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Fussball: Landespokal
FC 05 Schweinfurt gegen Würzburger Kickers: Drei denkwürdige Unterfranken-Derbys
Traumtore, ein Sieg am Grünen Tisch, Bengalische Feuer: Die Duelle zwischen den beiden unterfränkischen Fußball-Klubs hatten es oft in sich.
Bengalische Feuer im Block: Sowohl Schweinfurter als auch Würzburger Anhänger zündeten Pyrotechnik und sorgten einst beinahe für einen Spielabbruch.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Bengalische Feuer im Block: Sowohl Schweinfurter als auch Würzburger Anhänger zündeten Pyrotechnik und sorgten einst beinahe für einen Spielabbruch.
Frank Kranewitter
 und  Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

An diesem Freitag findet im Sachs-Stadion in Schweinfurt wieder ein Unterfranken-Derby in der Fußball-Regionalliga Bayern statt: FC 05 Schweinfurt gegen Kickers, Schweinfurt gegen Würzburg, Grün gegen Rot. Das Duell der beiden Traditionsklubs übt eine besondere Faszination auf die unterfränkischen Fußballfreunde aus. Die Rivalität ist alt und die Duelle hatten es oft in sich. Drei Derbys aus der Vergangenheit, die besonders in Erinnerung bleiben:

12. Juli 2013: Daniel Maches Traumtor aus 40 Metern

Was für ein Tor: Aus vollem Lauf und mindestens 40 Metern hob Daniel Mache den Ball über den zu weit vorn stehenden Keeper Daniel Tsiflidis ins Kickers-Tor. 2:1 in der 77. Minute. Am Ende stand´s durch weitere Schnüdel-Tore von Tom Jäckel und Steffen Krautschneider 3:1 für den FC 05 Schweinfurt im Regionalliga-Eröffnungsspiel der Saison 13/14. Der Aufsteiger hatte die hoch gehandelten Würzburger (Torschütze Ricardo Borba) vor 6207 Zuschauern im Sachs-Stadion leidenschaftlich niedergerungen. Kickers-Coach Dieter Wirsching war anschließend stinksauer und kündigte individuelle Straftrainings an: "Wer nicht läuft, dem machen wir Beine."

Der Schweinfurter Torschütze zum 2:1, Daniel Mache, feiert den Derbysieg über die Würzburger Kickers mit den Fans am Zaun.
Foto: Wetterich | Der Schweinfurter Torschütze zum 2:1, Daniel Mache, feiert den Derbysieg über die Würzburger Kickers mit den Fans am Zaun.

"So ein Highlight darf nicht jeder Fußballer erleben", sprudelte indes die Euphorie an diesem Freitagabend nur so aus 05-Kapitän Florian Hetzel. Und Mache betätigte sich in seiner Kunstschuss-Analyse als erfolgreicher Hellseher: "So ein Tor ist mir noch nie gelungen, und es wird mir wohl auch nicht mehr gelingen." Einen Monat später belegte er damit bei der Wahl zum Tor des Monats Juli in der ARD-Sportschau Platz zwei, hauchdünn hinter dem Schalker Raúl.

Am Saisonende landeten die Kickers im Mittelfeld, die Nullfünfer dank eines finalen und, sagen wir, etwas kurios zu Stande gekommenen 4:3 über Heimstetten, gerade noch in der Relegation. In der hielten sie gegen Aubstadt und Rosenheim die Liga.

7. Oktober 2014: Adam Jabiri trifft für die Kickers

Die Würzburger Kickers waren im Herbst 2014 im Aufbruch. Im dritten Jahr in der Regionalliga Bayern hatten sie zum großen Wurf ausgeholt. 3x3 hieß das Projekt. In spätestens drei Jahren sollte es in die 3. Liga gehen. Doch schnell wurde klar: Die Kickers gehen gleich im ersten Jahr aufs Ganze. Trainer Bernd Hollerbach hatte den ganzen Verein auf links gedreht und kam mit einer Profi-Mannschaft nach Schweinfurt, die in der Frühphase der Saison bereits ihre Aufstiegs-Ambitionen eindeutig untermauert hatte. Das Derby sollte nun die Verhältnisse gerade rücken. Die Kickers wollten dem FC 05 enteilen.

