Als "Befreiungsschlag" wollte Felix Hoffmann das am Mittwochabend in der Frankfurter Ballsporthalle Geschehene zwar nicht bezeichnen. Aber ein wichtiger, womöglich sogar ein großer Schritt im Kampf um den Klassenerhalt war es allemal. Zumal überdies der Bann gebrochen wurde: Im elften Anlauf in dieser Runde gelang Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg mit dem 69:61 (44:25) bei den Fraport Skyliners Frankfurt der erste Erfolg in der Fremde.
Mit ihrem siebten Saisonsieg - und dem ersten Auswärtserfolg seit fast genau einem Jahr - setzten sich die Baskets nun auch zwei Siege vom ersten Abstiegsrang 17 ab. Und Baskets-Kapitän Hoffmann verwies völlig zurecht darauf: Nach der 78:83-Hinspielniederlage wurde mit dem Acht-Punkte-Sieg auch der direkte Vergleich mit den Frankfurtern gewonnen, was am Ende womöglich auch nicht unerheblich sein könnte.
Skyliners gegen Baskets: kein schönes Spiel zu erwarten gewesen
Dass es vermutlich kein besonders schönes Basketballspiel werden würde, war zu erwarten gewesen. Hoffmann hatte ein "kämpferisches und sehr physisches Spiel" prognostiziert. Das wurde es zwischenzeitlich tatsächlich. Attraktiv freilich wurde es nie wirklich. Dazu agierten beide Teams manchmal im Gleichklang, bisweilen auch abwechselnd über manche Strecke der Partie viel zu verkrampft.
Die Frankfurter hatten gut 24 Stunden vor dem Sprungball in der 5000 Menschen fassenden Ballsporthalle, in die wegen der Corona-Auflagen 3000 gedurft hätten, aber lediglich vielleicht um die 1200 kamen, ihre letzte Nachverpflichtung bekanntgegeben: Der polnische Nationalspieler Marcel Ponitka, der von Parma Basket Perm aus der russischen VTB-Liga an den Main wechselte, durfte denn auch gleich mitmachen in diesem Kellerduell. Der 1,92 Meter große Guard stand sogar schon zum Sprungball auf dem Parkett und kam auch auf insgesamt 25 Spielminuten, spielte aber mit seinen sieben Punkten letztlich keine große Rolle.
Die Hessen mussten coronabedingt auf ihre wichtige Stammkraft Jamel McLean und auf Felix Hecker verzichten. Bei Würzburg fehlten – wie zuvor angekündigt – Nummer-eins-Spielmacher Luciano Parodi (Muskelfaserriss in der Wade) und der am Sprunggelenk verletzte Aigars Skele. Ob beide in dieser Runde noch einmal für die Baskets werden auflaufen können, steht aktuell in den Sternen.
Würzburger mit sechs Punkten Vorsprung nach Viertel eins
Dass mächtig Druck auf dem Kessel war in dieser Partie, war wahrlich nicht zu übersehen. Im ersten Viertel waberte die Unsicherheit schier greifbar bei beiden Teams übers Parkett. Schrittfehler, leichte Ballverluste, verworfene Freiwürfe, schlechte Würfe wechselten sich ab. An ein halbwegs ansehnliches Basketballspiel war da erst einmal nicht zu denken, an homogenen Teambasketball mit flotter Ballbewegung natürlich erst recht nicht.
8:8 stand's nach sieben Minuten und 50 Sekunden, ehe Charles Callison eine über dreiminütige Korbflaute hüben wie drüben mit einem Korbleger beendete. In die Viertelpause gingen die Baskets mit sechs Punkten Vorsprung (17:11).
Im zweiten Abschnitt bekamen die Gäste ihre Nerven dann viel besser in den Griff als die Hausherren, die sich mit Unzulänglichkeiten weiter unterboten. Auch dank einer aggressiven und geschlossenen Verteidigung gestatteten die Würzburger den Hessen kaum einmal einfache Würfe: Gerade einmal 30 Prozent trafen die in der ersten Hälfte aus dem Feld (9/30). Die in dieser Phase engagiert und zielstrebig zu Werke gehenden Baskets kamen in Hälfte eins auf 48,5 Prozent (16/33) Trefferquote.
Denn auch vorne fanden die Würzburger ihren Rhythmus. Dank eines beeindruckenden 15:0-Laufs, den William Buford - der bewies, wie wichtig er in gesundem Zustand für das Team ist - initiierte, Cameron Hunt ergänzte und Desi Rodriguez zum 44:23 abschloss, konnten die Gäste dann also mit einem eigentlich die Nerven schonenden 19-Punkte-Vorsprung (44:25) in die Pause gehen.
Die Baskets bleiben fast vier Spielminuten ohne einen Punkt
Dass die Hausherren daraus mit Wut im Bauch kommen würden, war zu erwarten. Dass sich die Ereignisse dann erst einmal wiederholen würden, war es in der Art nicht. Im dritten Viertel blieben die Baskets fast vier Minuten ohne Punkt, den Frankfurtern gelangen in dieser Zeit aber auch nur fünf. Weil die Hausherren dann aber tatsächlich ihre Nervosität ein wenig ablegen konnten und konzentrierter zur Tat schritten, verkürzten sie den Rückstand bis auf neun Punkte. Mit einer 54:45-Führung gingen die Würzburger in den Schlussabschnitt.
In dem gelang es den Schützlingen von Trainer Sasa Filipovski, ihren Vorsprung bis drei Minuten vor Schluss zwar erneut auf 15 Zähler auszubauen (67:52). Dass es am Ende dann doch noch einmal vogelwild wurde, die Würzburger mehrfach den Ball wegwarfen und die Frankfurter mit einem 9:0-Lauf bis in die letzte Minute hinein sogar noch auf sechs Zähler herankamen, war irgendwie auch typisch für diese über weite Strecken verkrampfte und ziemlich unansehnliche Begegnung.
Den Baskets und ihrem Anhang kann und darf das egal sein. Sie werden sich denken: Das Wichtigste war der Sieg in diesem sogenannten Vier-Punkte-Spiel. Mund abwischen und vorbereiten auf die nächste Partie am Samstag (20.30 Uhr) gegen Heidelberg, einen weiteren direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg.