Felix Hoffmann wandte sich den Fans zu und schlug sich mit der Hand mehrmals auf die Brust. "Ich wollte zeigen, dass das hier meine Stadt ist und ich alles für den Klub gebe. Da gingen wohl etwas die Emotionen mit mir durch", beschreibt der 32-jährige Kapitän von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg die Szene nach seinem getroffenen Dreier gegen die Telekom Baskets Bonn gut fünf Minuten vor Schluss. "Ich wollte auch die Fans und meine Teamkollegen noch mal heiß machen für die Schlussphase", fügt er hinzu.
Und das funktionierte. Hoffmanns Dreipunktewurf war der Startpunkt zu einem 11:0-Lauf. Den Baskets drohte die Partie nach einer Zehn-Punkte-Führung zur Pause und einem schwächeren dritten Viertel zu entgleiten, als der "Würzburg Warrior", wie ihn der Hallensprecher in der tectake Arena nannte, sein Zeichen setzte. Luciano Parodi und der trotz Verletzung stark aufspielende Desi Rodriguez (21 Punkte, 12 Rebounds) legten nach und sorgten knapp zwei Minuten vor dem Ende für eine eigentlich beruhigende 88:76-Führung.
Würzburg springt auf einen Nichtabstiegsplatz
Zwar verkürzte Bonn in der Schlussphase noch, aber drehen konnten die Rheinländer den Rückstand nicht mehr. So leuchtete am Ende ein 93:90-Erfolg der Heimmannschaft auf der großen Anzeigetafel auf. Es war der zweite Heimsieg in Folge für die Baskets und der fünfte insgesamt, weil das Team von Trainer Sasa Filipovski auch nach dem Trainerwechsel im Dezember auswärts weiterhin erfolglos agierte. Mit dem jüngsten Sieg ging's vom letzten auf den drittletzten Tabellenplatz, einen Nichtabstiegsplatz: ein überraschender Etappensieg gegen den Tabellenzweiten, aber noch lange nicht genug, um aufzuatmen.
"Ich glaube, sie können da raus kommen", bestätigt auch der Ex-Würzburger und jetzige Bonner Skyler Bowlin den Aufwärtstrend. Die Würzburger seien selbstbewusster, aggressiver – und dann gebe es ja noch Felix Hoffmann. Obwohl sie seit fast zwei Jahren nicht mehr gemeinsam auf dem Parkett stehen, hätten sie noch fast täglich Kontakt.
"Felix ist ein Krieger, und er hatte einen großen Einfluss auf das Spiel", erklärt Bowlin, der gegen seinen Ex-Klub keinen Punkt erzielte und dementsprechend enttäuscht war. "Ihm liegt so viel an diesem Verein, mehr als jedem anderen in der Stadt", beschreibt Bowlin, was am Mittwochabend sowieso jeder gesehen hatte.
Sieg über Bonn bestätigt den Würzburger Aufwärtstrend
"Dieser Sieg war super wichtig, weil er nicht einkalkuliert war", sagt Hoffmann im Gespräch mit dieser Redaktion. Und dieser Sieg bestätigt einen Aufwärtstrend, der mit Ausnahme der Partie in Bamberg direkt nach der Corona-Quarantäne nun schon seit mehreren Wochen zu sehen ist. "Ich glaube, dass der Coach es versteht, uns individuell Freude und Selbstvertrauen einzuhauchen", findet Hoffmann. Auf dem Feld herrsche wieder ein besseres Miteinander, der Ball bewege sich besser durch die Reihen, und jeder könne seine Stärken ausspielen.
Auch beim Würzburger Kapitän ist die Freude am Basketball zurück, weil er unter Filipovski das tun darf, was er für seinen Verein schon immer getan hat: hart verteidigen, Rebounds holen und fürs Team spielen. Doch Filipovski lässt ihn nicht nur von der Dreierlinie werfen, er fordert es von ihm sogar, freie Würfe und den Zug zum Korb zu nehmen, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Zweimal in Folge erzielte der Familienvater zwölf Punkte: sein Karrierehöchstwert in der Bundesliga.
Defensiv müssen sich die Baskets noch steigern
"Defensiv gibt es klare Regeln und Aufgaben", beschreibt Hoffmann. Zwar erlaubten die Würzburger den Bonnern erneut 90 Punkte, bis knapp zwei Minuten vor Schluss waren es aber nur deren 76. Erst die nervösen Ballverluste in den Schlussminuten führten zu erneut zu vielen Gegenpunkten. 75 Zähler hatte Filipovski mal als akzeptable Marke genannt. "Er wird sich in der zweiwöchigen Länderspielpause etwas einfallen lassen, um das auch noch zu verbessern", mutmaßt Hoffmann, der sonst voll des Lobes für seinen neuen Coach ist, ohne dabei dessen Vorgänger Denis Wucherer herabzusetzen. Anders sei die Herangehensweise. Und dieses "Anders" habe die Mannschaft wohl einfach gebraucht.
Und weil das Team nun auf einem guten Weg sei, will Hoffmann nichts mehr ausschließen. Auch nicht einen Sieg beim nächsten Play-off-Aspiranten. Denn an diesem Freitag, 18. Februar, gastieren die Baskets beim Tabellenfünften in Ulm (19 Uhr). Der hat zuletzt in Göttingen (87:91) und zu Hause gegen Braunschweig (59:78) verloren. Dabei verletzte sich Ulms dominanter Center mit NBA-Erfahrung, Christiano Felicio. Den Chancen der Würzburger dürfte das auf jeden Fall nicht schaden. Vielleicht gelingt erneut eine Überraschung. Denn das wäre der erste Auswärtssieg dieser Saison auf jeden Fall.