Das Jahr 2022 war auch für die Stadt Karlstadt kein leichtes: die Energiekrise forderte zuletzt schnelles Handeln, die Inflation wirkt sich auch auf Projekte der Verwaltung aus. In der letzten regulären Stadtratssitzung dieses Jahres ging Bürgermeister Michael Hombach in einem persönlichen Rückblick auf Höhepunkte und Herausforderungen ein. Und er gab einen Ausblick auf Projekte, die 2023 anstehen.
Nach einem weiteren Corona-Winter habe man gehofft, wieder den Weg in die Normalität zu finden. Seit Februar sehe sich die Welt aber mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine konfrontiert. Hombach dankte den zahlreichen Ehrenamtlichen: Er wolle "außerordentlich wertschätzen, was in den letzten Monaten im Bereich der Ukraine-Hilfe in unserem Stadtgebiet auf die Beine gestellt" wurde. Sowohl mit Spenden als auch mit der Aufnahme von Geflüchteten.
Die Planungen zum Kita-Neubau gehen voran
Hombach ging zudem auf wichtige Entscheidungen ein, die der Stadtrat 2022 getroffen hat. Über den Neubau des Kindergartens in der Eußenheimer Straße sei über zehn Jahre lang beraten und diskutiert worden, in diesem November wurden dann die ersten Planungen vorgestellt. Mit dem Bau soll im Herbst 2023 begonnen werden. "Es geht voran."
Der Rathaus-Chef dankte dem Gremium für die "Begleitung im Entscheidungsprozess" sowie kritische Fragen, etwa zur Standortfindung. In Bezug darauf habe die Stadt eine Bürgerbeteiligung initiiert "und jeden erbrachten Vorschlag" geprüft. "Auch das hat natürlich Zeit in Anspruch genommen und entsprechende Ressourcen im Rathaus gebunden."
Hombach zur Bürgerbeteiligung: "eine richtige und sehr kluge Entscheidung"
Eine Herkules-Aufgabe ist die Überplanung der Südstadt beziehungswiese des Hegewaldgeländes mit über 17,6 Hektar. Als ungeduldiger Mensch würde er sich freuen, "wenn wir hier im Gremium schon deutlich weiter wären", sagte Hombach. Dennoch halte er die breite Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Entwicklungsprozess für "eine richtige und sehr kluge Entscheidung". Dafür sei jedoch auch mehr Zeit und Geld nötig. "Beides werte ich als sehr gute Investitionen."
Als "nicht seriös" und "zielführend" bezeichnete Michael Hombach politische Statements, in denen eingefordert werde, ohne ein Gesamtkonzept einen Teil des Hegewaldgeländes jetzt schon zu bebauen. Damit ging er auf einen Appell des SPD-Ortsvereins ein. Im Februar sollen dem Stadtrat in einer Klausur die Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung vorgestellt werden. Hombach bat um Geduld. Die Diskussion um die weitere Nutzung des Turmkaufhausareals habe gezeigt: "Es gibt nicht nur die eine Lösung."
Radverkehrskonzept: Bürgermeister bitte um Geduld
Auch das Thema "Fahrradfreundlichkeit" beschäftigte die Stadt 2022 im Zuge des neuen Radverkehrskonzepts, das derzeit entsteht. "Gerade in den letzten Wochen sind auch kritische Töne aufgekommen und es wurden mögliche künftige Maßnahmen hinterfragt. Das ist aktive Bürgerbeteiligung – auf allen Seiten."
Der Stadtrat müsse dabei die Bedürfnisse von allen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern zusammenfassen und auf dieser Basis Entscheidungen treffen. Auch hierbei würden die Bürgerinnen und Bürger beteiligt, was ebenfalls mehr Zeitaufwand bedeute. "Ich werbe nochmals dafür, diese Geduld aufzubringen", so Hombach.
Erste Maßnahmen wurden bereits umgesetzt: Im Herbst gab es etwa einen Test mit Querungshilfen in der Bodelschwinghstraße. Dazu seien "sehr viele Rückmeldungen" eingegangen. Zu Jahresbeginn sollen die angedachten Einbahnstraßenregelungen in der Johann-Zahn- und der Johann-von-Korb-Straße getestet werden. Die Karlstadterinnen und Karlstadter sollen auch dazu ihre Meinung äußern.
