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Fußball
Jürgen Pfau will das Geld der Fußball-Profis gerechter verteilen
Die kleinen Fußballvereine liegen Jürgen Pfau am Herzen. Seit fast zwei Jahrzehnten setzt sich der Funktionär für deren Interessen ein. Das kostet ihn nicht nur Zeit.
Jürgen Pfau beim Bezirkstag des Bayerischen Fußball-Verbandes im April in Veitshöchheim.
Foto: Julien Becker | Jürgen Pfau beim Bezirkstag des Bayerischen Fußball-Verbandes im April in Veitshöchheim.
Michael Kämmerer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:45 Uhr

Jürgen Pfau gehört zu den höchsten Vertretern des Fußballs im Freistaat: Der 46-Jährige aus Frankenwinheim ist Vizepräsident des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) und Bezirksvorsitzender in Unterfranken, wo 2450 Mannschaften in 800 Vereinen am Spielbetrieb teilnehmen. In unserem Interview-Format "Steilpass" erzählt der Vater dreier Töchter, warum er nicht BFV-Präsident werden wollte, was er im Fußball ändern würde und was dabei sein skurrilstes Erlebnis war.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Jürgen Pfau: Die Main-Post. Als langjähriger Fußballfunktionär bin ich in ganz Unterfranken herumgekommen, sodass mich wohl alle Vereine, Spieler und Schiedsrichter kennen.

Wie war Ihr Laufweg?

Pfau: Ich war Torwart beim TSV Heidenfeld in der Kreisklasse, bin parallel dazu mit 18 Jahren Schiedsrichter geworden und habe fast 20 Jahre gepfiffen, davon neun in der Bezirksoberliga. Seit 2003 bin ich Verbandsfunktionär, erst bei den Junioren, dann als Spielleiter im Kreis Schweinfurt. 2013 bin ich zum Bezirksvorsitzenden gewählt worden, ein Jahr später dann zum bayerischen Vizepräsidenten.

Was macht die Karriere neben der Funktionärskarriere?

Pfau: Ich bin Kriminalhauptkommissar beim Polizeipräsidium Unterfranken, Sachgebiet Verbrechensbekämpfung, in dem wir mit entlassenen Strafgefangenen zu tun haben. In den letzten Jahren ist auch die Bekämpfung der Kinderpornografie ein Schwerpunkt geworden.

Beim Bezirkstag im April wurden Sie von den 176 Delegierten einstimmig im Amt des Vorsitzenden bestätigt. Was leiten Sie aus diesem Wahlergebnis ab?

Pfau: Das ist ein Vertrauensbeweis, für den ich dankbar bin. In einer Amtsperiode von vier Jahren trifft man Entscheidungen, die nicht jeden glücklich machen. Trotzdem ist das Ergebnis eine Bestätigung, dass man zumindest im Sinne der großen Mehrheit der Vereine alles richtig gemacht hat. Gleichzeitig sehe ich das Votum als Auftrag für die Zukunft, die bestehenden Herausforderungen zu meistern, vor allem wieder mehr Kinder in die Vereine zu bringen und die Erwachsenen möglichst lange dort zu halten, auch über die aktive Laufbahn hinaus. Denn ohne die Ehrenamtlichen geht es nicht. Das gilt auch für die Schiedsrichter.

Dieses Jahr wurde auch die Verbandsspitze neu gewählt. Hatten Sie keine Ambitionen, Präsident zu werden, nachdem Rainer Koch seinen Rückzug angekündigt hatte?

Pfau: Diese Ambitionen gab es trotz aller Abwägungen nicht. Ich bin in Unterfranken daheim und damit weit weg von der Zentrale in München. Als Präsident, so reizvoll dieses Amt auch ist, müsste ich mehrmals in der Woche dort sein. Das wollte ich mir mit meiner Familie und mit der Arbeit nicht zumuten. Meine Kinder sind zwölf, zehn und sechs Jahre alt. Wären sie schon erwachsen, hätte ich über eine Kandidatur vielleicht nachgedacht.

