
"Wir ham's! Wir ham's!" Steffen Liebler sprang mit dem Ertönen der Schlusssirene auf von seinem Stuhl und streckte Kresimir Loncar die Faust entgegen. Das Abklatschen in Corona-Zeiten, halt. Dem Geschäftsführer und dem Sportmanager von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg fielen bestimmt ein paar Steinchen vom Herzen, als der 93:87 (44:51)-Sieg bei medi Bayreuth am späten Mittwochabend endlich feststand. "Ein wichtiger Sieg, ein sehr wichtiger", sagte Liebler dann, "vor allem nach den teils dummen Niederlagen gegen Braunschweig und den MBC". Und mit Blick auf die kommenden Aufgaben in Ludwigsburg (27.12.) und gegen Crailsheim (3.1.) tut nach zwei Niederlagen am Stück der dritte Saisonerfolg doppelt gut. "Wir haben uns den Sieg heute durch großen Kampf und einer tollen Mannschaftsleistung verdient", analysierte Liebler punktgenau.
Aus dieser homogenen Teamleistung heraus stachen dennoch zumindest ein wenig noch Justin Sears, mit 19 Punkten treffsicherster und mit Abstand effektivster Würzburger, sowie Tyson Ward (14) und Cameron Hunt (15, vier Vorlagen).
Einer war diesmal nicht mit dabei: Zach Smith, dessen Vorstellungen zuletzt berechtigten Anlass zur Sorge gegeben hatten, ob es denn was werden könnte mit ihm und der Bundesliga, hat nun erst einmal ganz andere Sorgen. Dem 24-jährigen Amerikaner sprang unlängst die Kugel des Schultergelenks aus der Pfanne und dann auch wieder rein. Dabei haben sich allerdings ein paar Knochensplitter gelöst, wie MRT- und Röntgenaufnahmen am Montag ergeben haben. Demnächst muss Smith unters Messer und fällt dann wohl für mindestens ein Vierteljahr aus, also einen Großteil der Runde. Insofern wird vermutlich auch spannend sein zu sehen, ob er so lange überhaupt noch in Würzburg unter Vertrag stehen wird.

Seinen Platz im Kader (und vornehmlich auf den Stühlen der sogenannten Bankspieler) nahm Nils Haßfurther ein. Der 21-Jährige war erst das zweite Mal in dieser Runde in Sportklamotten dabei, weil ihn seine sich immer wieder entzündenden Mandeln den Großteil der Saisonvorbereitung schachmatt setzten und er anschließend, nach Entfernung der Organe im November, sich erst wieder auf ligataugliches Fitnessniveau arbeiten musste. Vollends dort angekommen scheint er noch nicht zu sein, da der gebürtige Bamberger in Bayreuth gerade einmal für fünf Minuten aufs Parkett durfte.
Die Pause tat den Baskets gut
Wucherer schickte Hunt, Ward, Sears, Brekkott Chapman und Felix Hoffmann zur Spieleröffnung aufs Parkett, und die machten anfangs ihre Sache sehr ordentlich, übernahmen nach gut zwei Minuten erstmals die Führung (5:3) und verteidigten sie bis gegen Ende des ersten Abschnitts, den sie dann letztlich aber doch 23:24 verloren. Zu Beginn des zweiten Viertels freilich schlich sich dann wieder jene Schlafmützigkeit ins Spiel der Baskets ein, die ihnen bereits in der Vergangenheit häufiger hat Begegnungen verlieren lassen. Innerhalb von knapp zwei Minuten gestatteten sie den Wagner-Städtern einen 7:0-Lauf zu deren 31:23-Führung. Die konnten die Hausherren dann im Laufe des Viertels gar mal auf 13 Punkte ausbauen (47:34), ehe sich die Würzburger wieder etwas berappelten, ihrerseits einen 8:0-Lauf aufs Parkett legten und bis zum Pausentee den Rückstand auf sieben Zähler verkürzen konnten (44:51).
Und die Verschnaufpause schien den Baskets wahrlich gutgetan zu haben. Die zweite Halbzeit begann zwar denkbar ungeschickt für die Baskets, weil Tyson Ward gleich mal zwei Freiwürfe versemmelte - aber das schien den 24-jährigen Rookie nur umso mehr anzustacheln. Er begann, das Viertel zu bestimmen, machte vier seiner insgesamt 14 Punkte und sorgte gemeinsam mit Chapman (zwei) und Sears (sechs) für einen 12:0-Lauf - und damit für die bis dato höchste Führung der Baskets: 56:51. Mit drei Zählern Vorsprung ging es dann mit einem 68:65 in den Schlussabschnitt. Und dort entwickelte sich diese durchaus ansehnliche Begegnung (jedenfalls um einiges ansehnlicher als die 68:80-Niederlage gegen den MBC am Sonntag) dann zu einem Rodeo auf der Rasierklinge.
Alter Bekannte verursachte Kopfschmerzen
Ein alter Bekannter der Baskets verursachte bei seinem ehemaligen Arbeitgeber an diesem Abend wohl die meisten Kopfschmerzen: Der Litauer Osvaldas Olisevicius war zu Beginn der Saison 2017/18 zehn Mal im Einsatz für die Würzburger - und damals in keinem einzigen so durchschlagskräftig und gefährlich, so engagiert und treffsicher: Insgesamt 20 Punkte machte der 27-Jährige und tat den Gästen immer wieder weh. Wie 70 Sekunden vor Schluss, als er den zwischenzeitlichen Acht-Punkte-Vorsprung der Würzburger zum 85:89 halbierte. 30 Sekunden später waren's nur noch zwei Pünktchen - und nachdem Tayler Persons dann 24 Sekunden vor Schluss den Vier-Punkte-Vorsprung wieder hergestellt hatte, zeigte sich, was Erfahrung auch ausmachen kann: Beim nächsten Angriff der Bayreuther nahm Alex King so clever wie dankbar das Offensivfoul an und brachte die Baskets 13,5 Sekunden vor Ultimo wieder in Ballbesitz - womit der dritte Saisonsieg endgültig eingetütet war.