
Es ist noch keine zwei Jahre her, dass an dieser Stelle ein üppiges Dossier erschien, das ein bisschen den Hype dieser Zeit zu fassen versuchte. Im Fokus: der Wettstreit der Kommunen um die meisten und besten Bauplätze im Landkreis Kitzingen. Getrieben von der heiß gelaufenen Nachfrage, konnte es etlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern gar nicht schnell genug gehen, neues Bauland urbar zu machen.
Inzwischen erscheinen solche Meldungen wie aus der Zeit gefallen und Lichtjahre entfernt. Die hohen Kreditzinsen, Rezessionsangst und explodierende Materialpreise haben in der Baubranche ein heftiges Beben ausgelöst, dessen Erschütterungen längst bis in die Mitte der Gesellschaft reichen. Die eigenen vier Wände, dieser zeitlose Traum der Deutschen – vielen ist der Preis dafür inzwischen zu hoch.
Die ersten Gemeinden haben bereits reagiert, machen Baugebiete kleiner – oder rücken gänzlich von ihren Plänen ab. So wie Geiselwind im Ortsteil Rehweiler. So wie Volkach im Stadtteil Krautheim. So wie Willanzheim im Ortsteil Hüttenheim. Dort wird das 2019 auf den Weg gebrachte Baugebiet mit 14 Plätzen erst einmal auf Eis gelegt. "Das wäre totes Kapital", sagte Willanzheims Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert im Frühjahr im Gemeinderat. Andernorts wird weiter geplant.
Die Redaktion hat sich auf die Suche nach Bauland begeben; und ist immerhin an 14 Stellen des Landkreises fündig geworden. In vielen der hier genannten Orte gibt es auf Nachfrage Grundstücke in (fast) allen Größen und Lagen.
1. Sommerach: 124 Bauplätze, Baureife unklar
Angrenzend an das Baugebiet "Südlich der Volkacher Straße" wächst in der Weinbaugemeinde gerade ein Projekt, das zu den interessantesten Wohnideen im Landkreis gehört und schon einen Blick auf das Baugebiet der Zukunft wirft. Es ist eine Art Gegenentwurf zu den klassischen Gebieten mit lauter Einfamilienhäusern in Reihe und der Versuch, mit dem auch in Sommerach immer knapper werdenden Grund und Boden nachhaltiger zu wirtschaften. "Wir haben nicht mehr viele Möglichkeiten, uns zu entwickeln", sagt Bürgermeisterin Elisabeth Drescher. "Wir sind im Main-Schutzgebiet, mit vielen Weinbergen außenherum. Daher machen wir uns Gedanken um kluge Lösungen für die nächste Generation."
Die Gemeinde ist gerade dabei, den Bedarf an verschiedenen Wohnformen auf der rund vier Hektar großen Fläche zu klären. Dort wäre Platz für insgesamt 124 Wohneinheiten – neben dem Einfamilienhaus auch Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser sowie sogenannte Townhouses. Dahinter steckt die Idee, auf kleiner Fläche Häuser in hoher Qualität zu errichten. Wann es mit der Erschließung losgehen wird, ist noch unklar.
2. Segnitz: 10 Bauplätze, baureif nicht vor Mitte 2025
Über dem neuen Baugebiet Schupfäcker III stand kein glücklicher Stern. Lange wurde geplant, und als es auf die Zielgerade ging, legte das beauftragte Fachbüro die Arbeit nieder. Dann kam der Gemeinde ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in die Quere, das verhinderte, die Sache wie erhofft im vereinfachten Verfahren ohne Umweltprüfung durchzuziehen, und am Ende machte auch noch die Zauneidechse Probleme.
Jetzt jedoch ist man auf dem Weg, zehn Bauplätze, bis zu 740 Quadratmeter groß, für Einfamilien- und Doppelhäuser zu erschließen. Die Grundstücke will die Gemeinde verlosen, einen Teil an Einheimische vergeben. Bis Mitte 2024 soll der Bebauungsplan vorliegen, dann erst geht es in die Ausschreibung und Erschließung. Die ersten Häuser werden nicht vor Mitte 2025 entstehen.
