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Handball: 2. Bundesliga
Rimparer Wölfe: Ligabestwert in der Abwehr
Der Zweitligist hat eine schwierige Saison mit Trainer- und Systemwechseln hinter sich. Warum es erst Ende Juli mit dem neuen Trainer weitergeht und wo es besonders hakte.
Nicht nur durch diesen gehaltenen Siebenmeter des Gummersbachers Raul Santos hat Rimpars Nummer eins Marino Mallwitz seine Verpflichtung gerechtfertigt.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Nicht nur durch diesen gehaltenen Siebenmeter des Gummersbachers Raul Santos hat Rimpars Nummer eins Marino Mallwitz seine Verpflichtung gerechtfertigt.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:14 Uhr

Eine kräftezehrende Corona-Saison ist am Wochenende in der Zweiten Handball-Bundesliga zu Ende gegangen. Die Rimparer Wölfe haben sie, es war bereits die achte, auf dem 12. Platz abgeschlossen. Wir ziehen Bilanz und blicken nach vorne.

Konnten die Wölfe ihren Torwart Max Brustmann, der nach der abgebrochenen Saison 2019/20 seine Karriere mit 38 Jahren beendet hat, ersetzen?

Ja. Keine Frage, der langjährige Rimparer Schlussmann war mit seinen Paraden die personifizierte Lebensversicherung des Zweitligisten. Doch Neuzugang Marino Mallwitz ist in seine Fußstapfen getreten. Ein bisschen zu groß sind sie natürlich schon noch. Auch muss der 24-Jährige erst zeigen, dass er sein Niveau über längere Zeit hinweg halten kann. Manch ein Auftritt erinnerte aber schon stark an Brustmanns Galavorstellungen. Mitte März schaffte der gebürtige Lübecker etwa im Derby gegen den TV Großwallstadt mehr als 20 Paraden. In der offiziellen Statistik der Zweiten Bundesliga wird er auf einem starken fünften Platz mit durchschnittlich 8,6 Paraden je Spiel geführt (Abwehrquote: 33 Prozent). Der ein Jahr ältere Andreas Wieser hat zwar in dieser Saison mehr spielen dürfen als unter Brustmann. Die Rolle als zweiter Torhüter konnte er aber nicht ablegen.

Wie haben sich Abwehr und Angriff entwickelt?

Die Statistik spricht eine klare Sprache: Die Wölfe haben nach Gegentoren die beste Defensive (24,89 Tore) und nach eigenen Treffern die schlechteste Offensive (24,72) der Liga. Diese Werte sind allerdings nur bedingt aussagekräftig, weil die Rimparer insgesamt relativ wenige Angriffe je Spiel gefahren haben. Kein Wunder, dass der beste Wölfe-Werfer erst auf dem 48. Platz aller Zweitliga-Torschützen zu finden ist: Linksaußen Dominik Schömig mit 114 Toren in 36 Spielen. Immerhin war Steffen Kaufmann einer der erfolgreichsten Vorlagengeber der Liga (118). In den vergangenen Wochen hat man versucht, vorne schneller abzuschließen und häufiger den siebten Feldspieler zu bringen. Dies fruchtete alles in allem. Der neue Trainer Julian Thomann möchte die offensivere Ausrichtung offenbar so fortführen. "Wir sind auf das schnelle Spiel angewiesen. Wir werfen so einfach mehr Tore", erklärte zuletzt auch DJK-Kapitän Patrick Schmidt.

Warum wurde das Saisonziel einstelliger Tabellenplatz nicht erreicht?

Das hat sicherlich verschiedene Ursachen. Die offenkundigste ist die Auswärtsschwäche. In 18 Spielen in der Fremde gelangen den Rimparern gerade drei Siege und nur ein Remis. Diese Ausbeute ist abstiegswürdig. Die geringe Zahl geworfener Treffer wurde bereits erwähnt. Hinzu kamen noch mehrere Pechsträhnen bei Verletzungen und Corona-Positivfällen. Die vielen Spielverlegungen taten ihr Übriges. "Es war nicht alles in dieser Saison schlecht", zog der frühere Abwehrchef Stefan Schmitt neulich als Co-Kommentator bei Sportdeutschland.tv ein Fazit: "Die erste Phase war sogar richtig gut." Dann folgten auch einige knappe Niederlagen. Die Highlights dürften neben den beiden Derby-Siegen über Großwallstadt die Heimerfolge gegen die Spitzenteams aus Gummersbach und Nettelstedt gewesen sein.