Wie viel Zeit kosten Sie Ihre Ehrenämter? Wie viele Kilometer sind Sie im Jahr für den BFV unterwegs?

Pfau: Die Mühe, das zu dokumentieren, habe ich mir in all den Jahren noch nicht gemacht. Vielleicht ist es auch besser so, damit ich nicht ins Grübeln komme, ob es das wert ist. Trotz allem treibt mich die Liebe zum Fußball an: Mir ist es ein Anliegen, für alle, die mit diesem Sport zu tun haben, gute Bedingungen zu schaffen. Als BFV-Vizepräsident bin ich zuständig für die Jugend und die gesellschaftlichen Themen wie Diversität, Diskriminierung und Nachhaltigkeit. In Unterfranken ist es meine Aufgabe, zusammen mit 110 ehrenamtlichen Mitarbeitern zu koordinieren, dass der Spielbetrieb rundläuft.

Bleibt da noch Zeit für andere Hobbys?

Pfau: Kaum, außer dass ich mich mit Laufen fit halte. Fußballspielen traue ich mir nach einer Meniskusoperation vor drei Jahren nicht mehr zu.

An der Basis ist immer wieder zu hören, der BFV entscheide über die Köpfe seiner Mitglieder hinweg. Es gehe darum, mit den Vereinen Geld zu verdienen. Was halten Sie den Kritikern entgegen?

Pfau: Das ist mir zu pauschal. Fakt ist: Alle vier Jahre werden bei den Kreistagen und Bezirkstagen sowie beim Verbandstag die Weichen für die Zukunft gestellt. Die Delegierten sind in der Mehrzahl Vereinsvertreter. Womöglich hängen solche Aussagen damit zusammen, dass den Leuten die Hintergründe für manche Entscheidungen nicht bekannt sind. Wir als Verband kommunizieren sehr viel, und wer sich wirklich interessiert, bekommt Antworten auf seine Fragen. Und was die Abgaben an den BFV angeht, ist es so, dass wir die Kosten damit nur bedingt decken können und diese über Werbung und Sponsoring refinanzieren müssen, um den Vereinen einen gut organisierten Spielbetrieb und stabile Beiträge bieten zu können. Die Arbeitsgruppe Finanzen, die unseren Haushalt mitgestaltet, besteht aus Vereinsvertretern. Da gibt es keine Hinterzimmerpolitik. Wir machen den Vereinen vielfältige Angebote wie kostenlose Schulungen und Beratungen. Auch das wird oft vergessen.

Was war Ihr skurrilstes Erlebnis im Fußball?

Pfau: Das war zu meiner Zeit als Schiedsrichter. Wir sind zu Hause losgefahren, hatten bestes Wetter. Am Spielort in Pflaumheim am Untermain stand durch einen Wolkenbruch alles unter Wasser. Es war nur Schwimmen möglich. Wir haben das Spiel abgesagt und die Mannschaften nach Hause geschickt.

Was würden Sie im Fußball ändern, wenn Sie könnten?

Pfau: Das Geld, das in den Fußball gepumpt wird, sollte gerechter verteilt werden. Das Ungleichgewicht zwischen den Profis und den Amateuren ist zu groß. Damit an der Basis mehr ankommt, müsste es höhere Pflichtabgaben der Profivereine geben, auch wenn sich das rechtlich nicht durchsetzen lässt. Die großen Klubs sind schließlich nur erfolgreich, weil ihre Spieler bei kleinen Vereinen angefangen haben.

Wen spielen Sie an?

Pfau: Bundesliga-Schiedsrichter Benjamin Brand vom FC Schallfeld. Ich kenne ihn seit seiner Kindheit. Wir waren gemeinsam in der Schiedsrichtergruppe Gerolzhofen. Er ist ein gutes Beispiel, wie man es mit Talent und Leistungsbereitschaft nach ganz oben schaffen kann, selbst wenn man aus einem kleinen Verein kommt.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
cam
 
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