Torjubel nach dem 2:0: Adam Jabiri, inzwischen für den FC 05 Schweinfurt auf Torjagd, tütete den Derbysieg der Kickers ein.
Foto: Anand Anders | Torjubel nach dem 2:0: Adam Jabiri, inzwischen für den FC 05 Schweinfurt auf Torjagd, tütete den Derbysieg der Kickers ein.

Doch an diesem Oktober-Abend leisteten die auf dem Papier deutlich unterlegenen Gastgeber erbitterten Widerstand. Eine Halbzeit lang war es ein ausgeglichenes Spiel. Am Ende aber setzte sich dann doch die individuelle Klasse der Würzburger durch. Marco Haller brachte die Kickers in Halbzeit zwei mit einem formidablen 20-Meter-Schuss in Führung. In der Nachspielzeit machten die Würzburger mit einem Kontertreffer alles klar. Torschütze für die Rothosen: Adam Jabiri. Hollerbach hatte den heutigen FC-05-Goalgetter im Sommer 2014 aus Worms zurück in seine unterfränkische Heimat geholt. Am Ende stand für die Kickers ein 2:0-Arbeitssieg.

Es gab in dieser Spielzeit gewiss glanzvollere Auftritte. Und doch war das Derby für Hollerbach damals ein wichtiger Entwicklungsschritt für seine Mannschaft. "Ein Match gegen einen Gegner, der sich so wehrt, haben die Spieler einmal gebaucht. Daran wächst man." Erfahrungen, die den Kickers womöglich in den entscheidenden Spielen um den Aufstieg nutzten. Nach der souverän gewonnen Regionalliga-Meisterschaft setzte sich das Hollerbach-Team in den Entscheidungsspielen erst im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Saarbrücken durch und stieg in die 3. Liga auf.

12. September 2018: Bengalos und ein folgenschwerer Fehler

Bengalo-Exzesse beider "Fan"-Lager, Spielunterbrechungen, beinahe ein Abbruch und letztendlich eine Entscheidung am Grünen Tisch: 5150 Zuschauer waren im Sachs-Stadion Zeuge eines denkwürdigen Achtelfinal-Derbys im BFV-Pokalwettbewerb – und sahen im Regionalligisten FC 05 Schweinfurt vermeintlich einen verdienten 3:1-Sieger. Marco Fritscher, Alexander Piller und Adam Jabiri trafen für Schweinfurt, Patrick Breitkreuz für Würzburg – am Ende alles für die Katz, weil die Nullfünfer nur drei statt der vorgeschriebenen vier U-23-Spieler auf dem Zettel hatten, die Kickers das anzeigten und das Sportgericht die Partie mit 2:0 für den Drittligisten wertete.

Bengalische Feuer im Block: Sowohl Schweinfurter als auch Würzburger Anhänger zündeten Pyrotechnik und sorgten vor vier Jahren beinahe für einen Spielabbruch.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Bengalische Feuer im Block: Sowohl Schweinfurter als auch Würzburger Anhänger zündeten Pyrotechnik und sorgten vor vier Jahren beinahe für einen Spielabbruch.

"Schade, dass zwei Mannschaften dafür bluten müssen, dass Wenige gegen Vorschriften verstoßen. Es gehört nicht in ein Fußball-Stadion, dass man Angst vor einem Spielabbruch haben muss", kommentierte 05-Trainer Timo Wenzel die Ereignisse auf den Rängen genauso treffend wie Kickers-Kapitän Sebastian Schuppan: "Das waren einfach unwürdige Zustände. Das kann man auch nicht einfach als Derby-Stimmung abtun. Das war Mist."  Nun, Mist war auch, dass bei den Schnüdeln ein U-23-Akteur zu wenig im Kader stand – ein folgenschwerer Formfehler, der bereits acht Tage nach dem Spiel geahndet wurde, worauf 05-Sportleiter Gerd Klaus die Konsequenz zog und von seinem Amt zurücktrat.

Statt des FC 05 zogen also die Kickers ins Viertelfinale beim FV Illertissen ein. Das gewannen sie im Elfmeterschießen, das Halbfinale in Unterhaching deutlich mit 3:0 und schließlich holten sie sich mit einem weiteren 3:0 in Aschaffenburg auch den BFV-Pokal.

 
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