Ein im Landkreis einzigartiges Modell im Stationsweg
16 neue Mietswohnungen wurden 2022 im Stationsweg errichtet. "Erstmalig im Landkreis" sei dort das Mieterstrommodell etabliert worden: Die Mieterinnen und Mieter könnten durch die Photovoltaikanlagen den Strom um einige Cent günstiger einkaufen. Zudem wurden die benachbarten Wohnblocks abgerissen – dort sollen für veranschlagte 3,4 Millionen Euro 30 neue Wohnungen entstehen.
Erst kürzlich fertiggestellt wurde die "lang ersehnte" Abbiegespur bei Gambach. "Auch hier wurde deutlich: Ausdauer, Durchhaltevermögen und Hartnäckigkeit sind wichtig, um Ziele zu erreichen", so der Bürgermeister. Weil die Arbeiten schneller als erwartet fertig wurden, habe es keine öffentliche Freigabe der Strecke gegeben.
Als "Meilenstein" und "Juwel in unserer Altstadt" bezeichnete Hombach das neue Museum Karlstadt. Anspielend auf die Kritik des Vorsitzenden des Historischen Vereins, Wolfgang Merklein, an der Stadt bezüglich einer untersagten Ausstellung sagte Hombach: Bei der Nutzung von gemeinsamen Räumen seien gegenseitige Rücksichtnahme und Absprachen wichtig. "Alleingänge, öffentliche Konfrontationen und das vermeintliche Kundtun von Halbwahrheiten" schaffe Irritationen und trage nicht zu einer konstruktiven Zusammenarbeit bei.
Was im Jahr 2023 in Karlstadt ansteht
Mitte nächsten Jahres plant die Stadt den Spatenstich zur "dringend erforderlichen Ortsumgehung in Wiesenfeld". Der Förderbescheid ist bereits eingegangen. "Auch hier haben sich die langen Bemühungen von einer Vielzahl von engagierten Menschen gelohnt", so Hombach. Zudem soll in Karlburg ein Katastrophenschutzzentrum des Landkreises Main-Spessart entstehen. Er hoffe, dass die Einrichtung "mehr für Übungen, statt für den Ernstfall gebraucht wird", sagte der Rathaus-Chef.
Von Ende Juni bis 9. Juli 2023 finden in Karlstadt die "Unterfränkischen Kulturtage" statt. Dabei wolle man zeigen "was Karlstadt alles kulturell zu bieten hat".
Weniger erfreulich fiel der Blick auf die Haushaltssituation in den kommenden Jahren aus: Sowohl die Pflichtaufgaben als auch die freiwilligen Leistungen zu erfüllen, werde "kein leichtes Unterfangen" sein. So musste die Stadt heuer Gewerbesteuervorauszahlungen wieder zurückzahlen. Auch die Einkommenssteuerzahlungen seien im dritten Quartal eingebrochen. "Wären wir nicht bereits Ende des Jahres gewesen, hätte ich die Notbremse einleiten und eine Haushaltssperre verhängen müssen", so Hombach. Wenn alles so bleibe, könne die Stadt das Jahr nun aber "finanziell vernünftig" abschließen.
Hier ist Bürgermeister Hombach zu widersprechen.
Es ist meiner Ansicht nach durchaus sinnvoll wenn ein Teil des Hegewaldgeländes "jetzt schon" bebaut werden. Natürlich kann dies nicht planlos und losgelöst von den Gesamtüberlegungen geschehen. Das Abwarten einer Gesamtplanung führt meiner Ansicht nach zu einer unnötigen Blokade. Hier ist wie so oft die Frage zu stellen, ob eine Gebietsentwicklung nicht schneller, effektiver und an den tatsächlichen Bedürfnisen orientiert erfolgt als mit theoretischen Planunge, die dann sowieso nicht vollständig umgesetzt werden, da meist von der Realität überholt. PS: Warum eine andere Ansicht, auch hinsichtlich der Vorgehensweise als "unseriös" diffamiert werden muss erschließt sich nicht und schafft nur unnötig schlechte Stimmung.