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Karlstadt
Radverkehrskonzept Karlstadt: Diese drei Maßnahmenpakete sollen 2023 umgesetzt werden
Seit Monaten wird in Karlstadt darüber diskutiert, wie die Stadt sicherer und attraktiver für Fahrradfahrer und Fußgänger werden soll. Voraussichtlich im März steht nun eine Entscheidung an.
In die Bodelschwinghstraße mündet der Tiefenweg ein. Die Verlängerung in Richtung Altstadt ist die Zahnstraße, die zur Einbahnstraße werden soll, um Platz für Fußgänger und Radfahrende zu bekommen.
Foto: Karlheinz Haase | In die Bodelschwinghstraße mündet der Tiefenweg ein. Die Verlängerung in Richtung Altstadt ist die Zahnstraße, die zur Einbahnstraße werden soll, um Platz für Fußgänger und Radfahrende zu bekommen.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:35 Uhr

Welche Maßnahmen des Karlstadter Radverkehrskonzepts sollen zuerst umgesetzt und welche noch zurückgestellt werden? Darüber informierte Marcel Schlameus vom Büro Brenner-Plan aus Stuttgart am Donnerstag in einer Sondersitzung des Stadtrates. Er stellte dem Gremium sowie rund 25 Zuhörerinnen und Zuhörern die fünf überarbeiteten Maßnahmenpakete mit hoher Priorität vor, die der Planer dem Verkehrsausschuss im Oktober präsentiert hatte.

Diese sind Teil des 60 Maßnahmen umfassenden Gesamtkonzeptes und betreffen die Bodelschwinghstraße, Einbahnstraßenregelungen, die Nordbrücke, die Unterführung am Bahnhof sowie die Alte Mainbrücke. 

Drei dieser Maßnahmenpakete sollen möglichst schnell verwirklicht werden. Nämlich jene, denen alle Beteiligten zustimmen. Bei den anderen herrsche Uneinigkeit, weitere Beratungen seien nötig – was wiederum Zeit koste. Ein Beschluss soll dann am 2. März gefasst werden. Denn: "Für Anlieger und andere Verkehrsteilnehmer können sie nachteilig sein. Das muss abgewogen werden", sagte Bürgermeister Michael Hombach (CSU).

"Ich bin nicht dafür, dass wir nur Maßnahmen umsetzen, über die es einen Konsens gibt", sagte Sebastian Kunz (Freie Wähler). "Wir sind ein Gremium, das mehrheitlich entscheidet." Deshalb müsse im März über alle fünf Pakete abgestimmt werden.

Zudem sind darin keine Vorschläge für die Anbindung der Stadtteile enthalten, was von einigen Räten bereits mehrfach kritisiert wurde. Bei der Priorisierung der Maßnahmen habe man darauf geachtet, einen möglichst hohen Nutzen für möglichst viele Radfahrende zu erreichen. Deshalb konzentriere man sich zunächst auf die Kernstadt, so Schlameus.

Radverkehrskonzept enthält insgesamt 60 Maßnahmen

"Es war uns von Anfang an wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger dabei mit einbezogen werden", sagte Hombach. Etwa bei den beiden Bürgerworkshops im Juli und November. Zudem habe sich der Arbeitskreis Fahrradfreundlichkeit mehrmals getroffen, Problemstellen und Verbesserungspotenzial identifiziert und vor Ort in Augenschein genommen. Das Handlungskonzept wurde so mehrfach überarbeitet.

So ist ein Katalog mit 60 Maßnahmen entstanden. Unter anderem für die Stadtteile, das Gewerbegebiet Am Hammersteig oder den Mainparkplatz. Diese sollen laut Hombach nach und nach und nicht auf einmal beschlossen werden. Denn dabei müssten auch andere Baumaßnahmen, Fördertöpfe und die Haushaltsmittel beachtet werden. "Wir müssen schauen, was wir uns leisten können", sagte Harald Schneider (SPD). Einige Räte forderten jedoch, im März gleich das ganze Radverkehrskonzept zu genehmigen, um sich so eine Selbstverpflichtung aufzuerlegen.

Laut Bürgermeister wird der Katalog in den kommenden Tagen auf der Website der Stadt veröffentlicht. Diese Projekte könnten noch 2023 realisiert werden:

Maßnahmenpaket 1: Sichere Querung der Bodelschwinghstraße

Zwei provisorische Querungshilfen in der Bodelschwinghstraße wurden Ende 2022 erprobt. 
Foto: Karlheinz Haase (Archivfoto) | Zwei provisorische Querungshilfen in der Bodelschwinghstraße wurden Ende 2022 erprobt. 

