Schöne Bescherung zum Jahresabschluss, den sich Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg so bestimmt nicht vorgestellt hatte! Mit einer 73:96 (31:57)-Klatsche bei den Veolia Towers Hamburg gehen die Baskets ins neue Jahr. Nach der insgesamt wohl schlechtesten Saisonleistung haben die Unterfranken nun eine ausgeglichene Bilanz von jeweils sechs Siegen und Niederlagen.
Hamburgs Co-Trainer Benka Barloschky, der zuletzt den grippeerkrankten Cheftrainer Raoul Korner vertreten hatte, was er auch gegen die Würzburger erneut tat, hatte nach der 95:96-Niederlage gegen Oldenburg am vergangenen Dienstag noch gemeint: "Das Spiel gegen Würzburg ist das wichtigste des Jahres." Verständlich bei den jüngsten Bilanzen der Hanseaten: Gestartet als klarer Play-off-Anwärter, setzte es in der Liga zuletzt sechs Pleiten am Stück, nimmt man die EuroCup-Partien hinzu, waren es zuletzt sogar elf Niederlagen in den vergangenen zwölf Begegnungen. Man könnte annehmen, eine solche Niederlagenserie beeinflusst den Glauben an die eigene Stärke.
Genauso wie eine Erfolgsserie im Umkehrschluss das Selbstvertrauen stärken sollte. Vier ihrer jüngsten fünf Partien hatten die Baskets vor dem Jahresabschluss gewonnen, davon die jüngsten drei gegen Frankfurt, in Oldenburg und gegen Crailsheim am Stück. Aber: Pustekuchen! Die Partie begann, als seien die Vorzeichen genau umgekehrt gewesen.
Die Hamburger nahmen das mit dem "wichtigsten Spiel des Jahres" wörtlich und legten mit ordentlich Dampf, Entschlossenheit und Spielwitz los. Und die Würzburger wirkten, als seien sie fünf Minuten vor dem Sprungball vor der Halle angekommen und aus dem Mannschaftsbus ausgestiegen. Lethargisch, unambitioniert, fast schon lustlos waren sie bei der Arbeit. Und auf so etwas Ähnliches wie eine Verteidigung verzichteten die Baskets gänzlich. Die Folge: 0:10 nach zwei Minuten und acht Sekunden. 3:20 nach fünf Minuten und 14 Sekunden. 6:27 nach acht Minuten und acht Sekunden. Nach dem ersten Viertel (9:29) war die Begegnung eigentlich entschieden. Es lief alles auf ein Debakel für die Würzburger hinaus.
Zumal sich auch im zweiten Abschnitt nichts Wesentliches ändern sollte. Den Hamburgern gelang vor allem offensiv nahezu alles, auch Zauberpässe und -körbe – die Würzburger trafen nun zwar besser, aber von einer ordentlichen Verteidigung hielten sie immer noch nicht viel. Die Folge: Mit 26 Punkten Rückstand (31:57) ging es in die Pause – und vermutlich wäre es recht interessant gewesen, mal die Dezibels in der Baskets-Kabine zu messen. Nach der Miene von Baskets-Trainer Sasa Filipovski urteilen, schienen Oropax angeraten zu sein. Die Baskets hatten in der ersten Halbzeit acht Ballverluste, gegen Crailsheim waren es nach 40 Minuten neun, in Hamburg am Ende dann 24.
Guards dominieren in dieser Runde die Liga. Und bei den Würzburgern eben das komplette Spiel: Cameron Hunt, C.J Bryce (beide im Schnitt über 33 Minuten) und Stanley Whittaker (gut 30 Minuten) rennen jeweils über eine halbe Stunde übers Parkett und machen dabei durchschnittlich jedes Mal 61 Prozent aller Punkte der Unterfranken (Hunt 19,1, Whittaker 18,2, Bryce 15,2 im Schnitt). Wie sehr die Baskets von den drei US-Amerikanern abhängig sind, war am Freitag sehr gut zu erkennen. Und welche Folgen es hat, wenn sie mal nicht wie gewohnt abliefern, eben auch. Hunt gelangen seine ersten Punkte nach 23 Minuten und 25 Sekunden. Lediglich Bryce übertraf mit 21 Punkten sogar seinen Schnitt.
Wie zu erwarten, gestaltete sich die zweite Hälfte dann etwas ausgeglichener, auch, weil die Gäste sich ein wenig darauf besannen, was sie in dieser Runde häufig ausgezeichnet hatte: Engagement und Kampf. In Abschnitt drei verkürzten die Baskets den Rückstand auf 20 Zähler (54:74), zu Beginn des Schlussviertels dann sogar mal auf 13 Punkte (63:76). Aber näher sollten sie dann nicht mehr herankommen.
Wie dem auch sei: Summa summarum dürfen die Baskets das Jahr 2022, als zu Jahresbeginn der Abstieg bedrohlich erschien, mit dem letztlich souverän erreichten Klassenerhalt und der aktuellen Rundenbilanz von sechs Siegen und sechs Niederlagen zumindest sportlich als durchaus gelungen betrachten. Viel Zeit zum Feiern und darüber Freuen bleibt freilich nicht: Schon am nächsten Mittwoch (20.30 Uhr) steht das stets emotional aufgeladene Frankenderby an gegen den zum Kellerkind mutierten ehemaligen Serienmeister Bamberg, der am Freitag mit einem 101:74 gegen Heidelberg seinen vierten Saisonsieg einfuhr.