
Handball, Zweite Bundesliga
DJK Rimpar Wölfe – TuS Fürstenfeldbruck
(Donnerstag, 20 Uhr, s.Oliver Arena)
Die Wurzeln liegen nach wie vor in Zirndorf, doch am Wochenende treibt es Vater und Sohn quer durch Sport-Deutschland. Yannik Bialowas, 19 Jahre, ist seit dem Jahreswechsel mit Zweitspielrecht ein Bestandteil des Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe (13./18:24). Sein Vater Dr. Jochen Gruber (56) arbeitet vor den Toren Fürths in einer Gemeinschaftspraxis und ist zudem Mannschaftsarzt beim Fußball-Bundesligisten SC Freiburg. "Wir reden zu Hause nicht viel über Sport", berichtet Bialowas, "sonst wäre keine Zeit mehr für anderes."
Vater und Sohn erleben derzeit zwischen Lübeck und Konstanz hautnah viele Emotionen, viele Zweikämpfe und viel Körperkontakt, während Mannschaftssport in der Breite aufgrund der Corona-Pandemie seit Monaten nicht möglich ist. "Dass wir Handballspielen dürfen, empfinde ich schon als großes Privileg", sagt Bialowas vor dem bayerischen Derby gegen den TuS Fürstenfeldbruck (19./10:34) am Donnerstagabend. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Lucca kann aktuell immerhin trainieren – mit den Bundesliga-A-Junioren des HC Erlangen.
Beim ersten Bundesliga-Tor jünger als der Papa
Dass die Bialowas-Brüder mit dem Ball umgehen können, scheint kein Zufall. Die Mutter hat höherklassig Volleyball gespielt, der Vater war selbst ein Handballer von Format. Für den VfL Günzburg und Tuspo Nürnberg hat Gruber einst sogar in der Bundesliga gespielt. "Mein Papa spricht nicht so viel über diese Zeit. Doch irgendwann hat er mir mal verraten, dass ich bei meinem ersten Bundesliga-Tor jünger war als er. Das hat mich schon stolz gemacht", gesteht Yannik Bialowas.
Das war vor ziemlich genau zwei Jahren im Trikot des VfL Gummersbach. Der jetzige Rimparer Ligakonkurrent, gegen den es im April noch zweimal geht, befand sich seinerzeit in der Beletage im Abstiegskampf und hatte noch einmal einen Trainerwechsel vorgenommen. Torge Greve, der zuvor lange Jahre in Bad Schwartau an der Seitenlinie gestanden hatte, zog Linksaußen Bialowas aus der A-Jugend des VfL nach oben – und brachte ihn im Saisonendspurt regelmäßig.
Rückzug vom ersten Vertrag in Rimpar
Für den erst 17-jährigen Burschen war das ein einschneidendes Erlebnis. Die Belastung war hoch, sodass er seine Ausbildung als Orthopädietechnik-Mechaniker im Oberbergischen abbrach. Den Abstieg konnten die Gummersbacher nicht mehr verhindern. Bialowas unterschrieb nach der bewegenden Saison 2018/19 schon einmal einen Vertrag in Rimpar, trat das Engagement aber nicht an. Gesundheitliche Gründe wurden damals genannt. "Ich habe sowohl körperlich als auch mental eine Pause gebraucht", sagt Bialowas rückblickend. "Und ich wollte mal ein normales Leben als Jugendlicher führen und viel mit Freunden unternehmen."
Der Zirndorfer trat im Herbst 2019 zudem eine zweite Ausbildungsstelle als Bürokaufmann in einem Erlanger Sanitätshaus an – und kehrte erst mal nicht zurück in die Halle. Bis ein paar Monate später der U-23-Trainer des HC Erlangen bei ihm anrief. "Die Auszeit hat mir in jederlei Hinsicht gut getan. Aber der Handball hat mir gefehlt", sagt Bialowas. Also stieg er zum Jahreswechsel 2019/20 bei der HCE-Reserve in der Dritten Liga ein. Weil er noch für die A-Jugend spielberechtigt war, half er dort auch ein paar Mal aus. "Da stand ich dann gemeinsam mit meinem Bruder auf dem Feld. Das war schon etwas Besonderes."
Besondere Erinnerungen an Fürstenfeldbruck
Ein erhabenes Gefühl war für Bialowas auch der Start bei den Wölfen. Zunächst ließ er in einem Testspiel gegen seinen Stammverein HC Erlangen mit vier Treffern aufhorchen, dann sorgte er auch in seinem ersten Pflichtspieleinsatz für die Grün-Weißen mit unwiderstehlichen Würfen gleich für Furore im Rückraum – und zwar im Hinspiel gegen Fürstenfeldbruck. Wegen mehrerer Verlegungen fand es erst am 30. Januar dieses Jahres statt. Kurz vor Schluss markierten die Rimparer den entscheidenden 30:29-Siegtreffer per Kempa-Trick. Torschütze war Yannik Bialowas. "Dass ich ihn reingemacht habe, war nicht das Entscheidende", sagt der Mittelfranke bescheiden. Eine Woche später gelang ihm in Ferndorf drei Sekunden vor Abpfiff auch der 24:24-Ausgleichstreffer - das wichtigste von insgesamt sieben Tore in diesem Duell.
Wie es im Sommer für Yannik Bialowas weitergeht, ist noch offen. "Absolute Priorität hat für mich die berufliche Ausbildung. Den Rest lasse ich auf mich zukommen."
es ist nur schade, dass er fast nie eingesetzt wird.
Ich frage mich schon seit den letzten Spielen, ob er verletzt ist.
Bei diesem Trainer verwundert einen die ganze Wechslerei.
Georg Diener