In der Bodelschwinghstraße sollen an den Ecken Johann-von-Korb-Straße und Julius-Echter-Straße geteilte Mittelinseln installiert werden. Auch an Heideweg/Grobenstraße, Eußenheimer Straße und am Tiefenweg soll man künftig die viel befahrene Straße sicherer überqueren können. An letzterem ist ein zweiter Zebrastreifen geplant. Kostenpunkt: Insgesamt rund 130.000 Euro.

"Wir sollten den Blick hier noch stärker auf die Eußenheimer Straße und Echter-Straße werfen", sagte Armin Beck (Grüne). Hier herrsche viel Verkehr aufgrund des Verbrauchermarktes, des Wohnstifts und bald auch der neuen Kita. Beck schlug zudem vor, eine sogenannte Schulstraße im Bereich um die Grund- und eventuell die Realschule einzuführen. Dies würde eine zeitweise Sperrung für den "motorisierten Individualverkehr" zu den Bring- und Abholzeiten bewirken.

Maßnahmenpaket 2: Einbahnstraßen in den "Johann-Straßen" und im Krönleinsweg

Hierzu hatte es bereits viel Kritik von Anwohnerinnen und Anwohnern gegeben. Ein mehrwöchiger Probelauf soll deshalb vor dem Beschluss im März ermitteln, wie sich eine Einbahnstraßenregelung in der Korbstraße in Richtung Saupurzel und der Zahnstraße in Richtung Bahnlinie auf den Verkehrsfluss auswirkt. Begleitet wird dies laut Kai-Uwe Brune von der Stadtverwaltung mit Messungen. "Wir wollen dabei die Praxistauglichkeit testen und Feedback der Anwohner einholen", so Hombach. Die Betroffenen würden in den kommenden Wochen angeschrieben und "detailliert" informiert. 

In den beiden Straßen sowie dem Krönleinsweg, der von der Realschule bis zur Arnsteiner Straße Einbahnstraße werden soll, könnten die Gehwege zudem für den Radverkehr auch in die Gegenrichtung freigegeben werden. Längerfristig ist auch eine Verbreiterung der Gehwege vorgesehen. Mit der neuen Regelung soll die Sicherheit für die Schulkinder erhöht und der Bereich verkehrsberuhigter werden.

"Viele sind heute da, weil sie Angst haben, dass sie ab Montag eine Einbahnstraße vor der Türe haben", sagte Stefan Rümmer (SPD). Es dürfe nicht sein, dass sich Verkehrsströme durch die neue Regelung unnötig verändern. "Da ist noch viel zu klären, wir sollten die Kritik der Anwohner ernst nehmen. Wir brauchen einen vernünftigen Kompromiss."

Maßnahmenpaket 3: Die Nordbrücke sicherer für Radler machen

Auf der Nordbrücke soll zudem ein 1,50 Meter breiter Schutzstreifen für Radlerinnen und Radler einseitig bergauf eingerichtet werden. "Wir haben auf der Brücke nicht viele Möglichkeiten, können aber mit einem Schutzstreifen viel erreichen", so Schlameus. Zudem soll der Gehweg für Fahrradfahrer freigegeben werden. Wer auf der Ringstraße unterwegs ist, soll gegenüber dem Verkehr von der Nordbrücke künftig Vorfahrt erhalten.

Anpassungen am Kreisverkehr werden in den bereits laufenden Planungen zum Kita-Neubau in der Eußenheimer Straße berücksichtigt.

Diese Maßnahmenpakete wurden zurückgestellt

Bei den Vorschlägen zur Alten Mainbrücke und der Unterführung sind sich die Fraktionen bislang uneinig. Die Brücke soll neu gebaut werden, einen Termin dafür gibt es allerdings noch nicht. Hierbei sollte aber ein baulich getrennter Radweg vorgesehen werden, sagte Schlameus. Ein Parkverbot hält der Planer nicht für sinnvoll, da die geparkten Autos den Verkehr beruhigen würden. Und ein einseitiger Schutzstreifen für Radlerinnen und Radler bei gleichzeitigem Wegfall der Parkflächen sei aufgrund des Schwerverkehrs nicht sicher genug.