3. Castell: bis zu 15 Bauplätze, Baureife unklar
Von 60 Bauplätzen war einmal die Rede, zuletzt immerhin noch von 15. Doch der schwierige Markt hat die Pläne der Gemeinde weiter geschrumpft. Übrig geblieben ist eine Planung auf Abruf. Angrenzend an das mehrfach erweiterte Baugebiet Schupfäcker im Westen des Ortes sollen Grundstücke nur bei Bedarf erschlossen werden. Es sei aktuell zu riskant, die Fläche in einem herzurichten, hieß es zuletzt im Gemeinderat. Die Kommune wird nun ein Planungsbüro mit dem Bebauungsplan beauftragen. Anschließend sollen die Plätze Zug um Zug erschlossen werden. Wann gebaut werden kann, ist unklar. Die Nachfrage nach Bauland ist laut Bürgermeister Christian Hähnlein aber ohnehin eingebrochen.
4. Großlangheim: 24 Bauplätze, baureif Anfang 2025
Östlich des alten Sportplatzes liegt das Wachstumspotenzial der Gemeinde. Dort soll bis spätestens Anfang 2025 das Baugebiet Am Kalkofen aus dem Boden gestampft werden: 24 Bauplätze, elf davon in privater Hand, den Rest der Grundstücke mit Größen von 390 bis 600 Quadratmeter vermarktet die Gemeinde wie bisher in einer Art Einheimischenmodell. Das Einfamilienhaus ist zwar weiterhin zugelassen, aber im Sinne der Nachhaltigkeit wünscht man sich eher Zwei- oder gar Mehrfamilienhäuser.
5. Obervolkach: 13 Bauplätze, baureif Ende 2024

Einst sollten es 27 Bauplätze sein, doch wegen der gedämpften Nachfrage wird die Stadt in Obervolkach zunächst nur die Hälfte der geplanten Parzellen schaffen – spätere Erweiterung nicht ausgeschlossen. Anfang 2024 will man mit der Erschließung beginnen, zum Jahresende könnten erste Häuser gebaut werden. In der Warteschleife hängt das Baugebiet im Stadtteil Krautheim. Dort will die Stadt zunächst den Markt beobachten, ehe sie mit den Arbeiten auf dem 2,8 Hektar großen Baufeld loslegt. Zieht die Konjunktur wieder an, könnten die Pläne für die 25 Bauplätze zügig umgesetzt werden.
6. Stadelschwarzach: 16 Bauplätze, baureif Ende 2024
Das Baugebiet Am Gehäg sollte ursprünglich größer ausfallen als die nun beschlossenen 1,4 Hektar. Doch einer der Grundstückseigentümer der überplanten Fläche weigerte sich zu verkaufen. So musste die Stadt neu rechnen und den Radius noch einmal verkleinern. Unterm Strich bleiben 16 Bauplätze in einer Größe von 350 bis 850 Quadratmetern auf einem Areal oberhalb des DJK-Sportgeländes. Vorgesehen sind Einzel-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser. Im Frühjahr 2024 beginnen die Erschließungsarbeiten, Bauherren müssen sich voraussichtlich noch bis Jahresende gedulden.
7. Rödelsee: 75 Bauplätze, baureif Frühjahr 2024

In großen Schritten geht eines der üppigsten Baugebiete im Landkreis seiner Vollendung entgegen. Unter den Bauherren, die sich im Mai auf Einladung der Gemeinde zum Baustellenfest trafen, verbreitete Bürgermeister Burkhard Klein die leise Hoffnung, dass sie im Frühjahr 2024 loslegen könnten. 75 Bauplätze, teils mit Panoramablick, werden unterhalb des Schwanbergs ausgewiesen, ein gutes Dutzend ist noch zu haben. Auch in Rödelsee spürt man deutlich die eingetrübte Baukonjunktur.
8. Dettelbach: 34 Bauplätze, baureif Anfang 2026
Die künftigen Häuser im Baugebiet Bromberg liegen, wie der Name schon erahnen lässt, am Hang – dort, wo die Stadt bereits durch ein Neubaugebiet nach Osten ausfranst. Über dreieinhalb Hektar wird sich das Baufeld spannen, das 2025 erschlossen werden soll und aus dem sich spätestens Anfang 2026 rund 34 Parzellen schälen sollen.
Komplizierte Grundstücksverhandlungen haben das Projekt immer wieder aufgehalten, dafür ist es der Stadt nun gelungen, auch noch den letzten Quadratmeter im überplanten Gebiet aufzukaufen – eine wichtige Voraussetzung, damit Grundstücke nicht wie in der Vergangenheit als Spielball von Spekulanten enden und zuweilen über Jahrzehnte unbebaut bleiben. Nicht ohne Stolz spricht Bürgermeister Matthias Bielek deshalb von einer "Zeitenwende in Dettelbach". Neben Einfamilienhäusern sollen auf dem Areal auch Anlagen für Senioren- und Mehrgenerationenwohnen entstehen.