Wie hat sich die Mannschaft, die sechs Neuzugänge zu integrieren hatte, entwickelt?

Die Wölfe blieben insgesamt hinter dem Niveau des Vorjahres zurück. Die Neuzugänge dürfen aber als gelungenes Verpflichtungspaket angesehen werden. Neben Schlussmann Mallwitz übernahm auch der israelische Nationalspieler Yonatan Dayan auf Anhieb eine tragende Rolle auf der Spielmacher-Position. Tommy Wirtz, der den Verein nach nur einer Saison wieder verlässt, begann stark, musste aber schließlich seinem beständigen Konkurrenten auf Linksaußen, Dominik Schömig, die meisten Spielanteile überlassen. Der slowenische Kreisläufer David Kovacic hat sich im Laufe der Saison immer besser an das Niveau herangepirscht. Die jungen Valentin Neagu und Yannik Bialowas hatten noch einen schweren Stand.

Verabschiedete sich nach dem Heimsieg über  den TuS N-Lübbecke vom Wölfe-Anhang: Tommy Wirtz.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Verabschiedete sich nach dem Heimsieg über  den TuS N-Lübbecke vom Wölfe-Anhang: Tommy Wirtz.
Wie kam der Klub finanziell durch die Saison?

"Wir haben überlebt." So lautet die erste Antwort von Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer. Das sei der Coronahilfe vom Bund, aber auch den Dauerkarteninhabern und Sponsoren zu verdanken, die dem Verein entgegen gekommen seien. Dennoch brach der ohnehin nicht üppige Etat der Wölfe um etwa 20 Prozent ein. Sauer ist froh, dass fast alle Geldgeber an Bord geblieben sind, sieht allerdings eine Wettbewerbsverzerrung, weil andere Klubs – etwa in Thüringen – auch von Landesseite aus unterstützt werden. Da es zudem noch völlig offen ist, wie viele Zuschauer im Herbst in die Hallen zurückkehren dürfen, bleibt der Geschäftsführer gerade im Hinblick auf Neuzugänge zurückhaltend. "Wir wollen die drei Lücken füllen, werden dies aber wohl mit jungen Spielern angehen."

Was ist sonst noch passiert?

Auf der Zielgeraden der Saison hat sich auch abseits des Feldes einiges bei den Wölfen getan. Da wäre allen voran die Freistellung von Trainer Ceven Klatt am 21. Mai unmittelbar nach einem Heimspiel. Für die sechs noch verbliebenen Spiele verpflichteten die Rimparer den erfahrenen Rolf Brack. "Rolf hat ein ähnliches Gen wie unser neuer Coach. Wir wollten mit dem Trainerwechsel einen nahtlosen Übergang hinbekommen und die Saison nicht austrudeln lassen", sagt Sauer rückblickend. In der neuen Saison treffen die Wölfe auf ihren alten Trainer. Denn Klatt geht zum Erstliga-Absteiger Eulen Ludwigshafen. Zwei Rimparer Spieler sind im Juni Väter geworden: Rechtsaußen Julian Sauer (Sohn) und Kreisläufer David Kovacic (Tochter).

Wann geht's wie weiter?

Nach diesem zähen Saisonfinale benötigen die Wölfe vor allem eines: Pause und Erholung. Daher wird Neutrainer Thomann aller Voraussicht nach erst am 30. Juli mit der Vorbereitung starten. Eigentlich war angedacht, dass die neue Saison bereits Anfang September startet, für die Rimparer mit einem Derby beim TV Großwallstadt. Doch die Mehrheit der Zweitligisten hat sich dafür ausgesprochen, den ersten Spieltag zu verlegen, weshalb es für die Rimparer am 10./11. September mit einem Heimspiel losgeht. Davor steht am letzten August-Wochenende noch die DHB-Pokal-Qualirunde an, diesmal ohne Final Four und ohne die Erstligisten. Im Topf sind 14 Zweitligisten sowie zehn Drittligisten. Die Auslosung erfolgt Mitte Juli. Die Sieger dieser Duelle qualifizieren sich dann für die Hauptrunde.

 
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