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Basketball: Bundesliga
Baskets: Denis Wucherer kritisiert die Liga scharf
Mit der Partie gegen Ulm startet s.Oliver Würzburg am Samstag ohne Zuschauer in die neue Spielzeit. Der Trainer glaubt nicht, dass die Saison regulär zu Ende gespielt wird.
Denis Wucherer: 'In dieser Zeit zu glauben, dass es Sinn macht, einmal in der Woche Basketball zu spielen und sich dazwischen sechs Tage vorzubereiten und darauf zu hoffen, dass freitags dann alle negativ getestet sind, damit wir samstags spielen können, ist mir generell zu billig und passt überhaupt nicht in diese Zeit.'
Foto: Heiko Becker | Denis Wucherer: "In dieser Zeit zu glauben, dass es Sinn macht, einmal in der Woche Basketball zu spielen und sich dazwischen sechs Tage vorzubereiten und darauf zu hoffen, dass freitags dann alle negativ getestet ...
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:40 Uhr

Gegen Ende des Gesprächs nahm Denis Wucherer dann richtig Fahrt auf und machte aus seinem Herzen keine Mördergrube mehr. Der Trainer von s.Oliver Würzburg glaubt nicht, dass der verzweifelte Versuch der Basketball-Bundesliga, eine reguläre Saison mit 34 Spieltagen und anschließenden Play-offs zu spielen, von Erfolg gekrönt sein wird. Im Gegenteil: "Das ist einfach nicht zeitgemäß. Da hätte man schon innovativer sein können", sagte er. Seine heftige Kritik an der Liga, die an diesem Wochenende in die Saison startet, bekam nun kurz vor dem Saisonstart Kraftfutter: Gleich drei der für dieses Wochenende angesetzten neun Spiele mussten wegen Corona-Fällen und der angeordneten Quarantäne abgesagt werden. Stand: Freitagabend!

"In dieser Zeit zu glauben, dass es Sinn macht, einmal in der Woche Basketball zu spielen und sich dazwischen sechs Tage vorzubereiten und darauf zu hoffen, dass freitags dann alle negativ getestet sind, damit wir samstags spielen können, ist mir generell zu billig und passt überhaupt nicht in diese Zeit", sagte Wucherer, der mit dieser Meinung bestimmt nicht alleine dasteht in seiner Branche. Liga-Chef Stefan Holz ist da gänzlich konträrer Meinung und offenbar überzeugt davon, dass auch keine Anpassungen des Spielbetriebs aufgrund explodierender Infektionszahlen nötig werden: "Damit beschäftigen wir uns noch nicht. Wir haben einen Plan A, und den verfolgen wir solange, bis es nicht mehr geht."

Wucherer hat einen Plan B, den er gerne von Anfang an umgesetzt gesehen hätte: Er verweist auf das Finalturnier im Juni in München als beispielgebend: "Diese Bubble hat gezeigt, wie man relativ viele Spiele in einem kurzen Zeitraum spielen kann, ohne ein hohes Infektionsrisiko für die Spieler zu haben und Spiele abbrechen oder gar absagen zu müssen." Seine Idee: Bubbles an verschiedenen Standorten, in denen dann sechs Mannschaften Jeder gegen Jeden spielen, die Bubbles anschließend neu mischen und wieder Jeder gegen Jeden. So würde vielleicht nicht jede Mannschaft zweimal gegen denselben Gegner antreten, aber jede käme dann zumindest auf eine erträgliche Anzahl, vielleicht 20, 25, von Spielen. Denn: "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass wir im aktuellen Modus 34 Spiele machen werden und es dann im Mai zwei Absteiger gibt und acht Mannschaften Play-offs spielen."

