
Die Werntalgemeinde Gössenheim hat wieder einen gewählten Ersten Bürgermeister. Nachdem Theo Gärtner seit Mai 2016 nach einem Unfall im Koma lag und dann am 4. April 2018 verstorben ist, hatten seine Stellvertreter Erich Fenn und Klaus Schäfer die Gemeinde geführt. Am Sonntag nun wählten die Gemeindebürger mit fast 93 Prozent der Stimmen Klaus Schäfer zum neuen Bürgermeister.
Wie die Vorgänger stammt er aus Wernfeld
Wieder hat Gössenheim „einen Bürgermeister mit Migrationshintergrund“. Lachend stimmt der 60-jährige Bankkaufmann Klaus Schäfer dieser Äußerung zu. Wie seine Vorgänger in den vergangenen Jahrzehnten, hat auch Schäfer seine Wurzeln nicht in Gössenheim. Manfred Marold und auch Theo Gärtner stammten, wie er, aus Wernfeld. „Der Liebe wegen“, so der neue Bürgermeister, hat es ihn weiter die Wern aufwärts gezogen.
In seiner Wahlheimat gehört Klaus Schäfer allerdings schon seit Jahrzehnten zu den Aktivposten im gesellschaftlichen und kommunalpolitischen Leben. Begonnen hat er als Gründungsmitglied im inzwischen aufgelösten Sportverein Sachsenheim. Dann war er Mitglied im Kindergartenverein Gössenheim, im Festausschuss des 1. FC Gössenheim und später lange Jahre Vorsitzender des FC. Politisch tätig ist Klaus Schäfer im Gemeinderat (seit 1993) und als Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Gössenheim-Karsbach.
Enge Bindung zum Sportverein
Sehr eng war schon immer die Bindung der ganzen Familie Schäfer an den FC Gössenheim. 16 Jahre lang waren die Schäfers Pächter der Vereinsgaststätte am Hügelein. So lange, bis eine Krankheit Ehefrau Hannelore zum Aufgeben zwang. Im Vereinsheim hat die Familie auch am Sonntag das Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Gössenheim abgewartet.
Kurz nach dem Öffnen des Wahllokals in der Zehntscheune haben Klaus und Hannelore Schäfer ihre Stimme abgegeben. Nach dem Mittagessen in ihrem Haus „An der Grotte“, ist das Ehepaar nach Gemünden zum Herbstmarkt gefahren. Danach war man noch kurz in der Verwaltungsgemeinschaft Gemünden in der Frankfurter Straße. Hier wird sich Klaus Schäfer als Bürgermeister der Gemeinde Gössenheim bald öfter aufhalten.
„Etwas angespannt, aber auch ganz locker“, erlebte der einzige Kandidat um das Amt des Bürgermeisters die Stunden vor dem Schließen der Wahllokale im Vereinsheim. „Wenn einer im März, als ich hier meinen 60. Geburtstag gefeiert habe, gesagt hätte, dass ich sieben Monate später Bürgermeister bin, den hätte ich für verrückt erklärt“. Ein gutes halbes Jahr später feierte er an gleicher Stelle wieder.
Musikkapelle spielte zur Gratulation auf
In der Runde der Familie mit Ehefrau, den beiden Söhnen und vier Enkelkindern im Alter von einem bis zu neun Jahren, mit Freunden, Bekannten, Sportkollegen und Gemeinderatsmitgliedern wartete Schäfer auf das Wahlergebnis. Über einen Beamer konnten alle bei Freibier und Häppchen den Ausgang der Landtagswahl mit verfolgen. Um 20 Uhr spielte der Musikverein Gössenheim dem künftigen Bürgermeister auf.
Kurz nach 22 Uhr stand dann nicht nur fest, dass Klaus Schäfer Bürgermeister der Gemeinde Gössenheim ist, sondern auch mit welcher Zustimmung seitens der Bevölkerung. Auf 722 gültigen Stimmzetteln war sein Name angekreuzt, 52 trugen andere Namen. 92,8 Prozent sind eine gute Basis. Jedoch weiß Schäfer auch, „alleine kann ich in der Gemeinde gar nichts bewirken“. Er braucht „den Gemeinderat und die Bevölkerung dazu“.
Noch halbtags bei der Sparkasse tätig
Obwohl praktisch ab Mitternacht im Amt, wird Klaus Schäfer erst am heutigen Dienstag die Geschäfte des Bürgermeisters übernehmen. Am Montag muss der Bankkaufmann ganztags an seinem Arbeitsplatz in der Sparkasse in der Obertorstraße in Gemünden erscheinen. „Vier halbe Tage in der Woche“, wird er künftig hier zu finden sein, bis zum Beginn der Freistellungsphase der Altersteilzeit.
Wie auch der bis dato amtierende Bürgermeister Erich Fenn hält auch Klaus Schäfer die Regelung, dass bei einer Nachwahl der neue Bürgermeister sofort im Amt ist, für unglücklich. Bei einer turnusmäßigen Kommunalwahl hat der neue Amtsinhaber Zeit zur Vorbereitung von der Wahl (meist im März) bis zum Beginn der Amtszeit am 1. Mai.
Positiv finden beide jedoch die Regelung, dass Klaus Schäfer jetzt länger als die üblichen sechs Jahre im Amt sein kann, denn sonst stünde in knapp eineinhalb Jahren wieder eine Bürgermeisterwahl in Gössenheim an. So aber reicht Schäfers Amtszeit bis zum Mai 2026.