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Basketball: Bundesliga
Warum Alex King zurück zu den Baskets ging
Es ist eine Überraschung: Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg bestätigt die Ausleihe des Routiniers. Ein Gespräch mit Rückkehrer King und Geschäftsführer Steffen Liebler.
Im Februar 2020 noch Gegner, ab sofort Teamkollegen: Alex King (rechts) kehrt zu den Baskets zurück und spielt fortan mit Joshua Obiesie zusammen.
Foto: Heiko Becker | Im Februar 2020 noch Gegner, ab sofort Teamkollegen: Alex King (rechts) kehrt zu den Baskets zurück und spielt fortan mit Joshua Obiesie zusammen.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:08 Uhr

Rückkehr eines verlorenen Sohnes, der in Ungnade gefallen war? Aktionismus eines sich vor dem Abstieg ängstigenden Bundesligisten, der versucht, sich Erfahrung und dadurch Stabilität zu sichern? Oder einfach nur das Basketball-Geschäft in Corona-Zeiten? Es gibt viele Fragen zur Rückkehr von Alex King zu Bundesligist s.Oliver Würzburg, die bis Saisonende auf Leihbasis fußt. Ein Gespräch mit dem Spieler und Geschäftsführer Steffen Liebler über die Ausleihe und die Zukunft für King und die Baskets, die am Samstag (20.30 Uhr) bei Aufsteiger Chemnitz antreten, wo King erstmals seit sieben Jahren das Würzburger Leibchen tragen soll.

Hallo, Herr King. Freuen Sie sich, zurück in Würzburg zu sein?

Alex King: Ja, sehr! Meine Frau, damals noch meine Freundin, und ich haben uns in Würzburg immer sehr wohl gefühlt. Wir haben viele Freundschaften geknüpft, und viele davon auch über die Jahre gehalten.

Wenngleich die Familie sicher erst einmal in München bleiben wird. Wie kam es dazu, dass Sie nun wieder hier gelandet sind, nachdem Sie mit Alba Berlin und zuletzt mit Bayern München die zumindest europäisch große weite Basketball-Welt sieben Jahre lang besucht haben?

King: Na ja, zuletzt in München war unser Kader so tief wie vermutlich noch nie in einer Mannschaft, in der ich gespielt habe . . .

. . . und der neue Bayern-Trainer Andrea Trinchieri legte zuletzt auch nicht mehr besonders viel Wert auf Ihr Mitwirken . . .

King: . . . jeder in dem Münchner Kader hat die Qualität mitzuspielen, und jeder möchte natürlich auch spielen. Für mich habe ich unter diesem Trainer dann einfach keine vernünftige Perspektive mehr gesehen . . .

Herr Liebler, wie häufig haben Sie in den vergangenen sieben Jahren mit Alex King telefoniert?

Steffen Liebler (lacht): In den letzten sieben Jahren? Zweimal. Und das war in den letzten paar Tagen.

Die Rückkehr entbehrt nicht einer gewissen Brisanz. Sie, Herr King, kamen damals 2011 aus Bonn nach Würzburg und konnten aufgrund einer Ausstiegsklausel im Dreijahres-Vertrag nach zwei Jahren Würzburg 2013 in Richtung Alba Berlin verlassen und dort und später in München Titel gewinnen. Sie, Herr Liebler, waren bestimmt nicht sehr begeistert von Herrn Kings Entscheidung damals . . . 

Liebler: Natürlich waren wir damals enttäuscht, weil wir einen absoluten Leistungsträger gerne langfristig binden wollten. Aber deshalb renne ich doch nicht mit Scheuklappen rum, und wenn wir, was wir selbstverständlich ständig tun, den Markt beobachten und sehen, welche Spieler uns aufgrund aktueller Entwicklungen noch helfen können und sich dann so eine Chance ergibt, dann müssen wir die Chance auch nutzen. Alex ist ein toller Typ, das wissen wir doch auch von damals. Er ist doch kein schlechter Mensch nur, weil er sich damals so entschieden hat. Du kannst es nie immer allen Recht machen mit deinen Entscheidungen. Auch wir haben bestimmt schon Spieler enttäuscht, weil wir uns von ihnen getrennt haben. Das ist das Geschäft.

