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Basketball: Bundesliga
Nach dem dritten Sieg in Serie: Die fünf drängendsten Fragen zur aktuellen Situation der Würzburger Baskets
Mit dem 97:77 gegen Heidelberg hat Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg Boden gutgemacht im Kampf um den Klassenerhalt. Was das für die Zukunft bedeutet.
Wenn eine Mannschaft vor dem Fanblock feiert . . .
Foto: Heiko Becker | Wenn eine Mannschaft vor dem Fanblock feiert . . .
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

97:77 stand auf der Anzeigetafel, und es waren noch 30 Sekunden zu spielen, als Charles Callison den Ball zum vermutlich letzten Würzburger Angriff vortragen wollte. Die Hundert hätten also noch vollgemacht werden können. Der US-amerikanische Spielmacher, mit bis dahin 19 Punkten treffsicherster Werfer der Partie, blickte kurz nach draußen zu seinem Trainer. Sasa Filipovski bewegte seine rechte Hand auf Gürtelhöhe flott von links nach rechts und zurück. Mehrfach. Ganz so, als würde er einen Tisch abwischen.

Sollte heißen: Das war's für heute. Spielt den Angriff nicht mehr aus. Passiert auch nicht allzu häufig im Basketball, wenn noch mehr als die für den Angriff erlaubten 24 Sekunden auf der Uhr verbleiben. Callison folgte der Anweisung, dribbelte in Gegners Hälfte im Stehen, bis die Wurfuhr abgelaufen war und wurde auch nicht attackiert dabei. Auch die Gäste nutzten die verbleibenden Sekunden dann nicht mehr für einen Angriff. Ein sehr versöhnliches Ende einer zwischenzeitlich auch mal ziemlich nickligen und harten Partie, an deren Ende Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg gegen die MLP Academics Heidelberg seinen dritten Sieg in Serie feiern durfte und so im Abstiegskampf weiter Boden gutmachte. Die drängendsten Fragen und Antworten zur aktuellen Situation der Baskets:

Was bedeutet die jüngste Erfolgsserie für die Aussichten im Klassenkampf?

Wie eminent wichtig die Siege gegen Crailsheim, in Frankfurt und nun gegen Heidelberg waren, erschließt sich ganz einfach mit einem Blick auf die Tabelle: Die Baskets, unlängst noch Schlusslicht, stehen mit acht Siegen aus 25 Spielen inzwischen auf Rang 15. Drei Siege vor Schlusslicht Gießen (gegen das die Würzburger am Karsamstag noch antreten) und zwei Erfolge vor dem Vorletzten Frankfurt (das am Sonntag in Braunschweig gewann und gegen das die Würzburger den direkten Vergleich gewonnen haben). Die drei Erfolge am Stück waren auch deshalb wichtig, weil Oldenburg, wo lange Zeit die Rote Laterne brannte, ebenfalls seine drei jüngsten Begegnungen gewonnen hat und inzwischen auch acht Siege vorweisen kann. Vor den Baskets stehen noch die Kandidaten Heidelberg (acht Siege, zwei Spiele weniger) sowie mit jeweils einer Partie weniger der Mitteldeutsche BC und Braunschweig (je neun Siege) sowie Bamberg (zehn Siege).

Desi Rodriguez zeigt's an: Es geht aktuell aufwärts mit den Baskets.
Foto: Heiko Becker | Desi Rodriguez zeigt's an: Es geht aktuell aufwärts mit den Baskets.
Drei Siege am Stück – das ist doch Ewigkeiten her, oder?

Nicht ganz. Nur gut zwei Jahre. In der Corona-bedingt dann abgebrochenen Saison 2019/20 gelang dies den Baskets zuletzt. Übern Jahreswechsel besiegten sie damals Bonn und Braunschweig zu Hause, und dann gewannen sie in Hamburg – ehe es dann auch wieder drei Niederlagen hintereinander setzte. Dennoch: Die Baskets waren damals auf Play-off-Kurs und Achter, als die Saison abgebrochen wurde. Am erfundenen Meisterschaftsturnier in München wollten sie aus finanziellen Gründen nicht teilnehmen. Sphären, von denen der Klub aktuell nicht zu träumen braucht.

Was kann neben der Erfolgswelle Mut machen im Kampf gegen den Abstieg?

