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Basketball: Bundesliga
5 denkwürdige Momente aus bisher 37 Basketball-Derbys zwischen Würzburg und Bamberg
Kein Spiel elektrisiert die Würzburger Basketball-Fans derart wie das Frankenderby gegen Brose Bamberg. Ein Blick in die Geschichte besonders bedeutsamer Aufeinandertreffen.
Cameron Hunt (links) führt im vorherigen Duell zwischen Würzburg und Bamberg den Ball. Im Februar gewannen die Würzburger zu Hause.
Foto: Julien Becker | Cameron Hunt (links) führt im vorherigen Duell zwischen Würzburg und Bamberg den Ball. Im Februar gewannen die Würzburger zu Hause.
Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:56 Uhr

Es ist das 38. Frankenderby in der Basketball-Bundesliga zwischen Würzburg und Bamberg – kein Spiel elektrisiert die hiesigen Fans derart wie das gegen den "großen Nachbarn" aus Oberfranken. Die Zahlen sprechen dabei eine deutliche Sprache: Nur sieben Mal behielten die Unterfranken vor dem erneuten Duell an diesem Mittwoch (20.30 Uhr, tectake-Arena) die Oberhand.

Das waren fünf denkwürdige Momente zwischen Würzburg und Bamberg in den vergangenen 25 Jahren:

1. Olumide Oyedeji erobert im Frankenderby gegen Bamberg die Würzburger Herzen

Olumide Oyedeji an alter Wirkungsstätte: Der damalige NBA-Spieler stattete den Würzburger Basketballern im Jahr 2005 einen Besuch ab.
Foto: Frühwirth | Olumide Oyedeji an alter Wirkungsstätte: Der damalige NBA-Spieler stattete den Würzburger Basketballern im Jahr 2005 einen Besuch ab.

Das erste Aufeinandertreffen in der ersten Liga zwischen der gerade aufgestiegenen DJK s.Oliver Würzburg und TTL universa Bamberg am 11. September 1998 war gleich ein unvergessliches. Die Begeisterung für das Team um die Eigengewächse wie den Ochsenfurter Robert Garrett (damals 20 Jahre), den Aschaffenburger Demond Greene (19) und den vor dem Sprung in die NBA stehenden Dirk Nowitzki (20) drohte nach der herben Auftaktpleite (70:108) gegen Meister Alba Berlin und einem unglücklichen 76:79 in Braunschweig etwas abzuebben.

Am dritten Spieltag waren die klar favorisierten und deutlich routinierteren Oberfranken um Kai Nürnberger, einem Europameister von 1993, zu Gast in der damaligen Carl-Diem-Halle. Doch die Hausherren hatten einen Trumpf im Ärmel: Olumide Oyedeji gab sein Debüt im DJK-Leibchen. Und was für eins: Das 2,08 Meter große nigerianische Kraftpaket, trotz seiner offiziell erst 17 Jahre bereits ein Mann wie ein Baum, reboundete, dunkte und blockte, dass das Zuschauen eine wahre Freude ist. Am Ende feierten die Würzburger mit einem 79:66 ihren Premierensieg im Oberhaus, und diese Redaktion titelte am nächsten Morgen: "Olu erobert die Herzen".

2. Würzburgs neuer Sponsor spendiert nach dem Sieg spontan eine Siegprämie

Dirk Bauermann  (rechts) als Baskets-Trainer im Gespräch mit Felix Hoffmann. 2005 verlor er als Bamberger Trainer in Würzburg.
Foto: Heiko Becker | Dirk Bauermann (rechts) als Baskets-Trainer im Gespräch mit Felix Hoffmann. 2005 verlor er als Bamberger Trainer in Würzburg.

Insgesamt 14 Mal kreuzten sich die Wege der Würzburger und Bamberger Bundesliga-Basketballer bis Mai 2005. Und auch wenn die "X-Rays" im zweiten Jahr mit dem 90:84 in der Bamberger Graf-Stauffenberg-Halle noch mal ein Ausrufezeichen setzten, gab es für die Unterfranken dabei nur selten etwas zu gewinnen. 3:11 lautete die Derbybilanz zwischen beiden Klubs in Erstliga-Duellen in diesem Zeitraum aus ihrer Sicht.

