Am späteren Sonntagnachmittag stand Denis Wucherer also dann hinter der Stadthalle in Weißenfels neben dem Mannschaftsbus - und wirkte doch ein wenig genervt. Auch wenn für ihn "drei Viertel schon irgendwie okay" gewesen waren, überwogen in diesem Moment die Eindrücke aus dem letzten Abschnitt: "Wenn du da sechs Mal den Ball wegwirfst und nur einen Assist hast, kannst du kein Spiel gewinnen", sagte der Cheftrainer von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg, der soeben sein erstes - über weite Strecken durchaus sehr unterhaltsames - Pflichtspiel der Saison mit 67:78 (37:41) gegen den letztsaisonalen Vizemeister MHP Riesen Ludwigsburg verloren hatte. Für den Sieg, so Wucherer, "müsste das Verhältnis von Turnovers und Vorlagen schon umgekehrt sein".
Dazu muss man freilich auch wissen, dass die Baskets nach einer doch ziemlich durchwachsenen Vorbereitung als haushoher Außenseiter in der Pokal-Gruppe C gelten, in der am Samstag Bamberg mit 74:65 gegen Wucherers Gruppenfavoriten Ulm gewonnen hatte. Gegen diese beiden Teams treten die Würzburger am nächsten Wochenende in Ulm an.
Spiel verpasst? Hier geht's zum Liveticker zum Nachlesen
150 Zuschauer verirrten sich am Sonntag in der 3000 Zuschauern Platz bietenden Weißenfelser Stadthalle, die aktuell in Corona-Zeiten für 500 Besucher zugelassen ist. Einen ersten Covid-19-Fall haben die vier Qualifikationsturniere, deren jeweilige Sieger Anfang November in München den Pokalsieger ausspielen wird, indes auch schon. Ein Spieler von Titelverteidiger Alba Berlin, der am Freitag in der Euroleague sensationell mit 93:88 bei ZSKA Moskau gewonnen hatte, wurde am Samstag positiv auf Corona getestet. Weshalb die für Sonntagabend in Bonn angesetzte Pokalpartie gegen Braunschweig vorsorglich abgesagt wurde. Wie es in diesem Fall weitergeht steht noch nicht fest.
Es könnte also - bei den gerade explodierenden Neuinfektionszahlen - eine reichlich turbulente Saison werden für Deutschlands Basketballer, die am 6. November in die neue Spielzeit starten wollen. Für Würzburgs neuen Guard Cameron Hunt, der ein sehr ordentliches Pflichtspieldebüt gab, nicht nur wegen seiner elf Punkte und zwei Vorlagen in knapp 25 Minuten auf dem Feld, fühlt es sich jedenfalls "immer noch sehr komisch an vor weniger Fans zu spielen". Auch wenn er - wie wohl alle seine Teamkollegen - froh ist, nach siebeneinhalb Monaten Pause endlich wieder richtig spielen zu können.
Und richtig gespielt haben die Baskets gegen Ludwigsburg 33, 34 Minuten lang, in denen sie stets auf Augenhöhe agierten, zwischenzeitlich auch mal mit acht Zählern führten und sich von einem Sieben-Zähler-Rückstand auch nicht kirre machen ließen, sondern erneut herankamen. Und dank eines Dreiers mit der Viertelschlusssirene von Joshua Obiesie sogar mit der kleinstmöglichen Führung in den Schlussabschnitt gingen.
In diesem dann schwammen aber die Felle davon. "Vor allem, weil wir den Ball nicht mehr bewegt haben", sagte Wucherer, der glaubte, seine Mannen hätten gegen Ende "teilweise schon etwas hilflos" agiert. Der 47-Jährige war jedenfalls "nicht überrascht, dass wir über weite Strecken vernünftig gespielt haben". Mit seinen Neuen, von denen er neben Florian Koch gleich vier zum Sprungball geschickt hatte (Hunt, Taylor Persons, Zach Smith und Mark Ogden), konnte er gleichfalls weitgehend zufrieden sein beim Wiedersehen mit seinem letztjährigen Schützling Jordan Hulls, der gegen seinen Ex-Klub ziemlich motiviert zur Sache ging und 13 Punkte warf.
Es ist selbstverständlich, dass zu Beginn einer Saison noch längst nicht alles rundläuft - was natürlich auch für Gegner Ludwigsburg gilt. Dennoch: Die von einigen Baskets-Fans befürchtete Abfuhr gab es nicht - im Gegenteil: Die Auftritt über gut drei Viertel kann den Würzburgern durchaus Mut machen für kommende Aufgaben.