Ernst Nickel ist kein Zauberer, aber manchmal wünschte er sich, er wäre es. Dann müsste er jetzt nicht den Mangel verwalten und Dutzende Absagen verteilen, sondern könnte allen, die sich nach einem eigenen Zuhause sehnen, nicht nur einen Bauplatz herbei-, sondern auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Spricht man dieser Tage mit dem Geiselwinder Bürgermeister und gibt ihm das Stichwort Bauplätze, dann stöhnt er schon auf und sagt: „Viele Leute muss ich vertrösten.“ Wie Nickel ergeht es so ziemlich allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Landkreis Kitzingen.
Bei Gerlinde Stier in Kleinlangheim ist die Nachfrage „doppelt oder dreifach so hoch“ wie das Angebot; dort schafft die Gemeinde gerade 33 neue Bauplätze. „Tagtäglich rufen Leute an“, berichtet Stier. In Volkach macht sich Heiko Bäuerlein schon heute Gedanken, nach welchen Kriterien die Stadt die 27 Baugrundstücke vergeben soll, die bis Mitte 2023 im Stadtteil Obervolkach entstehen.
Und in Willanzheim nimmt Ingrid Reifenscheid-Eckert erst gar keine Reservierungen für die geplanten 14 Parzellen im Ortsteil Hüttenheim an. Der Run ist so groß, dass eine Warteliste keinen Sinn hätte. Trotz der düsteren Botschaften gibt es für Bauwillige vereinzelte Lichtblicke. Wir haben versucht, sie zu finden.
1. Obervolkach: 27 Bauplätze, baureif ab Mitte 2023
Für die Fläche im Nordwesten des Volkacher Stadtteils ist die Stadt gerade dabei, die letzten Hürden aus dem Weg zu räumen. Wenn der Bebauungsplan "An der Michaeliskapelle" rechtskräftig ist, kann das zwei Hektar große Gebiet erschlossen werden. Noch steht nicht fest, nach welchem System die 27 Bauplätze, alle im städtischen Eigentum, vergeben werden. „Es gibt mehrere Modelle“, sagt Bürgermeister Heiko Bäuerlein. Der Stadtrat werde sich Gedanken machen.
2. Brünnau: 6 Bauplätze, Baureife unklar
Es ist vermutlich der am längsten währende Versuch, Bauland im Landkreis zu erschließen: Von 1971 stammt der Bebauungsplan "Am Altenberg" in Brünnau, mit dessen Hilfe im Nordosten des Prichsenstädter Ortsteils ein kleines Baugebiet entwickelt werden sollte. Geschehen ist das auch nach 50 Jahren nicht. Vor Kurzem hat der Stadtrat ein Fachbüro beauftragt, zu klären, ob sich mit Änderungen des Bebauungsplans vielleicht fünf, sechs Bauplätze ausweisen lassen.
3. Stadelschwarzach: 12 Bauplätze, Baureife unklar
Rund 12 000 Quadratmeter misst die Fläche "Am Gehäg", wo die Stadt Prichsenstadt in den nächsten Jahren zwölf Bauplätze schaffen will. Das Gebiet liegt oberhalb des Sportheims im Ortsteil Stadelschwarzach, viel mehr ist aber noch nicht bekannt. Spricht man mit Bürgermeister René Schlehr, dann bittet er vor allem um eines: Geduld. „Das kann noch dauern“, sagt er. Weil vieles noch in der Schwebe ist, lässt sich heute auch nicht sagen, wie die Plätze verteilt werden.
4. Reupelsdorf: 22 Bauplätze, baureif ab Mitte 2023
In Wiesentheid hat die Gemeinde im Sommer 2021 die letzten Bauplätze im Gebiet "Seeflur" verlost. Jetzt sind die Ortsteile an der Reihe. So sollen am südwestlichen Ortsrand von Reupelsdorf Richtung Wiesentheid 22 Bauplätze erschlossen werden. Geplant war, dies in zwei Abschnitten zu tun. Nun hat sich der Gemeinderat darauf verständigt, das Verfahren in einem durchzuziehen. Die Nachfrage nach Bauland sei groß, hieß es.
