zurück
Gemünden
Der Großteil der Bürgermeister und Bürgermeisterinnen im Raum Gemünden tritt nicht mehr an: Wer kandidiert noch einmal?
Sechs hören auf, vier wollen sich wahrscheinlich wieder zur Wahl stellen. Vor der Kommunalwahl im kommenden Jahr kündigt sich im Raum Gemünden schon jetzt ein deutlicher politischer Wandel an.
Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Raum Gemünden: (von links) Jürgen Lippert, Robert Herold, Sven Nickel, Martin Göbel, Zita Baur, Klaus Schäfer, Johannes Wagenpfahl, Lioba Zieres, Dirk Schiefer, Wolfgang Blum.
Foto: Simon Hörnig, Roland Bauernschubert, Helmut Hussong, Melissa Drutschmann, Wolfgang Schelbert, Jürgen Gabel | Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Raum Gemünden: (von links) Jürgen Lippert, Robert Herold, Sven Nickel, Martin Göbel, Zita Baur, Klaus Schäfer, Johannes Wagenpfahl, Lioba Zieres, Dirk Schiefer, Wolfgang Blum.
Björn Kohlhepp
,  Simon Hörnig
 und  Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 22.03.2025 02:32 Uhr

Es ist nicht mehr lange hin, bis sich auch im Raum Gemünden entscheidet, wer künftig Bürgermeister oder Bürgermeisterin in den einzelnen Städten und Gemeinden wird. In einem Jahr, am 8. März 2026, sind schon die nächsten bayerischen Kommunalwahlen. Einige Bürgermeister haben bereits öffentlich kundgetan, dass sie nicht mehr antreten wollen, darunter Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert, Karsbachs Langzeitbürgermeister Martin Göbel und Gössenheims Bürgermeister Klaus Schäfer. Wie steht es um die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Sinngrund und in Gräfendorf? Wer kandidiert noch einmal?

Gemünden: Jürgen Lippert macht nicht weiter

Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert tritt nicht mehr an.
Foto: Simon Hörnig (Archivfoto) | Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert tritt nicht mehr an.

Seit 2014 ist Jürgen Lippert Bürgermeister in Gemünden. In einer Stadtratssitzung Mitte Februar hat er bekanntgegeben, aus persönlichen Grünen kein drittes Mal zu kandidieren. Die Entscheidung habe sich der Seifriedsburger nicht leicht gemacht. Er könne jedoch nicht sicher sagen, ob er den hohen Anforderungen an das Amt noch einmal sechs Jahre gerecht würde.

Lippert hatte es bei der Kommunalwahl 2014 gegen die als favorisiert geltende Inge Albert (FW-FB/SPD/Ökokreis) in die Stichwahl geschafft und diese denkbar knapp mit 49 Stimmen Vorsprung gewonnen. Zuvor war er eine Periode lang Fraktionsvorsitzender des Bündnisses für Bürgernähe im Stadtrat gewesen. 2020 dann hatte Lippert keinen Gegenkandidaten und wurde mit 94,72 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.

Burgsinn: Robert Herold hört ebenfalls auf

Burgsinns Bürgermeister Robert Herold möchte sich neu orientieren.
Foto: Roland Bauernschubert | Burgsinns Bürgermeister Robert Herold möchte sich neu orientieren.

"Ich mache nicht mehr weiter", sagt Burgsinns Bürgermeister Robert Herold, der kommendes Jahr 46 wird. Er sei jetzt elf Jahre erster und vorher schon sechs Jahre zweiter Bürgermeister gewesen und noch jung genug, um im Leben noch einmal etwas anderes zu machen. "Es ist schon ein schöner Beruf mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten." Aber das Anspruchsdenken sei seit seinem Amtsantritt 2014 gewachsen. Gleichzeitig würden aber die finanziellen Möglichkeiten geringer, und er mache nicht gerne Schulden. So werde das Schwimmbad, für das dieses Jahr noch Entscheidungen anstehen, schwierig zu finanzieren. Vor zehn Jahren sei es auch noch einfacher gewesen, Projekte durchzuziehen, heute müssten viele Anforderungen erfüllt werden.

