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Basketball: Bundesliga
Die Baskets watschen den FC Bayern ab
Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung gelingt s.Oliver Würzburg gegen den Pokalsieger eine faustdicke Überraschung und siegt mit 20 Punkten Unterschied.
Die Mannschaft feiert mit den Fans den Überraschungssieg.
Foto: Heiko Becker | Die Mannschaft feiert mit den Fans den Überraschungssieg.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:54 Uhr

64 Sekunden vor dem Ertönen der Schlusssirene schallte dann jenes Liedgut durch die s.Oliver Arena, das stets dann ertönt, wenn der große FC Bayern München mal verliert. Das passiert im Fußball ja ähnlich selten genug wie mittlerweile auch im Basketball. Die Kicker des FC Ruhmreich wurden jüngst im DFB-Pokal von Mönchengladbach gedemütigt. Die Korbwerfer nun von s.Oliver Würzburg. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" dezibelte es also durch die Hütte, kurz bevor Filip Stanic seinen Freiwurf verwandelte zum 86:70. Und weil William Buford dann ein paar Sekunden später erst einen Dreier und den folgenden Bonusfreiwurf zum 90:70-Endstand versenkte, war die riesengroße Überraschung perfekt. Erstmals seit 2017 (damals in München) gewannen die Baskets also wieder einmal gegen den Platzhirschen, in den nun 19 Bundesliga-Begegnungen war es erst der vierte Erfolg für die Würzburger.

Neuzugang Stanic zeigte seine beste Leistung im Baskets-Leibchen, legte mit 17 Punkten und elf Rebounds ein sogenanntes Double-Double auf und führte gemeinsam mit dem Topscorer der Partie, Buford (23 Punkte, acht Rebounds), Cameron Hunt und Desi Rodriguez die Baskets zu diesem, ja, man kann es durchaus so, nein, man muss es so nennen: an eine Sensation grenzenden Kantersieg, bei dem die Baskets alle vier Viertel für sich entschieden.

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"Wir haben hart gespielt und verdient gewonnen", meinte Buford, und Bayern-Trainer Andrea Trinchieri gratulierte seinem Würzburger Kollegen Denis Wucherer zu einem "verdienten Sieg". Es sei eine "schlechte Nacht für den FC Bayern" gewesen, in der "wir unsere Seele nicht respektiert" und ein "schlampiges Spiel mit Null Energie" gezeigt haben.

"Um gegen ein Euroleague-Team zu gewinnen, muss schon einiges zusammenkommen, und man muss es auch erwischen. Aber du musst dann eben auch abliefern, und das haben wir heute getan", sagte Baskets-Headcoach Denis Wucherer, der als Trainer erstmals gegen München gewann. Wie zum Saisonauftakt beim 90:88-Erfolg auch erstmals gegen Oldenburg. Damit haben die Baskets zu Hause ihre weiße Weste behalten und den dritten Sieg eingefahren. Und das gegen den als Spitzenreiter angereisten Pokalsieger.

Auf dem Sprung zum großen Coup: Cameron Hunt (am Ball) setzt sich gegen Nick Weiler-Babb durch.
Foto: Heiko Becker | Auf dem Sprung zum großen Coup: Cameron Hunt (am Ball) setzt sich gegen Nick Weiler-Babb durch.

Gut 51 Stunden nach dem 82:69-Sieg gegen Gießen schickte Wucherer dieselben Fünf zum Sprungball aufs Parkett. Cameron Hunt, Craig Moller, Aigars Skele, Buford und Stanic machten ihre Sache ganz ausgezeichnet und boten dem turmhohen Favoriten nicht nur kämpferisch Paroli – angefeuert vom enthusiasmierten Publikum, 2202 waren gekommen, gelangen den Hausherren immer wieder sehr nette Spielzüge. Und die Körbe fielen auch. Der Lette Skele eröffnete nach ein paar Sekunden den Punktereigen. Davonziehen ließen die Würzburger ihre Gäste dann auch nicht, und nachdem Julian Albus die Baskets kurz vor dem Ende des ersten Viertels mit einem feinen Dreier mal wieder in Führung geworfen hatte (26:23), gaben sie diese bis zum Ende auch nicht mehr her.

