemeint.

    Oder wollen sie dass Faulenzer (anderes Wort für Taugenichtse) von ihrem Geld sich einen schlauen Lenz machen ??

    Wie sagte Altbundespräsident richtig. Es bringt nichts wenn die etablierten Parteien, nicht sagen was wirklich in diesem Land los ist. Das befördert nur die Rechtsextremen AFD-ler.
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  • Ottmar Söllner
    Herr Aiwanger bezieht ein sehr hohes Bürgergeld
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  • Alfred Nowak
    Harte Wortwahl, aber einfach die Wahrheit.
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  • Schauen‘s, Herr Deeg, es gibt diese Taugenichtse, und zwar zu genüge. Und dass wir sie mit Samthandschuhen anfassen und immer nur politisch korrekt umschreiben hat nichts, aber auch gar nichts an Verbesserung gebracht. Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, klarere Worte zu finden. Und seien Sie doch mal ehrlich zu sich selbst: Auch in Ihrem Umfeld fallen Ihnen zum Wort „Taugenichts“ doch einige Gesichter ein, oder?!
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  • Martin Deeg
    Nein Frau Hahn (und Vorrednerin), mir fällt zum Thema "Taugenichts" überhaupt niemand ein, da ich nicht in solchen simplen Denkmustern stecke - und einem wie Aiwanger schlicht die intellektuelle Fähigkeit abspreche, zwischen "guten" Bürgergeldempfängern etc. (krank, unverschuldet etc....) und "schlechten" Bürgergeldempfängern etc. ("liegen bis Mittag im Bett"...) unterscheiden zu können.

    Das ist derart unterkomplex und intellektuell unwürdig, dass es mich schüttelt. Schlimm genug, dass es Menschen gibt, die auf sowas reinfallen.
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  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Werner Dereser
    Herr Aiwanger hat recht!
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  • Willi Rößner
    Kein positiver Effekt durch Biospährenreservat. Kräuterwanderungen, Streuobstwiesen, schöne Eichenwälder, alte Eichen, Artenschutz funktionieren auch ohne ein Biospärenreservat. Es wird hier nur eine neue Bürokratie, mit zusätzlichem Personal auf Kosten des Steuerzahlers aufgebaut. Das Geld kann nutzbringender eingesetzt werden.
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  • Klaus Weyer
    Eigentlich fordert doch jeder den Abbau des Bürokratismus und die Reduzierung der Ausgaben.
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  • Gregor Ziems
    Es ist traurig wie wenig konstruktiven Beitrag ein Herr Aiwanger in jeder Debatte beiträgt. Mehr als Populismus kann er nicht.
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  • Klaus Weyer
    Seit 2017 Biosphärenreservat.
    Was mir auffiel, nach 6 Jahren sind die Betroffenen sehr schlecht informiert. Auch die Bürgermeister der Spessart-Orte.
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  • Lydia Hock
    Genau. Bis jetzt wurde den Bürgermeistern und den Gemeinderäten ja immer erzählt: Erst muss die Machbarkeitsstudie vorliegen, dann werdet ihr eingebunden.
    Die Meisten wissen noch gar Nichts, und das ist Absicht.
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  • Klaus Weyer
    Glaub ich auch.
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