Der gelernte Forstwirt will nach seinem Bürgermeisteramt nicht wieder als Selbstständiger in den Wald zurück. Vielmehr will er zu seinem Vater Hermann, der kommendes Jahr 75 wird, in die Lüneburger Heide. Dieser ist dort seit 25 Jahren Schäfer. Als Herold Bürgermeister wurde, habe er seinem Vater versprochen: "Irgendwann komme ich hoch und helfe dir." Den Rest des Jahres wolle er aber in Burgsinn verbringen.

Rieneck: Sven Nickel möchte seine angestoßenen Projekte fortführen

Rienecks Bürgermeister Sven Nickel möchte im Amt bleiben.
Foto: Simon Hörnig | Rienecks Bürgermeister Sven Nickel möchte im Amt bleiben.

"Für mich geht es weiter, wenn die Leute wollen, dass es für mich weitergeht", sagt Rienecks amtierender Bürgermeister Sven Nickel. Für den 45-Jährigen endet im kommenden Jahr seine erste Amtszeit, in der er zusammen mit seinem Stadtrat "viel ins Rollen gebracht" habe. Dass man davon nach fünf Jahren noch nicht viel zu sehen ist, liege bei den großen Themen seiner Amtszeit in der Natur der Sache. Stadtentwicklung, Städtebau, Nahversorgung, Trinkwasserversorgung, Trinkwassersicherheit – "bei all diesen Dingen haben wir jetzt so langsam den Turbo gezündet, aber der Turbo der öffentlichen Hand dauert manchmal etwas länger."

Auf halbem Wege die Segel zu streichen, liegt Nickel da fern: "Ich will die Dinge, die ich angestoßen habe, auch weiterführen und würde mich deshalb einfach freuen, wenn es weitergehen kann." Was der kleinen Stadt gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, habe ihn während der vergangenen fünf Jahre mehr als einmal beeindruckt – zuletzt im Rahmen der Feierlichkeiten zu 500 Jahre Fasenacht. "Das macht mich unglaublich stolz auf meinen Ort und deshalb habe ich weiterhin eine riesengroße Lust, mich mit Haut und Haar für die Gemeinschaft einzubringen."

Karsbach: Martin Göbel hört auf

Karsbachs Bürgermeister Martin Göbel blickt auf 'sehr viele schöne Momente' zurück.
Foto: Helmut Hussong | Karsbachs Bürgermeister Martin Göbel blickt auf "sehr viele schöne Momente" zurück.

Seit 1996 ist Martin Göbel Bürgermeister von Karsbach und damit dienstältester Bürgermeister im Landkreis. Nach dann 30 Jahren soll im kommenden Jahr Schluss sein, es sei gut, dass auch mal jemand anders das Ruder übernimmt. Dazu habe er sich nach reiflicher Überlegung entschieden. Der jetzt 64-Jährige möchte auch noch etwas Zeit für die Familie. "Bürgermeister zu sein ist eine wahnsinnig interessante Aufgabe mit vielschichtigen Themen und Menschen", sagt er. Er habe "sehr viele schöne Momente" gehabt. Die langjährige Erfahrung helfe einem zudem.

Hinzu kam, dass er in der Verwaltungsgemeinschaft ein "super Team" und auch mit dem Gemeinderat immer gut zusammengearbeitet habe. Aber man müsse auch aushalten können, mal kritisiert zu werden. Was dabei helfe: "Man muss persönlich überzeugt sein und zu seiner Meinung und Entscheidungen stehen." Aber die Zeiten hätten sich geändert, früher sei es schneller und einfacher gegangen. "Die Bürokratie macht uns kaputt", sagt er. Die Aufgaben der Gemeinde und die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger nähmen gleichermaßen zu.

Gössenheim: Klaus Schäfer tritt nicht mehr an

Gössenheims Bürgermeister Klaus Schäfer will 'auch mal Jüngere ranlassen'.
Foto: Helmut Hussong | Gössenheims Bürgermeister Klaus Schäfer will "auch mal Jüngere ranlassen".

Klaus Schäfer wurde im Oktober 2018 mit großer Mehrheit (92,8 Prozent) zum Nachfolger für den bei einem tragischen Unfall verstorbenen Bürgermeister Theo Gärtner gewählt. Aus gesundheitlichen Gründen und wegen seines Alters habe er sich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, nicht mehr anzutreten. Das Amt habe schon Spaß gemacht, aber er wäre nächstes Jahr 68 und man müsse die Jüngeren auch mal ranlassen. "Wenn mir jemand an meinem 60. Geburtstag gesagt hätte, du bist im Oktober Bürgermeister, dann hätte ich gesagt: Der spinnt", sagt er.

