Straßen sollen verbinden. Beim Aktionstag zur Europäischen Mobilitätswoche in Karlstadt wurde das für die Bodelschwinghstraße ein Stück weit hinterfragt. Über 50 Jahre ist die einst wohl mit Blick auf den Autoverkehr gebaute breite Hauptverkehrsstraße inzwischen alt und für Anwohnende, Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Fußgängerinnen und Fußgänger nicht unproblematisch. Ja sie verbindet – insbesondere die Arnsteiner und Eußenheimer Straße. Sie trennt aber auch – wer nicht gut zu Fuß ist, tut sich mit dem Überqueren schwer. Und sie belastet – Anwohnende halten sich ungerne vor ihren Häusern auf, weil es ihnen da zu laut ist – nach der Ringstraße ist die Bodelschwinghstraße die am meisten befahrene Straße Karlstadts.
Es sollte also etwas geschehen. Im Radverkehrskonzept wurde die Straße als ein Handlungsschwerpunkt identifiziert. Einzelne Problemstellen wurden am Aktionstag deutlich gemacht. Es gab aber auch Informationen zum Verkehr jenseits von Kraftfahrzeugen sowie zur Geschichte der Straße.
Landkreis auf dem Weg zu fahrradfreundlichen Kommune
Insgesamt elf Stationen hatte ein Bündnis aus allen im Stadtrat vertretenen Parteien, der Bürgerinitiative "Karscht macht mobil", dem Stadtarchiv, dem Seniorenbeirat, dem Wohnstift Andreas Bodenstein, Kindergarten Heilige Familie, der Polizei, der Verkehrswacht, dem deutschlandweiten Radfahrerverein ADFC und Fahrradhändler Volker Rosenberger zwischen dem Wohnstift Andreas Bodenstein und der Busbucht der Grundschule vorbereitet. Dazwischen lagen rund 750 Meter und entsprechend unterschiedlich war die Resonanz: Besonders rund um den Tegut war viel los, in Höhe Grobenstraße und Tiefenweg schon weniger und an der Bushaltestelle, wo drei Lastenräder Probe gefahren werden konnten, wohl am wenigsten. Eigentlich sollten dort mehr Pedelecs bereit stehen, aber Fahrradhändler Volker Rosenberger war kurzfristig erkrankt.
Bei der offiziellen Eröffnung warb Mitinitiatorin Kerstin Rudolph für eine Straße für alle Menschen. Keine breite, trostlose Asphaltwüste voller Gefahren, sondern einladend, grün und sicher für alle soll sie sein. In ihrem Grußwort lobte Landrätin Sabine Sitter, dass eine Aktionsgruppe das Thema Mobilität aufgreift, und erinnerte daran, dass sich der Landkreis auf den Weg zur fahrradfreundlichen Kommune gemacht habe. Am Aktionstag gehe es auch darum, wie sich Fußgängerinnen und Fußgänger bewegen, mit und ohne Handicap.
An die sehr gute Resonanz des ersten Aktionstages 2021 am Mainufer erinnerte Bürgermeister Michael Hombach. Auch diesmal habe sich die Stadt mit ihrem Bauhof beteiligt. Konkret wurden mit mobilen Elementen aus Kunststoff eine Fahrbahnverengung bei der Grobenstraße und eine Querungshilfe an der Korbstraße testweise aufgestellt. Sie bleiben noch bis zum 5. Oktober stehen.
Die Herausforderungen des Straßenverkehrs im Rollstuhl erleben
Insbesondere die Fahrbahnverengung bei der Grobenstraße greift ein altes Thema auf. Schon vor Jahrzehnten gab es Initiativen für einen Zebrastreifen an dieser Stelle. Tatsächlich vorhanden sind versetzte Bügel am Beginn des Heidewegs, die wohl verhindern sollen, dass Kinder auf die Straße rennen. Dieses Thema griffen die Grünen auf, zudem boten sie einen Tretrollerslalom an.
Rund um den Tegut gab es einen Happy-Place mit Chillout-Lounge, die auch von Seniorinnen und Senioren aus dem benachbarten Stift genutzt wurde. Dort konnte jeder auf einem Parcours ausprobieren, was für ein großes Hindernis schon eine kleine Bodenschwelle für Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl ist. Mithilfe eines speziellen Anzugs konnten Interessierte auch erfahren, wie sich Alter mit Schwerhörigkeit und steifen Gelenken anfühlt. Wie viel hier los war, zeigen die über 100 Unterschriften für den Radentscheid Bayern am SPD-Stand. Auch das Gewinnspiel wurde rege genutzt. Bei Verkehrswacht und Polizei (vor der Fahrschule Kohlmann) konnte man sich am Fahrrad- und Bremswegsimulator gefahrlos in den Großstadtverkehr wagen.
Die vom Bündnis "Karscht macht mobil" für Seniorinnen und Senioren angebotenen Fahrten mit der Rikscha wurden viel von Kindern genutzt. Hier sollte auch auf die gefährliche Einmündung der Echterstraße aufmerksam gemacht werden. Wer sie vom tegut aus kommend überqueren will, sieht nur schwer, ob ein Auto die Straße hinunter kommt. Am Stand der CSU konnte mit einem umgebauten Fitnessrad Dinkel zu Vollkornmehl gemahlen werden. Die Ideenwerkstatt Bodelschwinghstraße informierte über den Bau der Straße und suchte engagierte Jugendliche. Beim Kindergarten Heilige Familie und den Freien Wählern gab es einen Parcours für Dreiräder und Bobby-Cars, eine Kinder-Mal-Aktion und Infos zur provisorischen Querungshilfe.
In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass die Unterschriften für den Radentscheid Bayern am CSU-Stand gesammelt wurden. Das war nicht korrekt. Organisiert wurde die Aktion am Stand der SPD Karlstadt.