Dem widersprach Sebastian Kunz: "Die Straße ist breit genug für einen Schutzstreifen und gut einsehbar." Parkende Autos würden eher die Sicht behindern. Er schlug auch hier eine Erprobung vor. "Ja, es fällt Parkraum weg, wir haben in den letzten Jahren aber auch viel geschaffen." Die Stadt kann hier jedoch nicht allein entscheiden, sondern muss sich mit dem Landratsamt abstimmen.

Die Unterführung am Bahnhof Karlstadt
Foto: Stefanie Koßner (Archivfoto) | Die Unterführung am Bahnhof Karlstadt

Schon seit 40 Jahren werde zudem über die Unterführung am Bahnhof diskutiert, merkte Harald Schneider an und fragte: "Wäre ein Steg für Fußgänger und Radler sinnvoll?" Mögliche bauliche Lösungen seien zum Teil sehr komplex, sagte Marcel Schlameus. "Das ist ein anspruchsvolles Projekt, das zwar im Konzept drin, aber nicht kurzfristig machbar ist."

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass Stadtrat Armin Beck in der Bodelschwinghstraße temporäre  Tempobegrenzungen zu Schulzeiten vorschlug. Gemeint war jedoch die Einführung einer Schulstraße.

 
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  • BuergerKar
    Was ich nicht ganz nachvollziehen kann: 2 Zebrastreifen am Tiefen Weg, aber keiner an der Korbstraße (Schüler, Kirche, Friedhof, Spaziergänger Richtung Saupurzel...).
    Dabei nutzen die meisten fussgänger schon der Zebrastreifen am maxlbäck.
    Ich sehe es schon kommen: die fahrradfahrer vom tiefenweg werden rechts über den gehsteig und den neuen, rechten Zebrastreifen weiter Rollen Richtung Stadt.
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  • Luise.Thiele
    Wie unattraktiv wollt ihr das wohnen in der alten Siedlung machen? Stadt Karlstadt: JA!

    Alles schön und gut das die Sicherheit der Fahrradfahrer und Fußgänger verbessert werden soll, jedoch hat man mittlerweile den Eindruck dass den Motorisierten Verkehrsteilnehmer immer mehr Steine in den Weg gelegt werden. Die Gelder die die Stadt investieren möchte wären deutlich besser in der Errichtung des neuen Kindergartens oder einer neuen Tafel investiert als in neue Schilder für eine Einbahnstraße, die teilweise manchen Anwohnern das Leben erschwert durch unnötige Umwege.
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  • famker22501804
    Es wird wieder viel geplant und am Ende auch viel Geld ausgegeben in Karlstadt....es soll doch tatsächlich Ortsteile geben, wo es aufgrund Fehlender Bürgersteige lebensgefährlich ist sich als Fußgänger im Ort zu bewegen.
    Schade !
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  • BuergerKar
    Bürgerbeteiligung berücksichtigt, also 25 von 10.000.
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  • arminbeck
    Da habe ich ich in meinem Redebeitrag wohl nicht verständlich genug ausgedrückt. Ich habe keine „temporäre Tempobegrenzungen zu Schulzeiten“ angeregt, sondern sog. Schulstraßen, dies würde bedeuten, dass im Bereich um die Grund- (und Realschule?) eine sog. Schulstraße
    eingeführt wird. Hierbei handelt es sich um eine zeitweise (temporäre) Sperrung einer Straße für den Autoverkehr (motorisierten Individualverkehr) zu den Bring- und Abholzeiten im Bereich von Schulen.
    Armin Beck
    Stadtrat Karlstadt
    https://de.wikipedia.org/wiki/Schulstra%C3%9Fe_(Stra%C3%9Fentyp)
    https://www.strasse-zurueckerobern.de/anleitungen/mit-schulstrassen-sicher-unterwegs-so-gehts/
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  • stefanie.kossner@mainpost.de
    Hallo Herr Beck,

    danke für den Hinweis. Dies hatte ich in der Tat falsch verstanden. Ich habe die entsprechende Stelle verbessert.

    Stefanie Koßner
    Redakteurin
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  • streetmak@t-online.de
    Hurra, es "radelt" endlich wieder in Karscht!
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  • christian@kreatil.de
    Hurra, die AMM*-Fraktion ist auch wieder mit an Bord!

    * Alles-Mies-Macher
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