Und er sagt: "Ich bin zu dem Amt gekommen wie die Jungfrau zum Kinde." Ganz so überraschend war es dann aber vielleicht doch nicht, denn Schäfer war schon seit 1993 Gemeinderat. Der gelernte Bankkaufmann Schäfer sieht sich als gebürtiger Wernfelder in der Riege der Gössenheimer Bürgermeister, die ursprünglich nicht aus Gössenheim stammen, in guter Gesellschaft. Karl Blatterspiel sei der letzte "originale Gössemer" Bürgermeister gewesen. Dessen im Juli 1987 angetretener Nachfolger Manfred Marold war Wernfelder, Hans Popp Sachsenheimer, Theo Gärtner Wernfelder und Erich Fenn, der nach Gärtners Unfall diesen vertrat, Sachsenheimer. "Da wäre jetzt eigentlich wieder ein Sachsenheimer dran", scherzt Schäfer.

Gräfendorf: Johannes Wagenpfahl "will noch was bewegen"

Johannes Wagenpfahl befindet sich in seiner ersten Amtszeit als Gräfendorfer Bürgermeister.
Foto: Wolfgang Schelbert | Johannes Wagenpfahl befindet sich in seiner ersten Amtszeit als Gräfendorfer Bürgermeister.

"Ich habe vor, weiterzumachen", sagt Gräfendorfs Bürgermeister Johannes Wagenpfahl ein Jahr vor Ende seiner ersten Amtszeit. Eine Entscheidung, bei der er sich sicher ist, obwohl er die ersten fünf Jahre seines Ehrenamts – speziell den Einstieg 2020 – als eine Herausforderung beschreibt. "Der Start fiel ja mit Corona zusammen, das hat es schwierig gemacht, mit den wichtigen Stellen zum Beispiel im Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt Kontakte aufzubauen – man hat ja zwei Jahre lang dort niemanden persönlich getroffen."

Auch die aus seiner Sicht überbordende Bürokratie macht Wagenpfahl, der hauptberuflich als Unternehmensberater bei einer Privatbank arbeitet, seine Arbeit schwer. "Da wird ein Brandschutzgutachten gemacht und dann kommt nochmal ein Sachverständiger, der den Brandschutzgutachter prüft", beschreibt der 62-Jährige das zähe Verfahren rund um sein Herzensprojekt, das Dorfzentrum "Neue Mitte". Das und andere Themen wie eine geplante Gräfendorfer Bürgerenergiegenossenschaft weiter voranzutreiben, dazu habe er dennoch weiter Lust, sagt Wagenpfahl und betont: "Ich will hier noch was bewegen."

Fellen: Zita Baur möchte erneut kandidieren und einen Nachfolger heranführen

Fellens Bürgermeisterin Zita Baur hat 'noch Freude' an ihrem Ehrenamt.
Foto: Simon Hörnig | Fellens Bürgermeisterin Zita Baur hat "noch Freude" an ihrem Ehrenamt.

Fellens Rathauschefin Zita Baur wird bei den Kommunalwahlen 2026 noch einmal für das Bürgermeisteramt in ihrer Heimatgemeinde kandidieren. Das machte sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung öffentlich. Sie habe sich die Sache lange überlegt und auch mit ihrer Familie abgesprochen, sagte Baur, die seit 2009 Bürgermeisterin der rund 850 Einwohner zählenden Gemeinde Fellen ist. Ihren Entschluss zu einer erneuten Kandidatur begründete sie damit, dass sie "noch Freude dran" habe.

Ob weitere Bewerber vorhanden sind, werde sich noch zeigen, meinte sie. Schön wäre es aus ihrer Sicht, wenn es jemanden gäbe, der langfristig gesehen Interesse hätte, sodass man ihn oder sie langsam an die Aufgabe heranführen könnte.

Obersinn: Lioba Zieres freut sich auf den Ruhestand

Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres will nicht erneut kandidieren.
Foto: Jürgen Gabel | Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres will nicht erneut kandidieren.

