Rückkehr eines verlorenen Sohnes, der in Ungnade gefallen war? Aktionismus eines sich vor dem Abstieg ängstigenden Bundesligisten, der versucht, sich Erfahrung und dadurch Stabilität zu sichern? Oder einfach nur das Basketball-Geschäft in Corona-Zeiten? Es gibt viele Fragen zur Rückkehr von Alex King zu Bundesligist s.Oliver Würzburg, die bis Saisonende auf Leihbasis fußt. Ein Gespräch mit dem Spieler und Geschäftsführer Steffen Liebler über die Ausleihe und die Zukunft für King und die Baskets, die am Samstag (20.30 Uhr) bei Aufsteiger Chemnitz antreten, wo King erstmals seit sieben Jahren das Würzburger Leibchen tragen soll.
Alex King: Ja, sehr! Meine Frau, damals noch meine Freundin, und ich haben uns in Würzburg immer sehr wohl gefühlt. Wir haben viele Freundschaften geknüpft, und viele davon auch über die Jahre gehalten.
King: Na ja, zuletzt in München war unser Kader so tief wie vermutlich noch nie in einer Mannschaft, in der ich gespielt habe . . .
King: . . . jeder in dem Münchner Kader hat die Qualität mitzuspielen, und jeder möchte natürlich auch spielen. Für mich habe ich unter diesem Trainer dann einfach keine vernünftige Perspektive mehr gesehen . . .
Steffen Liebler (lacht): In den letzten sieben Jahren? Zweimal. Und das war in den letzten paar Tagen.
Liebler: Natürlich waren wir damals enttäuscht, weil wir einen absoluten Leistungsträger gerne langfristig binden wollten. Aber deshalb renne ich doch nicht mit Scheuklappen rum, und wenn wir, was wir selbstverständlich ständig tun, den Markt beobachten und sehen, welche Spieler uns aufgrund aktueller Entwicklungen noch helfen können und sich dann so eine Chance ergibt, dann müssen wir die Chance auch nutzen. Alex ist ein toller Typ, das wissen wir doch auch von damals. Er ist doch kein schlechter Mensch nur, weil er sich damals so entschieden hat. Du kannst es nie immer allen Recht machen mit deinen Entscheidungen. Auch wir haben bestimmt schon Spieler enttäuscht, weil wir uns von ihnen getrennt haben. Das ist das Geschäft.
King: Danke. Ich versuche zumindest immer, mein Bestes zu geben. Ich habe damals meine Entscheidung so getroffen, und ich würde sie immer wieder so treffen. Ich habe als Jugendlicher Alba Berlin im Fernsehen gesehen, das war früher DER Klub in Deutschland. Ich dachte nie, jemals die Möglichkeit zu haben, dort zu spielen. Dann kam das Angebot - da war ich erstmal total geflasht. Es ging ja auch darum, dass ich mich weiterentwickeln wollte, und diese Chance habe ich dann nutzen wollen. Natürlich verstehe ich auch, dass Fans eines Vereins das nicht immer so nachvollziehen können. Aber ich habe die Reaktionen immer kapiert und bin trotzdem immer wieder gerne nach Würzburg zurückgekommen.
King (schmunzelt, das sieht man trotz Maske während des Gesprächs): Natürlich kannst du dich auch immer wieder in die Herzen der Fans schießen, das habe ich schon erlebt, ja. Egal, ob in der Euroleague oder in der Bundesliga, egal, in welcher Mannschaft, egal, wo: Du musst nur liefern.
Liebler: Das wird man sehen. Aber ich bin davon überzeugt: Alex will immer seinen Klubs helfen durch seinen Einsatz und seine Power, und, das weiß ich: Er gibt immer 100 Prozent. Auf und außerhalb des Felds.
King: Na ja, München hat mir gesagt, dass es Angebote geben würde. Von verschiedenen Klubs. Dann haben Kreso und ich halt mal telefoniert, und ich habe ihm gesagt: "Wenn Ihr wirklich Interesse habt: Das liegt mir am Herzen." Und als dann kurz später Denis angerufen hat, da war ich gerade auf dem Weg zum Training in den Audi Dome, hab' ich ihm nur gesagt: "Schön, dass Du angerufen hast. Lass uns das bitte schnell klären." Aber für mich war das da eigentlich schon entschieden. Obwohl es bei uns immer auch eine Familien-Entscheidung ist.
King (lacht): Natürlich! Wir sprechen uns immer ab, und meine Frau unterstützt mich immer und sagt: Du musst wissen, was für Dich das Beste ist. Ich bin davon überzeugt, dass ich dieser jungen Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen kann. Ich bin auch vom Team sehr gut aufgenommen worden, und ich glaube, dass wir da etwas entwickeln und aufbauen können.
King: Ich weiß. Deswegen nehm' ich ja die 77! Sieben von sieben. Und es ist ja schließlich auch sieben Jahre her, dass ich gegangen bin . . .
King: Warum? Ich mag das!