Hinten verteidigten die Gastgeber mit großem Willen sowie enormer Leidenschaft, und vorne trafen sie mit einer Solidität, wie sie einer Bausparkasse nachgesagt wird - weshalb sie auch hochverdient mit vier Punkten Vorsprung in die Halbzeit gehen durften. Wer sich nach den doch reichlich missratenen Vorstellungen beim MBC und in Heidelberg (dem souveränen Sieg gegen Gießen zwei Tage zuvor zum Trotz) bis dahin verwundert die Augen gerieben hatte ob des engagierten und über weite Strecken auch spielerisch hochklassigen Auftritts gegen die Münchner, der kam dann im dritten Abschnitt gar nicht mehr heraus aus dem Staunen.

Erst langsam, aber sicher, dann mit einem furiosen 12:1-Lauf, den Desi Rodriguez zum 70:52 vollendete, bauten die Baskets ihren Vorsprung als weiter aus. Ihnen spielte dabei natürlich nicht nur ein Technisches Foul von Trinchieri in die Karten, sondern auch noch ein Technisches für Vladimir Lucic, das sein viertes war, weshalb der Serbe kurz darauf mit seinem fünften Vergehen bereits im dritten Viertel, das die Baskets mit 26:15 gewannen, zum Duschen durfte. In den Schlussabschnitt gingen die Würzburger dann mit sage und schreibe 15 Zählern Vorsprung, den sie in den letzten zehn Minuten dann sogar bis zum für die Bayern demütigenden Endstand noch erhöhten.

Apropos Demütigung. "Er ist ein talentierter Spieler, der auf seinem Weg zuletzt etwas Zeit verloren hat", hatte Daniele Baiesi im Sommer gemeint, als die Münchner bekanntgegeben hatten, Joshua Obiesie zurück in dessen Heimatstadt geholt zu haben. Was der Sportdirektor der Bayern damit gemeint haben könnte, erschließt sich auch nach der sechsten Bundesligapartie der Oberbayern nicht wirklich. Vor seiner Rückkehr nach Würzburg war Obiesie in gerade einmal zwei Begegnungen insgesamt neun Minuten auf Bundesligaparkett gestanden. In der Euroleague, wo die Bayern nach vier Niederlagen in Serie ihre drei jüngsten Partien gewinnen konnten und deshalb vor dem Gastspiel in Würzburg auf sechs Pflichtspielsiege in Folge kamen, nahm Trinchieri den 21-Jährigen zuletzt gar nicht mehr in den Kader. In seinen 60 Ligaspielen in Würzburg, wo sich das Talent freilich nicht so entwickelt hat, wie erhofft und erwartet wurde, kam Obiesie in den letzten zweieinhalb Jahren zumindest auf durchschnittlich knapp eine Viertelstunde Spielzeit pro Begegnung.

In Würzburg ließ Trinchieri ihn die kompletten 40 Minuten auf der Bank schmoren – passiert in der Bundesliga sicherlich auch nicht allzu häufig, wenn ein Spieler auf seinen ehemaligen Arbeitgeber trifft. Apropos Wiedersehen: Das feiern die Baskets am Samstag (20.30 Uhr) in Bonn mit Skyler Bowlin, Tyson Ward und Leon Kratzer.

Die Statistik des Spiels

Basketball-Bundesliga, Männer:
s.Oliver Würzburg - FC Bayern München 90:70 (28:25, 18:17, 26:15, 18:13)
Würzburg: Buford 23 (acht Rebounds), Stanic 17 (elf Rebounds), Hunt 14 (fünf Vorlagen), Johnson 13, Skele 7, Rodriguez 6, Gielo 4, Albus 3, King 2, Hoffmann 1
Top-Scorer München: Thomas 12, Djedovic 12, Rubit 10.
Zuschauer: 2202
Rebounds: 41 - 24
Punkte nach zweiter Chance: 50 - 22
Größter Lauf: 7:0 (90:70) - 6:0 (83:70)
Größte Führung: 20 (90:70) - 2 (7:9)
Treffer aus dem Feld: 33/56 (59 %) - 25/60 (42 %)
Quelle: BBL
 
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Kommentare
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  • H. W.
    Wirklich ein tolles Spiel mit tollen Zuschauern!! Das war beste Werbung für den Basketball in Würzburg
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    • Antworten
  • T. D.
    Cooles Spiel , starke mannschaftliche Leistung , klasse Atmosphäre , überragender
    Hallensprecher !
    Dieses Spiel hätte noch ein paar mehr Zuschauer verdient gehabt .
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