5. Feuerbach: 14 Bauplätze, baureif ab Mitte 2023
In Feuerbach wurden zuletzt vor etwa 20 Jahren Grundstücke ausgewiesen. Neues Bauland entsteht demnächst im Gebiet „Baumäcker“ zwischen der Bahnlinie und der Straße nach Rüdenhausen: 14 Baugrundstücke sollen es sein. „Wir gehen von einem Abschluss der Erschließung und Verkauf der Grundstücke ab dem Jahr 2023 aus“, heißt es bei der Gemeinde Wiesentheid.
6. Dettelbach: 34 Bauplätze, baureif ab Anfang 2024
Für künftige Bauherren in Dettelbach geht es hoch hinaus. Das Baugebiet "Bromberg", dreieinhalb Hektar groß, liegt oberhalb des bestehenden Wohngebiets Ost IV am Sommeracher Weg und soll nicht nur Einfamilienhäusern Platz bieten, sondern auch Senioren- und Mehrgenerationenwohnen ermöglichen. Dazu schafft die Stadt nach aktuellem Stand etwa 34 Grundstücke, 25 von ihnen vermarktet die Stadt. Vieles muss noch abgestimmt werden, die Planung könne sich deshalb noch einmal ändern, sagt Bürgermeister Matthias Bielek. Der Zeitplan aber steht: Anfang 2022 soll das Gebiet erschlossen werden, Ende 2023 könnte es mit dem Verkauf der Grundstücke losgehen. Die Stadt versucht, dafür ein rechtssicheres Einheimischenmodell zu entwickeln. Die ersten Häuser sollen Anfang 2024 gebaut werden.
7. Rehweiler: 30 Bauplätze, baureif ab 2023/24
Die Zeiten, in denen Bauplätze in kleinen Gemeindeteilen zu Ladenhütern wurden, sind weitgehend vorbei. So gilt auch in Rehweiler, einem der 15 Ortsteile Geiselwinds, Bauland mittlerweile als rares Gut. Zwischen 25 und 30 Bauplätze sollen jetzt in dem 285-Seelen-Ort entstehen. Da der gesamte Bereich im Naturpark Steigerwald liegt, rechnet Bürgermeister Ernst Nickel allerdings mit komplizierten naturschutzrechtlichen Verfahren, die sich anderthalb Jahre oder länger hinziehen könnten. Nicht vor Ende 2023 wird das geplante Baugebiet erschlossen sein. Trösten kann man sich mit der Aussicht, dass die Grundstücke wohl im offenen Verfahren vergeben werden und damit jeder die gleichen Chancen hat.
8. Holzberndorf: 25 Bauplätze, baureif ab 2023/24
Mit seinen knapp 50 Bewohnern ist Holzberndorf einer der kleinsten Geiselwinder Ortsteile. Auch hier sollen 20 bis 25 Bauplätze entstehen. Die Nachfrage sei groß, nicht nur von Einheimischen, sagt Bürgermeister Nickel. Für die Erschließung gilt das gleiche wie in Rehweiler: Es dürfte etwas länger dauern, und alle Grundstücke sollen in die offene Vermarktung.
9. Kleinlangheim: 33 Bauplätze, baureif ab Mitte 2022
Wer den Ort aus Richtung Großlangheim ansteuert, sieht rechts der Straße das neue Baugebiet "Am Graben" wachsen. Lange hat die Gemeinde darum gekämpft, es gab Einwendungen und Widersprüche abzuarbeiten. Jetzt liegt das Projekt im Zeitplan. Bis Juni 2022 soll es fertig sein. Alle 33 Bauplätze sind bereits reserviert. „Die Nachfrage ist enorm“, sagt Bürgermeisterin Gerlinde Stier. Im Rathaus liegt eine Warteliste auf. Springt ein Bewerber ab, rückt der nächste nach.