Und doch dürfte den Fans eine Begegnung aus dieser Zeit noch ganz besonders in Erinnerung sein. Als krasser Außenseiter empfing der seit der Saison 2003/04 als TSK Würzburg firmierende Klub am 11. März 2004 den Vizemeister GHP Bamberg mit Dirk Bauermann als Headcoach im Pokal-Viertelfinale. Finanziell stand's nicht gut um die Würzburger, der Pleitegeier kreiste bedrohlich über dem Verein. Doch in einem packendem Pokalfight besiegten die Schützlinge von US-Coach Aaron McCarthy die Bamberger in einem Herzschlagfinale mit 65:64.

Den entscheidenden Dreier versenkte Dubravko Zemljic acht Sekunden vor Schluss. Der neue Würzburger Geldgeber Günther Tröster, Breitengüßbacher Unternehmer und ein Jahr zuvor im Streit als Hauptsponsor und Gesellschafter in Bamberg ausgestiegen, war live dabei, öffnete nach der Sensation spontan die Schatulle und holte 50.000 Euro an Siegprämie heraus. Damit entgingen die Würzburger vorläufig zumindest dem finanziellen Aus. Ein Jahr später stiegen die "X-Rays" sportlich ab und mussten Insolvenz anmelden. Nach sieben Jahren war Bundesliga-Basketball in Würzburg vorerst Geschichte. Bamberg dagegen feierte 2005 seine erste deutsche Meisterschaft – bis 2017 sollten acht weitere und fünf Pokalsiege folgen.

3. Das erste Frankenderby nach 2469 Tagen: Würzburg bleibt chancenlos

Spielszene aus dem Derby im Dezember 2011: Ben Jacobson (links) ist für Würzburg gegen den Bamberger Anthony Tucker am Ball.
Foto: Fabian Frühwirth | Spielszene aus dem Derby im Dezember 2011: Ben Jacobson (links) ist für Würzburg gegen den Bamberger Anthony Tucker am Ball.

In die Hochzeit des Bamberger Basketballs fiel auch das Comeback der Würzburger in der ersten Liga. Als s.Oliver Baskets marschierten sie nach einem Neustart zur Saison 2007/08 in der Regionalliga binnen vier Jahren bis in die Bundesliga durch. Am 10. Dezember 2011 steigt nach 2469 Tagen in der s.Oliver Arena wieder ein Frankenderby gegen Bamberg.

Doch nicht nur in diesem Spiel waren die Würzburger chancenlos (59:75). Auch in den folgenden Partien standen sie auf verlorenem Posten. Die ersten 13 Duelle seit dem Wiederaufstieg gingen mit im Schnitt 20,3 Punkten Differenz verloren, darunter die drei Play-off-Partien im Mai 2016. 54:95, 71:108 und 58:93 lauteten die ernüchternden Resultate gegen das schier übermächtige Star-Ensemble von Trainer Andrea Trinchieri um den griechischen "Altmeister" Nikos Zisis oder die späteren NBA-Spieler Brad Wanamaker, Darius Miller, Nicolò Melli oder Daniel Theis.

Gegen das vermutlich beste Team, das je das Bamberger Trikot getragen hat, war auch der FC Bayern München chancenlos: Im dritten Play-off-Halbfinale lagen die Münchner zur Halbzeit mit 20:49 zurück – exakt so hoch wie die Baskets in ihrem dritten Duell kurz vor der Pause.

4. Würzburg stoppt im ersten Saisonspiel seine Niederlagenserie gegen Bamberg

Robin Benzing (links) nicht aufzuhalten: Für die Würzburger erzielte der damalige Neuzugang 23 Punkte im Frankenderby gegen Bamberg.
Foto: Heiko Becker | Robin Benzing (links) nicht aufzuhalten: Für die Würzburger erzielte der damalige Neuzugang 23 Punkte im Frankenderby gegen Bamberg.

Ein Jahr später sind die Würzburger Ziele ambitionierter geworden. Der frühere Bamberger Trainer und Bundestrainer Dirk Bauermann sollte binnen drei Jahren aus den Baskets "einen ernsthaften Anwärter auf das Play-off-Halbfinale", also nicht weniger als einen Topklub, formen. Der Auftakt war vielversprechend, es riss sogar die schwarze Serie gegen Bamberg. Im ersten Saisonspiel 2017/18 am 29. September 2017 siegten die Baskets mit 76:73. Neuzugang Robin Benzing, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, avancierte mit 23 Punkten zum Matchwinner.

