Rolf Brack spricht vor dem freitäglichen Nachholspiel beim HC Elbflorenz (4. Platz/34:24 Punkte) in Dresden (19.30 Uhr, Ballsport-Arena) – seinem ersten Einsatz in neuer Position – viel vom "Werder-Bremen-Effekt". Der 67-jährige Interimstrainer der Rimparer Zweitliga-Handballer (10./27:33) spielt damit auf den bisherigen Fußball-Erstligisten von der Weser an, der nach neun Pleiten und einem Remis in den letzten zehn Saisonspielen noch abgestiegen ist.
Dieser Vergleich hinkt natürlich. Das weiß wohl auch Brack. Andere Sportart, andere Liga, andere Abstiegskonstellation: Auch haben die Rimparer erst zwei Niederlagen in Folge kassiert – und können am Ende selbst im schlechtesten Fall höchstens acht Mal hintereinander verlieren. Und ob die Wölfe selbst bei einem solchen Einbruch tatsächlich noch absteigen, ist auch nicht ausgemacht, zumal dem Wilhelmshavener HV am Saisonende vier Punkte abgezogen werden und sich die beiden Kellerkinder Konstanz und Emsdetten im direkten Duell am 2. Juni gegenseitig die Punkte wegnehmen.
Der neue Coach hofft auf mehr Tempo
Und doch ist es aus Bracks Sicht nicht die dümmste Strategie, nach dem Rauswurf von Ceven Klatt den Abstiegskampf auszurufen – nicht nur, weil der Schwabe in seiner 30-jährigen Karriere schon – so hat er es im Gespräch mit dieser Redaktion ausgedrückt – die übelsten Erfahrungen in Saisonfinals gemacht hat und es das Restprogramm der Wölfe in sich hat, sondern auch, weil er die Mannschaft nach dieser zähen Corona-Runde noch bis in die Haarspitzen motivieren will und für Siege vermutlich auch muss.
"Ich werde mehr Tempo einfordern und dafür sorgen, dass die Abwehr noch stärker zusammensteht", bekräftigt Brack. Aus den durchschnittlich vier oder fünf Konter-Toren im Rimparer Spiel wolle er "acht plus x" machen. "Auch im Positionsangriff müssen wir zulegen", sagt der promovierte Sportwissenschaftler. So solle etwa der siebte Feldspieler häufiger zum Einsatz kommen – seit jeher eine Spezialität des langjährigen Balinger Erfolgstrainers.
Im Gegenzug möchte Brack die Zahl der Auslösehandlungen vorne auf etwa fünf reduzieren, "damit sich der Angriff aufs Wesentliche konzentrieren kann." Gemeint ist das Torewerfen. Denn daran haperte es zuletzt in Eisenach (17:26) und gegen Bietigheim (21:25) gewaltig.
Der Kapitän muss passen
Ein anderes Kaliber ist in dieser Hinsicht - und auch beim Tempo-Handball - der HC Elbflorenz, der am Dienstag mit 32:29 in Emsdetten gewinnen konnte und damit den vierten Platz zurückerobert hat. Bester Werfer auf Seiten der Sachsen ist der vormalige Coburger und Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig mit 160 Treffern in 29 Spielen. Bei Rimpar dürfte diesmal noch Kapitän Patrick Schmidt (Bänderriss) fehlen - womöglich erneut Lukas Siegler (Finger) und vielleicht auch Yannik Bialowas. Letzterer stand am Mittwochabend im Aufgebot seines personell arg gebeutelten Stammvereins HC Erlangen und schaffte bei der klaren 28:36-Pleite gegen die HSG Wetzlar um den vormaligen Rimparer Kreisläufer Patrick Gempp auch sein erstes Bundesliga-Tor.
Am Sonntag spielt der HCE bei den Füchsen Berlin. Solche namhaften Klubs ist Brack eigentlich gewohnt. Sein letztes Engagement war im Februar 2020 ein allerdings nur 24 Tage währendes - ausgerechnet in Erlangen. Danach hat er, der bis 2016 zweieinhalb Jahre für die Schweizer Nationalauswahl verantwortlich gewesen war, seine Trainerkarriere für beendet erklärt. Nun möchte Brack in Rimpar selbstredend den "Werder-Bremen-Effekt" verhindern. Ein Erfolg beim HC Elbflorenz würde hierfür bereits reichen.