Stationäre Blitzer in der Bodelschwinghstraße würde ich sofort befürworten. Aber warum stellt sich dort nicht mal die Polizei hin? Sie übernimmt ja auch sonst im Stadtgebiet Aufgaben der Verkehrsüberwachung.
Der Hauptverkehr ist der Berufs- und Schulverkehr, danach ist es relativ ruhig und man sollte nicht vergessen, weshalb diese Straße in diesem Ausmaß gebaut wurde, sie sollte den Verkehr von der Innenstadt fernhalten und nun soll sie als "Spielstraße" umfunktionier werden?
Dieser "Heile-Welt-Aktonismus" ist weltfremd!
Sinn und Zweck dieser Straße ist Haupterschließungsstraße für das Wohngebiet. Sie soll weder als Umleitungs- , Abkürzungs- oder Schnellstraße dienen (was sie aber leider vermehrt tut)
Es geht hier auch nicht darum, eine "Spielstraße" (was ist daran schlimm?) herbeizuführen, sondern den eigentlichen Sinn und Zweck sicherzustellen.
Erschließen heißt nicht mit höchstmöglicher Geschwindigkeit...und Ruhe fühlt sich übrigens anders an.
Radfahrer und Fußgänger auf andere Straßen zu verweisen...ich weiß nicht was sie für Vorstellungen haben, Gemeinwohl und Rücksicht scheint sie nicht zu interessieren.
Schade.
gerade weil mir als Radfahrer Gemeinwohl und Rücksicht am Herzen liegen verweise ich auf die Seitenstraßen. Die Bodelschwinghstraße verbindet nun mal zwei Hauptverkehrsstraßen miteinander und bringt den entsprechenden Verkehr mit sich. Es hört sich auch gut an, am Seitenstreifen Bäume zu pflanzen, damit werden aber auch einige Parkplätze der Anwohner vor den Häusern wegfallen, da die Einfahrten frei bleiben müssen.
Den Vorschlag mit dem Blitzer finde ich sehr gut, die beste Umerziehung folgt über den Geldbeutel und nicht der schon so oft zitierte Hinweis, dass es um Kinder, Alte und Schwache geht....denn um die geht es ja immer, wenn man in der Öffentlichkeit etwas bewirken möchte, da traut sich dann keiner Gegenargumente zu bringen. Ich weise darauf hin, dass ich mich selbst für Kinder, Alte und Schwache einsetze, dies aber im Stillen mache und sie nicht für meine Zwecke einsetze und Spielstraßen sind in reinen Wohngebieten eine gute Sache.
Humbug. Ich lebe hier seit 40 Jahren, die Bodelschwinghstraße war schon Teil meines Schulwegs.
Und ich kann mich an keinen einzigen (!) Unfall erinnern.
Wie auch: es gibt nichts sichereres als eine breite, gut einsehbare Straße. Alle "Maßnahmen" verschlechtern nur die Situation. Also Aktionismus.
um Ihr Erinnerungsvermögen scheint es nicht gut bestellt zu sein, oder aber sie blenden negative Erinnerungen zur Bodelschwinghstraße bewusst aus. Sehr wohl hat es hier schon Unfälle gegeben, und nicht nur Bagatellschäden, auch Personenschäden.
In den letzten Jahren ist ein vermehrtes Parken & mehr Durchgangsverkehr festzustellen, somit ist auch ihr Argument "gut einsehbare Straße" hinfällig. Vielleicht sollten sie sich auch mal zu Fuß ohne Auto auf dieser Straße bewegen, seit 40 Jahren hat sich hier einiges verändert!
Mitnichten Aktionismus!
Vielen Dank der Initiative für diese Aktion, ich hoffe einigen Menschen (vielleicht irgendwann auch Nogel) scheint deutlich zu werden, das der Zustand an dieser Straße dringenden Handlungsbedarf erfordert. Die Verengungen und Querungshilfen sind insbesondere für ältere Menschen und Kinder sehr hilfreich. Tempo 30 wäre sicherlich optimal. Bitte weiter so, vielleicht schafft die Stadt es ja mal, hier Verbesserungen zu erreichen.
https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/kind-bei-unfall-schwer-verletzt-art-1945558
Nachdem ihnen die Suche offenbar so schwerfällt....nur ein paar Beispiele.
Die Maßnahmen scheinen Sie und einige andere Leser scheinbar schon sehr in Ihrer persönlichen Freiheit einzuschränken.
Aber das trifft das momentane Gesellschaftsbild, den Kinder, Alten und Schwachen schenkt man zu wenig Aufmerksamkeit und Respekt aus purem Egoismus, gerade im Straßenverkehr. Auto vor Fahrrad oder Fußgäner ist immer noch die Devise...leider. Rücksicht? Fremdwort.
Irgendwann sorgt die Natur dafür, das auch sie vielleicht nicht mehr ganz so fit am Steuer oder zu Fuß sind, vielleicht wären sie dann froh wenn diese Vorschläge bis dahin realisiert sind.
Vielleicht ändern sie dann aus Eigennutz ihre Ansichten?
Ich bin nicht gegen diesen Aktionismus,weil ich mich irgendwie eingeschränkt fühle, sondern weil ich es für Steuergeldverschwendung halte, die das Gegenteil erreicht von dem was beabsichtigt ist
damit Untätigkeit zu vertuschen.
Was Ihre spezielle Wahrnehmung der Gefahrenlage in der Bodelschwinghstr angeht, so glaube ich Ihnen das sogar. Ich als Fußgänger und Fahrradfahrer habe eine andere Wahrnehmung. Ich hoffe, das können Sie mir ebenfalls glauben.