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Basketball: Bundesliga
Vor dem Frankenderby gegen Bamberg: Wenn die US-Guards der Würzburg Baskets nicht abliefern
Die deutliche Niederlage in Hamburg sorgte für Ernüchterung bei dem Basketball-Bundesligisten. Wie Trainer Sasa Filipovski versucht, mögliche Schäden im Keim zu ersticken.
So geht's weiter: Baskets-Trainer Sasa Filipovski beim traurigen Gastspiel in Hamburg.
Foto: HMB Media/Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn | So geht's weiter: Baskets-Trainer Sasa Filipovski beim traurigen Gastspiel in Hamburg.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Ernüchterung! Was einigen Menschen vermutlich erst am Neujahrsmorgen oder am Vormittag bevorstand, hatten die Baskets bereits am späten Abend vor Silvester auf die lange Busreise in den Süden mitgenommen. Ob Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets auch einen Kater mit ins neue Jahr genommen hat, wird freilich erst die nähere Zukunft zeigen – aber ein wenig auf den Magen der Verantwortlichen des Klubs und der Spieler konnte die Vorstellung am Freitag in Hamburg schon schlagen. Nach zuvor drei Siegen in Serie und der wohl schlechtesten Saisonleistung stand ein 73:96 - gegen eine Mannschaft, die elf ihrer letzten zwölf Pflichtspiele in der Liga und im Europapokal-Wettbewerb verloren hatte. So eine Klatsche kann Spuren hinterlassen. Gerade bei einer relativ jungen Mannschaft wie den Baskets.

Trainer Sasa Filipovski, der ganz bestimmt nicht angetan war von der Vorstellung seiner Schützlinge, nahm sein Team an Silvester dann erst einmal in Schutz: "Die Spieler sind keine Roboter, die auf Knopfdruck immer gut spielen können." Solche Ausrutscher würden auch den besten Mannschaften immer wieder mal unterlaufen, "selbst Euroleague-Teams", wie Filipovski meint. Der Coach verwies auch auf zuletzt drei schwierige Spiele und die zwei langen Reisen nach Oldenburg und Hamburg. "Um die nötige Energie zu haben, muss man zwischendurch auch immer wieder pausieren." Bei dem Programm der jüngeren Vergangenheit sei es ganz normal, dass die Spieler auch mal müde seien.  

Dass der Coach sich derart vor die Mannschaft stellt, mag ihn zwar ehren, aber so ganz schlüssig erscheint die Argumentation nicht, zumal zwischen den Begegnungen in Oldenburg und Hamburg 13 Tage (und der Heimsieg gegen Crailsheim) lagen. Und ob es tatsächlich nur ein Ausrutscher war, wird die Zukunft zeigen. Denn nicht die heftige Pleite an sich war erschreckend – im Mannschaftssport kommt es immer wieder vor, dass einer Mannschaft mal nahezu alles gelingen soll und der anderen beinahe nichts. Erschreckend war die fast schon phlegmatische Vorstellung aller Baskets-Akteure im ersten Viertel, als alle Zeichen in Richtung richtiges Debakel hindeuteten: Da tölpelten sie übers Parkett, als seien sie nach einer durchzechten Nacht und ganz wenig Schlaf gerade erst aufgestanden. 9:29 nach zehn Minuten. Im Grunde war der Käse da bereits gegessen. Zwar kamen die Baskets am Anfang des Schlussabschnitts noch einmal bis auf 13 Zähler (63:76) heran, weil sie sich zwischenzeitlich auf ihre bisher gezeigten Stärken – Kampf und Einsatz – etwas besannen. Letztlich aber war der 9:2-Lauf nur ein kräftezehrendes Strohfeuer.

Filipovski wollte lieber genau daraus Positives ziehen: "Es war gut, dass die Spieler sich aus ihrer Frustration nach der ersten Halbzeit herausgekämpft und das Spiel besser beendet haben. Auch, wenn es am Ende nicht gereicht hat." Filipovski rotierte in der zweiten Hälfte ganz ordentlich durch, weil er auch Kräfte schonen wollte für die nächsten Aufgaben und die Niederlage früh akzeptierte: "Es wäre dumm, da mehr Kräfte zu investieren als nötig", erklärte der Trainer.

Dieser Freitag war freilich auch ein Lehrstück darüber, wie extrem abhängig diese Mannschaft von ihren drei Guards Stanley Whittaker, Cameron Hunt und C.J. Bryce ist, die letztlich regelmäßig für die sechs Saisonsiege verantwortlich waren. Entweder gemeinsam, oder weil einer oder zwei ordentlich ablieferten und ein anderer, meist Hunt, überragend. Am Freitag kamen weder Hunt (neun Punkte, im Schnitt machte er zuvor 19) noch Whittaker (zehn, Schnitt 18) wirklich ins Spiel. Lediglich Bryce übertraf seinen Schnitt von 15 mit 21 Zählern ordentlich. Einer von drei, sozusagen. Das reicht diesen Baskets aber nicht, um erfolgreich zu sein, weil kein anderer mal einspringen kann und sich die anderen von ihnen mitnehmen lassen müssen. Filipovski gönnte den Dreien, die üblicherweise über eine halbe Stunde übers Parkett jagen, diesmal gut fünf Minuten mehr Verschnaufpausen (Hunt und Bryce), Whittaker gar zehn Minuten mehr.

 "Wir sind eine junge Mannschaft, die noch viel lernen muss", sagte Bryce noch auf dem Hamburger Parkett. Nach so einem ersten Viertel sei es "dann schwierig, zurückzukommen. In der zweiten Halbzeit hatten wir viel mehr Energie und haben so gespielt, als ob wir auch wirklich gewinnen wollen. Das müssen wir über 40 Minuten machen", blickte der US-Amerikaner voraus.

Am besten natürlich schon bei der nächsten Aufgabe, am Mittwoch (20.30 Uhr) zu Hause gegen Bamberg. Schweinfurt-Ost, wie der Baskets-Anhang so gerne spottet. "Ein sehr harter Gegner", wie Filipovski sagt. Die Würzburger hatten in der Bundesliga meist das Nachsehen gegen den nähesten Klassen-Kontrahenten. In dieser Runde hat der einstige Serienmeister ordentlich Probleme. Zeitgleich mit der Würzburger Niederlage in Hamburg freilich watschten die Oberfranken Heidelberg mit 101:74 ab. Ob der erst vierte Saisonsieg tatsächlich ein Befreiungsschlag war, wird auch die Partie in Würzburg zeigen.

 
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