Nicht mehr antreten möchte Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres. Sie freue sich darauf, in den Ruhestand zu gehen und mehr Zeit für die Familie und wieder ein richtiges Privatleben zu haben. Das Amt habe ihr durchaus Spaß gemacht. Sie sei jetzt aber 67 und 16 Jahre Bürgermeisterin, da sei es auch mal gut und Jüngere dürften übernehmen. So ein Bürgermeisteramt sei schließlich auch anstrengend. Obwohl sie nur ehrenamtliche Bürgermeisterin ist, sei ihr Terminkalender in den letzten Wochen voll gewesen, auch abends und am Wochenende. Seit 2008 hatte die gelernte Erzieherin das Bürgermeisteramt inne.

Mittelsinn: Dirk Schiefer ist sich "noch nicht 1000-prozentig sicher"

Mittelsinns Bürgermeister Dirk Schiefer beim Empfang von Ministerpräsident Markus Söder im November.
Foto: René Ruprecht | Mittelsinns Bürgermeister Dirk Schiefer beim Empfang von Ministerpräsident Markus Söder im November.

Dirk Schiefer wurde nach dem plötzlichen Tod von Peter Paul im März 2023 im Juni darauf zu dessen Nachfolger als Mittelsinns Bürgermeister gewählt. Ob der 57-Jährige weitermache? "Ich hab bis jetzt noch nichts anderes vor", sagt Schiefer. Allerdings sei es "noch nicht 1000-prozentig sicher". "Auf der einen Seite macht es Spaß, auf der anderen Seite ist es sehr stressig."

Schiefer ist von Beruf Lokführer und übt den Beruf, weil das Bürgermeisteramt in Mittelsinn nur ehrenamtlich ist, auch weiterhin aus. "Ich hatte gerade eine Frühschicht und bin jetzt gerade ins Büro", erzählt er bei einem Telefonat kurz vor Mittag. Sein Terminkalender sei gut gefüllt. "Bürgermeister, ob ehrenamtlich oder nicht, ist eigentlich ein Fulltime-Job", sagt Schiefer.

Aura: Wolfgang Blum tritt nicht mehr an

Auras Bürgermeister Wolfgang Blum vor dem Rathaus.
Foto: Simon Hörnig (Archivfoto) | Auras Bürgermeister Wolfgang Blum vor dem Rathaus.

"Ich gehe in Rente", sagt Auras Bürgermeister Wolfgang Blum, der jetzt 65 wird. Im nächsten Jahr wird er 18 Jahre Bürgermeister gewesen sein. Mit Corona, Energie- und Finanzkrise sei es sehr schwierig gewesen, die Finanzlage sei in Aura auch "nicht so rosig". Auch er hat ein wachsendes Anspruchsdenken ausgemacht. Früher sei es so gewesen, dass Ältere ein Stück Grün vor ihrem Anwesen, das der Gemeinde gehört, einfach mit gemäht hätten, das sei jetzt nicht mehr so.

"Arbeit hat man immer genug", sagt Blum über das ehrenamtliche Bürgermeisteramt. Dinge wie Flurbereinigung oder Dorferneuerung müssten mitgemacht werden, dazu Hochwasserschutz oder kommunale Wärmeplanung. "Das sind alles Sachen, die dazu kommen, aber es fällt nichts weg." Und dann wollen die Bürgerinnen und Bürger natürlich mit einem reden, was Zeit in Anspruch nehme. "Weil ich dich grad seh", heiße es oft. "Wenn ich auf den Friedhof gehe im Sommer, ist eine Stunde nix."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gemünden
Rieneck
Burgsinn
Mittelsinn
Obersinn
Aura im Sinngrund
Fellen
Gräfendorf
Karsbach
Gössenheim
Björn Kohlhepp
Simon Hörnig
Wolfgang Dehm
Hochwasserschutz
Jürgen Lippert
Klaus Schäfer
Kommunalwahlen
Lioba Zieres
Martin Göbel
Peter Paul
Robert Herold
Seifriedsburg
Stadt Lohr am Main
Stadtentwicklung
Verwaltungsgemeinschaft Euerdorf
Väter
Wolfgang Blum
Zita Baur
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top