„Ja, stimmt, der Pokal ging leider völlig in die Hose, und dann waren offenbar alle in Herbsturlaub und keiner hat sich mehr Gedanken gemacht, wie es anders weitergehen könnte.“
Denis Wucherer, Baskets-Trainer

Der Baskets-Trainer hätte sich gewünscht, dass die Liga innovativer gewesen wäre. Zeit war ja genügend. Beim Pokal-Wettbewerb war die Bundesliga kreativ, vier Gruppen a vier Mannschaften, die Gruppensieger qualifizieren sich fürs Top-Four-Turnier, in dem der Pokalsieger gekürt wird. Schöner Plan! Aber Sars-CoV-2 hat auch den zunichte gemacht, weil positive Corona-Tests in Berlin, Bayreuth und Bonn für Spielabsagen und das Abblasen des Finalturniers sorgten. Die Berliner brachten das Virus vom EuroLeague-Spiel in Moskau mit und hatten dann insgesamt sieben positive Fälle. Was Wucherer auch nicht überrascht hat. Er hatte schon kurz nach dem Ausbruch der Pandemie häufiger betont, dass "internationale Wettbewerbe in diesen Zeiten keine gute Idee sind".

Wucherer weiter: "Ja, stimmt, der Pokal ging leider völlig in die Hose, und dann waren offenbar alle in Herbsturlaub und keiner hat sich mehr Gedanken gemacht, wie es anders weitergehen könnte." So also empfangen Wucherers Baskets an diesem Samstag (20.30 Uhr) ratiopharm Ulm erstmals in ihrer Bundesligageschichte vor leeren Tribünen in der s.Oliver Arena, weil der von Bund und Freistaat Bayern angeordnete Lockdown Zuschauer mindestens bis Ende November verbietet. "Wir legen am Samstag mal los und schauen, wie weit das gutgeht. Insofern gehen wir relaxed an diese Saison heran."

Das Virus, das die Welt im Würgegriff hat, terrorisiert selbstverständlich auch den Sport. Dennoch erscheint manches auch seltsam, etwa dies: In der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga gab es auch viele Corona-Fälle inzwischen, auch falsch positive. Aber niemals wurde eine komplette Mannschaft in Quarantäne geschickt, weshalb bis heute auch kein Spiel abgesagt werden musste. Die Basketballer haben ein mindestens genauso strenges und ausgeklügeltes Hygienekonzept wie die Fußballer - und dennoch wurden von Gesundheitsämtern komplette Teams für 14 Tage in Quarantäne gesteckt, was auch Liga-Chef Holz erzürnte, der sich zurecht fragte, weshalb die Liga und die Vereine viel Mühe und Geld in ein Hygienekonzept gesteckt haben, das ausdrücklich die Möglichkeit erlauben will, einzelne positiv getestete Spieler, Trainer oder Betreuer zu isolieren und den Rest nach negativen Tests weiterhin trainieren und spielen zu lassen. Die Entscheidungen treffen letztlich die Gesundheitsämter.

Taylor Persons will die Baskets anführen.
Foto: Heiko Becker | Taylor Persons will die Baskets anführen.

Wie dem auch sei: Für die Baskets geht's nun also erst einmal gegen Ulm. Und da sollen natürlich aller guten Dinge drei sein: In einem Testspiel unterlagen die Unterfranken den Schwaben genauso wie im Pokalspiel vor zwei Wochen. Beide Male war es knapp. "Wir kennen sie inzwischen ganz gut", sagt Spielmacher Tayler Persons, der fordert, "mit mehr Selbstvertrauen in entscheidenden Situationen" zu spielen. Der 25-Jährige Amerikaner, der mit seiner Frau, die er im August heiratete, im März ein Kind erwartet und deshalb die Pandemie und die Schutzmaßnahmen womöglich noch eine Spur ernster nimmt als mancher junge Teamkollege, will auch auf dem Parkett Verantwortung übernehmen und die "jüngeren Kerle im Team gerne anführen". Sie sollen sich auf ihn verlassen können.

Jedenfalls solange in der Bundesliga gespielt wird.

 
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