
Das neue Konzept für den Radverkehr in Karlstadt stößt auf Widerstände. Das zeigte sich bei der zweiten Bürgerwerkstatt, die diesmal in der Uhrenstube des alten Rathauses stattfand und an der sich rund 25 Personen beteiligten. Erstes Beispiel: Die Bodelschwinghstraße. Dort durchgängig Tempolimit 30 anzuordnen, sei aufgrund gesetzlicher Vorgaben momentan schwierig, erklärten Marcel Schlameus vom Büro Brenner-Plan (Stuttgart), das mit der Entwicklung des Radverkehrskonzepts beauftragt ist, und Kai-Uwe Brune von der Stadtverwaltung. Zweites Beispiel: Die Mühlbacher Mainbrücke. Wann diese abgerissen und neu gebaut wird, steht in den Sternen.
In den vier Arbeitsgruppen der Bürgerwerkstatt erwies sich die Bodelschwinghstraße als eines der zentralen Themen. Dort durchgängig Tempo 30 anzuordnen, lasse die Straßenverkehrsordnung nicht zu, sagte Brune. Aber sollte die Straße umgestaltet werden, könnte sich das erübrigen, weil das Tempo automatisch reduziert würde.
Wechselnde Tempolimit seien ungünstigt
In der heutigen Form könne nur in begründeten Fällen abschnittsweise das Tempolimit eingeführt werden, so etwa wegen einer Häufung von Unfällen oder weil sich dort Schulen, Kindergärten oder Altenheime befinden. Solche Zonen mit reduzierter Geschwindigkeit gibt es in der Bodelschwinghstraße bereits - beziehungsweise sollte eine solche am Wohnstift Bodenstein gegenüber von Tegut noch eingerichtet werden, regten Teilnehmer an. Sie empfinden mehrere wechselnde Geschwindigkeitsbegrenzungen als ungünstig.
Ihre Funktion als Sammelstraße spricht dagegen, sie von einer Vorfahrtsstraße zu einer reinen Siedlungsstraße mit Rechts-vor-Links-Regelung zu machen. Rund 5400 Fahrzeuge sind täglich auf der Bodelschwinghstraße unterwegs - zum Teil auch überörtlicher Verkehr. Ein Teilnehmer schlug provokanterweise vor, die Bodelschwinghstraße in der Mitte für Kraftfahrzeuge zu sperren und Sackgassen daraus zu machen.
Schulbusse kämen nicht mehr um die Kurve
Diskutiert wurden die provisorisch eingerichteten Querungshilfen beziehungsweise bestehenden Übergänge. So wäre es sinnvoll, den Übergang nicht nur wie bisher beim Tegut, sondern auch südlich der Echterstraßen-Kreuzung anzulegen. Wer von der Stadt Richtung Saupurzel läuft, könnte diesen Übergang nutzen. Denn auf der Nordseite der Echterstraße führt kein Gehsteig weiter Richtung Saupurzel.
Verschiedentlich moniert wurde, dass der südliche Test-Übergang an der Korbstraße/Bodelschwinghstraße zu weit von der Kreuzung entfernt ist und somit einen Umweg bedeutet. Dies ist den Schulbussen geschuldet, die nicht mehr um die Kurve kämen, wenn eine Verkehrsinsel zu nah an der Kreuzung wäre.
Korbstraße und Zahnstraße sollen zu Einbahnstraßen werden
Eine Vorgabe, die aus der Stadtverwaltung stammt, sind neue Einbahnstraßen in der Siedlung. So soll die Verlängerung des Krönleinswegs nach dessen Sanierung bis zur Arnsteiner Straße ebenfalls Einbahnstraße werden - so wie das zwischen Bahnhof und Hallenbad bereits der Fall ist. Damit soll Platz gewonnen werden, um einen kombinierten Rad- und Fußweg unterzubringen. Der Krönleinsweg wäre dann die Fußgänger- und Radfahrer-"Magistrale" für das Gebiet Stationsweg und Wurzgrund.

Auch die Korbstraße in Richtung Saupurzel und die Zahnstraße in Richtung Bahnlinie sollen solche Einbahnstraßen mit größeren Angeboten für Fußgänger und Radfahrer werden. Die Korbstraße ist Schulweg mit teilweise sehr schmalen Gehsteigen. Und die Zahnstraße ist die Verlängerung des Tiefenwegs, soll also als Achse für Fußgänger und Radfahrer Richtung Altstadt dienen. Die Einbahnstraßen-Vorschläge stießen in der Bürgerwerkstatt zumindest bei einem Anwohner-Paar auf Ablehnung: Sie würden zu Umwegen und damit eigentlich unnötigen Fahrstrecken führen.