9. Mainsondheim: 50 Bauplätze, baureif Anfang 2027
Der Name klingt wie ein Versprechen. "Wohnen in guter Nachbarschaft" soll das Baugebiet im Dettelbacher Ortsteil heißen. Auf zweieinhalb Hektar sollen am östlichen Ortsrand 50 Wohneinheiten entstehen, je zur Hälfte für Einfamilienhäuser und kleine Mehrfamilienhäuser. Im beschleunigten Verfahren wollte die Stadt das Projekt auf den Weg bringen, dann platzte ein höchstrichterliches Urteil dazwischen, und jetzt muss man sich erst einmal durch eine aufwendige Umweltprüfung arbeiten. Das macht die Sache unwägbar und bringt Zeitpläne ins Wanken. Nach vorsichtiger Schätzung von Bürgermeister Bielek könnten die Bauplätze zur Jahreswende 2026/27 zur Verfügung stehen.
10. Holzberndorf: 35 Bauplätze, baureif ab 2026/27
Auf dem kleinen 50-Seelen-Weiler ruhen derzeit die größten Hoffnungen der Gemeinde Geiselwind auf neues Bauland. "Alles hängt an der Nachfrage", heißt es aus dem Rathaus. Und die ist gerade wie überall bescheiden. So sollen zwar in nächster Zeit alle Voraussetzungen für Baurecht geschaffen werden. Aber bis die ersten Häuser errichtet werden, könnte es 2026 oder 2027 werden. Auch für Tiny-Häuser und andere kleinere Wohnformen will die Gemeinde das Areal öffnen. Insgesamt sind 35 Bauplätze vorgesehen.
11. Iphofen: 25 Bauplätze, baureif Frühjahr 2024
Im Osten der Stadt geht für Bauherren mal wieder die Sonne auf. Bis Frühjahr 2024 sollen die 25 Grundstücke im Gebiet Ost IV erschlossen sein, dann erstmals auf der anderen Seite der Einersheimer Straße. Wohl schon ab März können Bauwillige beginnen, im Mai werden letzte Arbeiten an den Straßen abgeschlossen sein. Für alle Grundstücke gibt es Interessenten. Wer sich dennoch um einen Bauplatz bewerben will, landet auf einer Warteliste der Stadt.
12. Marktbreit: 30 Bauplätze, baureif Anfang 2025
Wie beliebt die Lage am Ohrenberg ist, sieht man schon daran, dass das Wohngebiet über den Dächern der Stadt nun zum dritten Mal erweitert wird. Rund 30 Bauplätze sollen im Ohrenberg IV hinzukommen. Im Frühjahr 2024 ist mit der Erschließung zu rechnen. Wann die Bauherren dann loslegen können? "Wahrscheinlich erst Anfang 2025", sagt Marktbreits Stadtkämmerer Wolfgang Schmer. Für die meisten Grundstücke liegen Reservierungen vor, doch die stammen aus Zeiten, als Bauen noch erschwinglich war. Wie groß das Interesse tatsächlich ist, soll demnächst geklärt werden.
14. Reupelsdorf: 22 Bauplätze, baureif Mitte 2024

Drei Jahre Planung für das Baugebiet Weichseläcker haben auch an den Nerven von Bürgermeister Klaus Köhler gezerrt, wie er jüngst in der Bürgerversammlung einräumte. Nun aber kann es mit der Erschließung der 22 Bauplätze losgehen. Mitte 2024 sollen auf den 615 bis 958 Quadratmeter großen Parzellen am Ortsrand erste Häuser entstehen.
13. Feuerbach: 15 Bauplätze, baureif Mitte 2024
In einem Dreieck zwischen Bahnlinie und der Straße nach Rüdenhausen spannt sich das Feld für die 15 Bauplätze, mit denen der Wiesentheider Ortsteil rund zwanzig Jahre nach der letzten Erweiterung mal wieder über sich hinauswächst und seine Grenzen ein Stück weit nach Südosten verschiebt. Bis Mitte 2024 sollen die 580 bis 885 Quadratmeter großen Grundstücke so weit erschlossen sein, dass Bauherren ihren Traum vom Haus verwirklichen können.