Ehrenenamtlicher Bürgermeister in Vollzeit: "Bei mir läufts tatsächlich darauf hinaus", zieht Sven Nickel nach einem Jahr im Amt durchaus positive Bilanz. Mit weniger als 35 Wochenstunden, oft seien es mehr, sei diese Aufgabe seiner Ansicht nach in Rieneck kaum zu bewältigen. Deshalb habe er im Oktober von seiner beruflichen Banktätigkeit im Angestelltenverhältnis zu einer selbstständigen Beschäftigung mit eigenverantwortlicher Zeiteinteilung gewechselt.
Der Bürgermeister ohne wesentliche vorherige Kommunalpolitikerfahrung fühlt sich mittlerweile "voll im Amt angekommen". Er habe das Coronajahr gut nutzen können, um sich mit den allermeisten Themen vertraut zu machen. Die Arbeit bereite ihm wirklich Freude.
Viele Themen gleichzeitig zu behandeln
"Ich versuche mich sehr stark in die Verwaltung einzugliedern", erklärt Nickel seine Arbeitsweise. Dadurch erhalte er einen guten Einblick in die Sachthemen und könne diese bei Bedarf auch vorantreiben. Zum anderen arbeite er sich damit in die Abläufe und Prozesse ein. Die Stadt habe im Augenblick die Herausforderung, viele unterschiedliche Themen "mit gefühlt hoher Dynamik" nebeneinander zu behandeln und zu forcieren.
Wichtig für Sven Nickel ist es dabei, nach und nach die alten Themen abzuarbeiten und umzusetzen. "Gut 60 Prozent der Dinge sind noch Altthemen, bei denen man teilweise nichts dafür kann, dass sie noch liegen", stellt Nickel fest. Die Sanierung des Bürgerzentrums zieht sich hin und hätte bereits vor einem Jahr fertig sein sollen, nennt der Bürgermeister als Beispiel. Auch die weitere Erschließung des Gewerbegebietes Dürrhoffeld sei dringend erforderlich. Diese soll nach baldiger Ausschreibung der Arbeiten noch heuer erledigt werden.
"Wir haben sechs Firmen fest und eine siebte in Anfrage, die sich dort kurzfristig ansiedeln wollen", verweist Nickel auf die positiven Entwicklungen seit einem Jahr. Auch bei den Wohnbaugrundstücken, "wo es früher hieß, da geht nichts", seien mittlerweile fünf Parzellen verkauft und weitere vier in Anfrage. Er habe eben besonders die Immobilenanfragen zur "Chefsache" gemacht und kümmere sich aktiv und intensiv um die Bauwerber.
Seit dem Amtsantritt hat sich sein Bild der Verwaltung gewandelt
Des Weiteren gebe es viele weitere, auch kleinere Projekte, wie den Parkplatz mit Bushaltestelle am Kreisverkehr, den Fußweg Schellhof, den Anstrich Hanauer Haus und die Fassade des alten Rathauses, sowie die geplante Trinkwasserringleitung zum Dürrhoffeld, die einen Fortschritt in Rieneck signalisieren. Wesentlich für die künftige Weiterentwicklung sei besonders, die aus seiner Sicht aktuell gute, konstruktive Zusammenarbeit im Stadtrat. Darauf sei er gerade "als Neuer" stolz.
"Zum Thema Verwaltung hatte ich vor der Wahl eine gewaltige Fehleinschätzung", stellt Sven Nickel selbstkritisch fest. Seine Ankündigung zur Suche nach Einsparungs- und Optimierungspotential bei der Stadtverwaltung habe eher das gegenteilige Ergebnis gebracht: "Bei der Vielfalt und dem Umfang der jeweiligen Themen, die Verwaltung, Bauhof und Forst bewältigen, muss man überlegen, ob es nicht noch eine zusätzliche Unterstützung und Entlastung braucht", so der Bürgermeister. Natürlich schaue er aber auch weiterhin nach Optimierungsmöglichkeiten bei den Abläufen.
Ziel: Ortsbild optimieren
"Wenn eine Maßnahme ansteht, ist es sinnvoll, sich intensiv um einer Förderung zu bemühen", erklärt Nickel sein Bestreben nach Finanzierung mithilfe von Zuschüssen. Besonders erfreut sei er hier über die jüngste Entscheidung des Stadtrates zur Umsetzung der Sanierung der Grundschule.
Für 2022 und die folgenden Jahre müsse man sich verstärkt auf die Stadtentwicklung konzentrieren. Für diese werde gerade das integrierte nachhaltige städtebauliche Entwicklungskonzeptes (INSEK) erstellt. Dabei seien die Themen Nahversorgung, Leerstandmanagement und innerstädtischer Verkehr priorisiert: "Ich bin überzeugt, wir werden in fünf bis zehn Jahren ein deutlich optimiertes und funktionierendes Ortsbild haben."