Eußenheimer Straße soll auf 6,50 Meter verengt werden
Für die Eußenheimer Straße, an der der neue Kindergarten entstehen soll, ist eine Fahrbahnverengung von rund 7,50 auf dann 6,50 Meter vorgesehen, um Raum für einen insgesamt drei Meter breiten Geh- und Radweg zu bekommen. Von der Eußenheimer Straße aus Richtung Stadt soll die Brückenauffahrt einen "Schutzstreifen" für Fahrräder erhalten, also eine markierte Fahrradspur in der Zone, in der Fahrräder eher langsam sind. In der Gegenrichtung soll ebenfalls ein solcher "Schutzstreifen" von der Autofahrbahn abgezwackt werden.

Wenn eines Tages die Mainbrücke neu gebaut wird, soll auf der nördlichen Seite ein Radweg angelegt werden. Die Fortführung über die Südbrücke wäre eine logische Folge, doch ist diese Brücke erst vor Kurzem saniert worden und wird so schnell nicht umgebaut. Somit werde es auch im Umfeld von McDonald‘s keine Veränderungen geben, so Schlameus. Dies war eine bisher von den Bürgerinnen und Bürgern häufig angesprochene Problemstelle. Angesprochen wurde auch, dass eines Tages eventuell eine weitere Unterführung gebaut werden könnte.
Ideen für die Radanbindung der Stadtteile
Beim Radwegekonzept geht es auch um die Stadtteile. Richtung Gambach bestehe die Hoffnung, dass es zu einer Einigung mit allen betroffenen Eigentümern kommt, um den Erschließungsweg durch die Gambacher Weinberge anzulegen. Dann können die Gambacher mit dem Rad bis zum Hammersteig fahren und müssen nicht den Umweg über die Schleuse Harrbach in Kauf nehmen.
Zwischen Karlburg und Wiesenfeld fehle nur ein kleines Teilstück am "Remmetle", um einen Lückenschluss zu erreichen. Nach Stetten bedeutet die Radwegroute über Schönarts einen Umweg. Eine Alternative führt durch den "Tannenwald". Dort haben die Planer einen Radweg ein Stück weit parallel zur B 26 eingezeichnet. Infrage käme aber auch die Route, die zunächst über die "Weinbergstraße" führt.
Auf dem Sträßchen von Schönarts nach Heßlar zu fahren sei gefährlich, meint Schlameus. Ein wünschenswerte - wenn auch aufwendige - Lösung wäre ein eigener Radweg. Da hofft der Planer auf einen "Glücksfall", der aufgrund der momentanen Radverkehrsplanungen des Landkreises eintreten könnte.
Es profitieren die schwächeren Verkehrsteilnehmer, damit auch Sie, wenn Sie zu Fuß oder mit dem Rad in Karlstadt unterwegs sind. So einfach ist das manchmal.
Bei den Kommentaren, die Sie zu diesem Thema bereits an verschiedener Stelle hinterlassen haben, stelle ich mir inzwischen eine Frage: Geht es Ihnen womöglich gar nicht um die Sache hier, sondern um persönliche Animositäten mit einigen oder einzelnen Initiator:innen von „Karscht macht mobil“?
Das fände ich persönlich wiederum sehr schade, denn ich bin erstens froh, dass es Menschen gibt, die sich trauen, für eine Sache in die Öffentlichkeit zu gehen. Zeit und Kraft zu investieren um Dinge zum Positiven zu verändern. Zweitens lebt eine Demokratie davon, dass sich Menschen für das Gemeinwohl aktiv einsetzen. Ob sich jemand etwas auf die Fahnen schreiben kann, ist dabei völlig nebensächlich.
Es stört mich nicht, dann soll es den anderen auch recht sein. Klasse Mentalität wie immer vom Totengedenker…
Oder ist Ihnen einfach egal, wenn hier zukunftsweisende Entscheidungen getroffen werden?
Wie immer gilt, wenn es nicht interessiert, einfach weiterscrollen statt rumzutrollen...