Vor allem das getankte Selbstvertrauen. Und die offensichtlich wiedergefundene Teamchemie. Spieler wie Kapitän Felix Hoffmann oder Youngster Julius Böhmer trauen sich mittlerweile einfach mehr zu – und belohnen sich auch: nicht nur mit Punkten, häufiger noch mit guten Sequenzen, zum Erfolg führenden Pässen oder wichtiger Defensivarbeit. Also mit Sachen, die nicht im Statistikbogen auftauchen. Anderes Beispiel: Charles Callison: Der 27-jährige Amerikaner, der erst vor gut vier Wochen verpflichtet wurde und anfangs verständlicherweise noch etwas fremdelte, beweist von Spiel zu Spiel, wie wichtig er ist – und noch werden kann. Dass die Mannschaft nun eine geworden ist, zeigte die Partie gegen Heidelberg sehr schön: Mit Callison (19), Cameron Hunt (17), Abdul-Malik Abu (15), William Buford (15), Craig Moller (14) und Desi Rodriguez (12) trafen sechs Spieler zweistellig. Ein positives Signal, vor allem, wenn der bisher Treffsicherste, Rodriguez, sogar noch unter seinem Saisonschnitt (knapp 15) bleibt. "Ich bin auch zufrieden damit, dass wir bis zum Ende konzentriert geblieben sind und dass viele Spieler zu diesem Sieg beigetragen haben", sagte Filipovski.

Wie schwer wiegen die Ausfälle vom etatmäßigen Nummer-eins-Spielmacher Luciano Parodi und von Aigars Skele?

Ganz ehrlich? Derzeit gar nicht. Die Mannschaft hat sich inzwischen auch ohne die beiden gefunden und spielt (mit Ausnahme der Krampf-Partie in Frankfurt über weite Strecken) homogenen Team-Basketball. In der Verteidigung haben sie zuletzt Fortschritte gemacht: In den jüngsten drei Spielen kassierten sie im Schnitt nur 71 Punkte. Sie haben in diesem Zeitraum durchschnittlich knapp 86 geworfen. Ob Parodi (Wade) und Skele (Sprunggelenk) überhaupt noch mal zur Verfügung stehen in dieser Runde, steht in den Sternen.

Charles Callison wird von Spiel zu Spiel wichtiger für die Baskets.
Foto: Heiko Becker | Charles Callison wird von Spiel zu Spiel wichtiger für die Baskets.
Wie geht's weiter, und wie wahrscheinlich ist der Klassenerhalt nun?

Neun Spiele haben die Baskets noch vor der Brust: Göttingen (27.3., auswärts = A), Chemnitz (3.4. zu Hause = H), Bayreuth (9.4., A), Ludwigsburg (12.4., H), Gießen (16.4., A), Chemnitz (20.4., A), MBC (23.4., H), Oldenburg (29.4., A), München (1.5., A). Natürlich vorbehaltlich, dass Corona nicht noch einmal dazwischenfunkt. Angesichts des aktuellen Trends und der anstehenden Aufgaben, sollten die vermutlich noch mindestens nötigen zwei, vielleicht auch drei Siege für den Klassenerhalt auch vor der Partie in Oldenburg drin sein.

Die Statistik des Spiels

Basketball, Bundesliga Männer:
s.Oliver Würzburg – MLP Academics Heidelberg 97:77 (28:24, 24:15, 22:22, 23:16)
Würzburg: Callison 19 (4 Assists), Hunt 17, Buford 15 (3 Steals), Abu 15, Moller 14, Rodriguez 12 (10 Rebounds), Hoffmann 3 (5 Rebounds), Böhmer 2, Stanic, Albus, King (nicht gespielt).
Topscorer Heidelberg: Martin 18 (7 Rebounds), Geist 15, Lowery 13 (6 Assists), Ugrai 8 (5 Fouls), Chapman 6 (5 Fouls).
Rebounds: 35:35
Treffer aus dem Feld: 30/62 (48 %) - 24/57 (42 %)
Korbvorlagen: 19 - 14
Ballverluste: 11 - 16
Dreier: 8/22 (36 %) - 6/29 (21 %)
Freiwürfe: 29/36 (81 %) - 23/24 (96 %)
Zuschauende: 1687
Quelle: s.Oliver Würzburg
 
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Kommentare
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  • P. S.
    Muss jetzt eigentlich auch noch in Sportstatistiken dieses blöde Gendern sein? Waren es denn wirklich alles Zuschauende oder doch nur Anwesende oder teilweise sich Abwendende (Gästefans)? Waren die Zuschauenden alle zahlend oder gab es auch nicht zahlende Zuschauende? Gab es nicht auch abwesende Zuschauende? Waren es auch Sitzende und Stehende ? Könnte man das noch genauer ausführen? Wer hier auch Satire findet darf sich darauf ausruhen.
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