Handball, 2. Bundesliga
DJK Rimpar Wölfe - VfL Gummersbach 28:24 (16:10)
Favoriten ärgern, Teil zwei: Vier Tage nach dem souveränen Heimsieg über den VfL Lübeck-Schwartau haben die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe dem Tabellenzweiten VfL Gummersbach auf dem Weg zum ersehnten Wiederaufstieg ein Bein gestellt. Am Donnerstagabend rangen die Unterfranken die Oberbergischen nach Dominanz in der ersten und Dramatik in der zweiten Halbzeit im coronabedingt verlegten Nachholspiel des achten Spieltages in der s.Oliver Arena mit 28:24 (16:10) nieder. Dank einer geschlossenen leidenschaftlichen Mannschaftsleistung.
"Die Emotionen haben heute den Unterschied gemacht", meinte Rimpars Mittelmann Yonatan Dayan nach dem Start-Ziel-Coup gegen seinen Ex-Klub, der ihm ein "überragendes Gefühl" bescherte. Der Israeli hatte in der Rolle des Jokers nach der Pause am Erfolg entscheidenden Anteil. DJK-Coach Ceven Klatt lobte die "Einstellung, Courage und Leidenschaft" seines Teams.
Was Sigurdsson schwer akzeptieren kann
Genau die hatte sein Kollege bei den Seinen schmerzlich vermisst. "Wir haben genau das bekommen, was wir verdient haben", sagte Gummersbachs Startrainer Gudjon Valur Sigurdsson. "Ich kann mit verworfenen Bällen leben, aber ganz schwer akzeptieren, dass wir gegen eine Mannschaft verloren haben, die es mehr gewollt hat, die 200 Prozent gekämpft hat und die uns vorbildlich gezeigt hat, wie man sich als Handballer auf dem Spielfeld verhalten kann und soll." Angesprochen auf den Dämpfer im Aufstiegskampf, antwortet der Isländer: "Was sollen wir über den Aufstieg reden, wenn wir es so schwer haben, auswärts zu bestehen?"
Während bei den Gastgebern weiter Kreisläufer Michael Schulz (Schulterprobleme) fehlte, mussten die Gäste auf zwei Hochkaräter verzichten. Toptorwart Matthias Puhle, Nummer eins der Liga, hatte sich einen Magen-Darm-Infekt zugezogen. Für den 35-jährigen Routinier rückte der 22 Jahre junge Portugiese Diogo Valerio zwischen die Pfosten, der in dieser Saison erst fünf Stunden und zwei Minuten im Einsatz gewesen war. Er verlor das Keeper-Duell gegen Marino Mallwitz mit 11:15. VfL-Toptorschütze Alexander Hermann, österreichischer Rückraum-Auswahlakteur, fällt indes noch länger wegen eines Nasenbeinbruchs aus.
Wölfe hinten gallig, vorne gefährlich
Ins Duell der besten Abwehr gegen den besten Angriff der Liga starteten die Wölfe sichtlich heiß, hellwach und hochkonzentriert. Hinten gallig bis giftig, vorne gefährlich im Tempo- und geduldig im Positionsspiel. Nach einem 4:0-Lauf zum 8:3 (12.) sah sich Sigurdsson zur ersten Auszeit gezwungen.
Der VfL-Coach schickte mit Raul Santos für Malte Meinhardt seinen zweiten von insgesamt drei österreichischen Nationalspielern aufs Feld. Der Wechsel zahlte sich aus: Binnen drei Minuten gelangen dem Linksaußen drei Treffer. Doch immer, wenn Gummersbach in dieser ersten Halbzeit auf drei Tore dran war, glänzte Mallwitz mit einer seiner zehn Paraden bis zur Pause und ermöglichte es seinen Kollegen, vorne nachzulegen.
Sechs-Tore-Führung zur Pause
"Unsere Abwehr-Torhüter-Kooperation hat heute fast alles richtig gemacht", verteilte Klatt verbale Blumen – auch an seine erfolgreichsten Werfer Steffen Kaufmann (sieben Tore) und Lukas Siegler (sechs), die im Rückraum die Akzente setzten. Von außen trafen Dominik Schömig und Julian Sauer, der beim 15:9 (27.) die erste Sechs-Tore-Führung herstellte.
Nach dem Seitenwechsel stellte Sigurdsson seine Defensive auf 5:1 um. Julian Köster störte die Struktur der DJK-Offensive. Dem VfL gelangen drei Treffer in Serie zum 17:13 (36.). "Dadurch haben wir etwas Hoffnung bekommen", so Sigurdsson.
Vier Zeitstrafen und eine Rote Karte für Rimpar
In der Folge kassierte Rimpar vier Zeitstrafen – zwei davon Philipp Meyer, der schon vorbestraft gewesen war und in der 41. Minute Rot sah. In dieser Phase hätten die Entscheidungen der Schiedsrichter "etwas einseitig" gewirkt, sagte der Abwehrchef. "Es ist nervig und zum Heulen, wenn man dann nicht mehr mithelfen kann."
Insgesamt waren die Wölfe mehr als vier Minuten lang nur zu viert auf dem Feld. Die Gäste kamen in dieser Phase unter anderem durch drei Tore von Fynn Herzig bis auf 17:20 (42.) heran – während die Gastgeber mit den Pfiffen haderten, vorne vorübergehend etwas ihre Linie und hinten den Zugriff verloren. "Ich habe die Auszeit da nur genommen, um die Mannschaft wieder zu fokussieren", erklärte Klatt. Nach 48 Minuten traf Lukas Blohme für den VfL zum ersten Ausgleich in diesem nun höchst umkämpften Match: 21:21. Doch in Führung gingen die Oberbergischen nie. Auch, weil Mallwitz noch zwei Siebenmeter parierte.
Dayans Nadelstiche
Beim Stand von 24:24 setzte Dayan gegen seinen Ex-Klub zwei Nadelstiche, Kaufmann erhöhte zum 27:24 (57.) – die Vorentscheidung. Nach dem Abpfiff herrschte großer Jubel, wie man ihn schon lange nicht mehr von den Unterfranken gesehen hat. Aus ihrer Kabine dröhnte noch lange Partymusik.
Weiter geht es für die Wölfe am Freitag, 16. April, mit dem letzten der drei Heimspiele in Serie. Dann ist der abstiegsbedrohte Wilhelmshavener HV zu Gast in Würzburg. Das Wiedersehen mit Gummersbach folgt gleich darauf (21. April) – beim Rückspiel in der Schwalbe Arena.