Ein in Würzburg sehr erfolgreicher Basketballer, der in Dallas aufgewachsen ist. Da stimmt doch was nicht. Müsste es denn nicht andersherum sein? Nein, denn Cameron Hunt ist genau diesen Weg gegangen. Der mittlerweile 25-Jährige wuchs mitten im texanischen Dallas auf, hatte mit seiner Mutter eine Dauerkarte für die Spiele der Dallas Mavericks und bewunderte dort den in Würzburg aufgewachsenen Dirk Nowitzki. Einmal sei er sogar bei ihm zu Hause gewesen, berichtet er. Lange, bevor Cameron Hunt überhaupt daran dachte, mal in Nowitzkis Heimatstadt Basketball zu spielen.
Heute prägt er die Würzburg Baskets, die genau genommen nicht der Heimatklub von Dirk Nowitzki sind, der damals für die DJK Würzburg spielte: eine Information, die Cameron Hunt zum ersten Mal im Rahmen des Gesprächs mit dieser Redaktion hört. 19,4 Punkte pro Partie legt er aktuell für die Würzburger auf. Das sind sieben mehr als in der Vorsaison. "Ich muss nicht mehr so viel als Aufbauspieler agieren", erklärt er. "Das Team bringt mich in gute Situationen, um zu punkten."
Im Würzburger Farmteam in der dritten Liga war Hunt vor allem schnell
Wer Hunt länger beobachtet hat, erkennt die Entwicklung, die der Texaner in seinen mittlerweile über drei Jahren in Würzburg genommen hat. Als er 2019 ins Farmteam der Würzburger in der drittklassigen ProB kam, war Hunt vor allem eines: schnell. "Ich habe einfach Vollgas gegeben und kam an jedem Gegenspieler vorbei", erinnert er sich an seine Anfänge in Würzburg. Auch der aushelfende Spieler, der im Basketball meist recht schnell zur Stelle ist, kam zu spät, denn Hunt war für diese Spielklasse einfach zu flink.
Heute könne er das Tempo variieren. Das sei auch die größte Entwicklung, die er genommen habe, findet Hunt selbst. In der Basketball-Bundesliga ist das wichtig, denn auch wenn er dort immer noch zu den schnelleren Spielern gehört, ist der Abstand lang nicht mehr so groß.
Hunt hat auf dem Weg zum kompletten Basketballer Fortschritte gemacht
Denis Wucherer und Sasa Filipovski, die beiden Trainer, die Hunt bei der Würzburger Bundesliga-Mannschaft in den vergangenen Jahren hatte und hat, bemängelten beim Topscorer der Baskets hauptsächlich eine Sache: Hunt sei zwar sehr gut darin, Körbe selbst zu erzielen, darin waren sich alle einig. Aber um ein kompletter Basketballer zu werden, der in Europa auch in noch höhere Sphären gelangen kann, müsse er auch lernen, seinen Mitspielern den Ball "auf dem Silbertablett" zu servieren.
Und seit dieser Saison sieht man auch hier deutliche Fortschritte. Hunt hat gelernt, im Pick and Roll, also wenn ihm ein Mitspieler den Weg freiblockt und ihm damit einen Vorteil verschafft, bessere Entscheidungen zu treffen. "Ich habe gelernt, meinen Körper zu nutzen, um mir in Korbnähe Platz zu verschaffen", sagt er selbst. "Er hat im Sommer an Muskeln zugelegt. Das hilft ihm nun, auch mal den Kontakt zum Gegner zu suchen", beschreibt Filipovski Hunts Fortschritt.
Cameron Hunts Vertrag bei den Baskets läuft zum Saisonende aus
Beim Heimerfolg gegen Rostock am vergangenen Wochenende erzielte der 1,92 Meter große Flügelspieler 31 Punkte, traf dabei neun seiner zwölf Würfe aus dem Feld und 13 seiner 14 Freiwürfe. Einer mehr, und er hätte seinen Karrierebestwert vom Spiel gegen den Mitteldeutschen BC eingestellt. Für seinen Beitrag zum 97:87-Heimsieg, es war der erste in dieser Saison, wählte ihn das Fachmagazin BIG in die "Starting Five" des Spieltags.
Zum Saisonende läuft Hunts Vertrag in Würzburg aus. Schon im vergangenen Sommer wunderten sich einige Beobachter, dass niemand bereit war, den Baskets die Ablösesumme für Hunt zu bezahlen. Im nächsten Sommer wird Hunt die Domstadt dann aber wohl endgültig verlassen. Denn es sei Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Der Eurocup oder die Basketball Champions League sind sein Ziel. Es sind die beiden zweitklassigen Wettbewerbe im europäischen Basketball.
Bayern Münchens Basketballer absolvieren ein Mammutprogramm
Auch Sasa Filipovski traut ihm diesen Schritt zu. Und von dort aus soll es dann am besten in die Euroleague gehen. Dort spielt der bevorstehende Gegner der Baskets bereits: Natürlich schaue er sich "die beiden deutschen Teams in der Euroleague jede Woche an", sagt Hunt. Er glaube, dass Alba Berlin am Ende vor den Basketballern des FC Bayern München lande.
In dieser Woche hatte er ein besonderes Augenmerk auf die Münchener, die am Mittwoch in Lyon gewannen und am Freitagabend (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) in Monaco gastieren. Keine zwei Tage später sind die Würzburger Gast in der Landeshauptstadt. "Es kommt darauf an, wie ernst sie das Spiel nehmen", beschreibt Filipovski die Siegchancen der Würzburger, die im vergangenen Jahr zeigten, dass Bayern schlagbar ist, wenn sie zuvor ein solches Mammutprogramm absolviert haben.