Vier weitere Siege, unter anderem in München, ließen die Fans von glorreichen Zeiten träumen. Doch dauerhaft stellte sich der Erfolg nicht ein. Bauermann verabschiedete sich in Richtung China, die hochfliegenden Pläne wurden einkassiert. Unter seinem Nachfolger Denis Wucherer glückte am 26. November 2019 aber der erste Erfolg überhaupt in der Brose Arena (72:69). Dessen Vertragsverlängerung unmittelbar vor dem Rückspiel (77:95) gut ein Vierteljahr später am 6. März 2020 sollte die letzte Partie vor dem Corona-bedingten Saisonabbruch sein, als die Baskets erstmals seit 2016 wieder Kurs in Richtung Play-offs genommen hatten.

5. Cameron Hunts cleverer Fehlwurf führt zum ersten Sieg unter Filipovski

Trainer Saša Filipovski (links) spricht mit Cameron Hunt. Nach dessen Fehlfreiwurf steht der erste Baskets-Sieg unter Filipovski fest.
Foto: Silvia Gralla | Trainer Saša Filipovski (links) spricht mit Cameron Hunt. Nach dessen Fehlfreiwurf steht der erste Baskets-Sieg unter Filipovski fest.

Die Baskets litten wohl wie kaum ein anderer BBL-Klub unter den Pandemie-Restriktionen. Ihnen fehlte die Unterstützung der Fans in der bei Gegnern gefürchteten "rot-weißen Turnhölle". Mit deutlich geringerem Etat ging es sportlich eineinhalb Jahre lang um die Existenz. Im Dezember 2021 musste Wucherer gehen, da die Baskets auf einen Abstiegsplatz abgerutscht waren.

Der erhoffte Effekt des Wechsels zu Saša Filipovski schien zunächst auszubleiben. Die ersten sechs Partien unter der Regie des Slowenen gingen verloren, mit einem Pokal-Aus wurden es zwölf Pleiten in Serie. Den Bock stießen die Würzburger ausgerechnet am 6. Februar 2022 im Derby um. Ein Zehn-Punkte-Vorsprung vor dem letzten Viertel verspielten die Baskets in nur viereinhalb Minuten, lagen 78 Sekunden vor Schluss mit vier Zählern hinten, glichen 44 Sekunden vor Spielende zum 89:89 aus – und erhielten 1,8 Sekunden vor der Sirene wegen eines Fouls an Cameron Hunt zwei Freiwürfe.

Den ersten verwandelte der US-Guard, den zweiten warf er absichtlich an den Ring, um die Spieluhr in Gang zu setzen. Die Schlusssirene ertönte, und 749 Zuschauende – mehr waren aufgrund von Corona-Beschränkungen noch nicht zugelassen – verwandelten die tectake-Arena ins Zentrum der Glückseligkeit. Der erste Sieg 2022 sollte die Wende sein: Seitdem haben die Würzburger 16 von 28 Ligapartien unter der Regie des 48-jährigen Slowenen gewonnen.

Frankenderby in Würzburg

Würzburg Baskets – Brose Bamberg
(Mittwoch, 20.30 Uhr, tectake-Arena)
Beim bloßen Blick auf die Tabelle dürfte der geneigte Beobachter vermutlich erstmals überhaupt in einem Derby gegen Bamberg (13. Platz/4:12 Punkte) in Versuchung geraten, die gastgebenden Würzburg Baskets (8./12:12) als Favorit zu sehen.
Tatsächlich aber dürfte das Kräfteverhältnis noch immer ein anderes sein, ist das bislang dürftige Abschneiden des früheren Serienmeisters doch mindestens genauso überraschend wie das der auf einem Play-off-Platz rangierenden Würzburger.
Die Bamberger, die laut eigener Aussage immer noch über einen Top-Sechs-Etat in der Liga verfügen, deuteten beim jüngsten 101:74 gegen Heidelberg immerhin ihr Potenzial an. US-Neuzugang Gerel Simmons war bei seiner Premiere mit 20 Punkten bester Korbjäger.
Die Würzburger wollen Wiedergutmachung für die 73:96-Klatsche in Hamburg betreiben. Viel wird davon abhängen, ob es ihnen gelingt, Topscorer Cameron Hunt besser ins Spiel zu bringen. Der US-Guard, mit durchschnittlich 18,3 Punkten viertbester Werfer der Liga, erzielte im hohen Norden erst Mitte des dritten Viertels seine ersten Zähler.
Quelle: sam
 
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