Wie jetzt gerade von Micah Downs, dessen Vertrag noch etwas früher aufgelöst wurde als geplant. Herr King . . .

King: Danke. Ich versuche zumindest immer, mein Bestes zu geben. Ich habe damals meine Entscheidung so getroffen, und ich würde sie immer wieder so treffen. Ich habe als Jugendlicher Alba Berlin im Fernsehen gesehen, das war früher DER Klub in Deutschland. Ich dachte nie, jemals die Möglichkeit zu haben, dort zu spielen. Dann kam das Angebot - da war ich erstmal total geflasht. Es ging ja auch darum, dass ich mich weiterentwickeln wollte, und diese Chance habe ich dann nutzen wollen. Natürlich verstehe ich auch, dass Fans eines Vereins das nicht immer so nachvollziehen können. Aber ich habe die Reaktionen immer kapiert und bin trotzdem immer wieder gerne nach Würzburg zurückgekommen.

Alex King im Trikot der Würzburger Basketballer 2013.
Foto: Fabian Frühwirth | Alex King im Trikot der Würzburger Basketballer 2013.
Und wenn dann jetzt der erste Dreier fällt, ist doch auch wieder alles gut, oder?

King (schmunzelt, das sieht man trotz Maske während des Gesprächs): Natürlich kannst du dich auch immer wieder in die Herzen der Fans schießen, das habe ich schon erlebt, ja. Egal, ob in der Euroleague oder in der Bundesliga, egal, in welcher Mannschaft, egal, wo: Du musst nur liefern.

Wird Herr King so liefern, dass es Ihnen hilft, Herr Liebler?

Liebler: Das wird man sehen. Aber ich bin davon überzeugt: Alex will immer seinen Klubs helfen durch seinen Einsatz und seine Power, und, das weiß ich: Er gibt immer 100 Prozent. Auf und außerhalb des Felds.

Sie, Herr King, haben in Berlin auch eine Saison mit dem heutigen Baskets-Manager Kresimir Loncar zusammen gespielt. Und kennen Baskets-Trainer Denis Wucherer seit Ewigkeiten. Die Dosenöffner für die Rückkehr?

King: Na ja, München hat mir gesagt, dass es Angebote geben würde. Von verschiedenen Klubs. Dann haben Kreso und ich halt mal telefoniert, und ich habe ihm gesagt: "Wenn Ihr wirklich Interesse habt: Das liegt mir am Herzen." Und als dann kurz später Denis angerufen hat, da war ich gerade auf dem Weg zum Training in den Audi Dome, hab' ich ihm nur gesagt: "Schön, dass Du angerufen hast. Lass uns das bitte schnell klären." Aber für mich war das da eigentlich schon entschieden. Obwohl es bei uns immer auch eine Familien-Entscheidung ist.

Sie sind seit 2014 verheiratet und Vater von inzwischen vierjährigen Zwillingen und gelten als Familienmensch. Die Familie bleibt aber nun erst einmal in München, und der aktuelle Deal auf Leihbasis bis Saisonende ging ja innerhalb kürzester Zeit über die Bühne. War überhaupt die Zeit, dies vernünftig mit der Frau zu beplaudern?

King (lacht): Natürlich! Wir sprechen uns immer ab, und meine Frau unterstützt mich immer und sagt: Du musst wissen, was für Dich das Beste ist. Ich bin davon überzeugt, dass ich dieser jungen Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen kann. Ich bin auch vom Team sehr gut aufgenommen worden, und ich glaube, dass wir da etwas entwickeln und aufbauen können.

Sie haben damals, am 5. Dezember 2012, im Würzburger Trikot gegen Anzoymash Mariupol mit sieben Dreiern bei sieben Versuchen einen offenbar bis heute gültigen Eurocup-Rekord aufgestellt und sind seitdem praktisch immer mit der Sieben auf dem Trikot aufgelaufen. Die ist in Würzburg aber an Nils Haßfurther vergeben . . .

King: Ich weiß. Deswegen nehm' ich ja die 77! Sieben von sieben. Und es ist ja schließlich auch sieben Jahre her, dass ich gegangen bin . . .

Diese abergläubischen Sportler . . . wie kitschig!

King: Warum? Ich mag das!

 
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