10. Castell: 60 Bauplätze, Baureife unklar
Im Westen liegt das größte Potenzial der kleinen Gemeinde: 13 Hektar Fläche, angrenzend an das schon mehrmals erweiterte Gebiet Schupfäcker, sind im Flächennutzungsplan als Baufeld ausgewiesen. Mindestens 60 Baugrundstücke könnten dort auf längere Sicht entstehen. Wie und wann, ist ungewiss. Konkrete Pläne für eine Entwicklung gibt es nicht.
11. Rödelsee: 75 Bauplätze, baureif ab Herbst 2023
Mitten im Grünen mit Blick auf den Schwanberg entsteht gerade eines der attraktivsten und größten Wohngebiete im Landkreis: zehn Hektar, 75 Bauplätze von 500 bis 2000 Quadratmeter, wer es sich leisten kann mit Panoramablick auf die höchste Erhebung in der Region. Noch braucht man viel Fantasie, um sich das Ganze vorzustellen, denn bisher existiert es nur auf Plänen. Bis hier, am Ortsrand von Rödelsee Richtung Iphofen, die ersten Häuser gebaut werden können, dürfte es Herbst 2023 werden, schätzt Bürgermeister Burkhard Klein. Die meisten Grundstücke sind zwar reserviert, zu 40 Prozent von Einheimischen, aber, das ist die gute Nachricht, jeder kann sich noch bewerben. Über die Vergabe entscheidet der Gemeinderat. Bevorzugte Klientel: junge Familien, „keine Kapitalanleger“, wie Klein betont.
12. Mainbernheim: 15 Bauplätze, Baureife unklar
Angrenzend an das beliebte, aber leider komplett ausgebuchte Gebiet "Langwasen" sollte es am "Strickenweg" längst ein weiteres Baufeld geben. Die Stadt würde es gern bestellen lassen, doch es gibt Probleme mit einem Nachbarn. Der alte Konflikt auf dem Land: Landwirtschaft gegen Wohnbebauung. Bis ein Kompromiss gefunden ist, heißt es warten und hoffen. Etwa 15 Grundstücke könnten entstehen. Niemand traut sich heute aber verlässlich zu sagen, ob und wann dort gebaut werden kann. Letzter Stand: Es gibt weniger Grundstücke, dafür mehr Abstand zur Halle des Landwirts.
13. Iphofen: 22 Bauplätze, baureif ab Herbst 2022
Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren in fast alle Richtungen ausgedehnt. Allein im Baugebiet Hündlein im Nordwesten sind seit der Jahrtausendwende 160 neue Häuser entstanden. Vor drei Jahren hat die Stadt am gegenüberliegenden Hang 45 Baurechte ausgewiesen. Auch diese Plätze waren vergeben, noch bevor die Erschließung vollendet war. Jetzt sollen an der Einersheimer Straße, im mittleren Osten, 22 Grundstücke der Natur abgerungen werden. Die Nachfrage: riesig. Wie sie bedient werden soll? Unklar. Der Stadtrat will demnächst entscheiden, wer einen Bauplatz erhalten wird. Wer unter den Glücklichen ist, kann vermutlich im Herbst 2022 mit dem Bauen beginnen.
14. Markt Einersheim: 12 Bauplätze, Baureife unklar
Viel geht nicht mehr. Begrenzt von der Bundesstraße einerseits und der Bahnlinie andererseits und eingebettet in eine Hanglage, hat Markt Einersheim kaum noch Potenzial, sich zu strecken. Da gilt es jede Gelegenheit zu nutzen. So könnten auf einem schmalen, handtuchförmigen Streifen zwischen Badstraße und Terrassenbad zehn bis zwölf Bauplätze erschlossen werden. Das Problem: Erst muss sich die Gemeinde mit den Grundstückseigentümern einig werden. Vermittlungsversuche laufen, eine Einigung ist nicht in Sicht, wie Bürgermeister Herbert Volkamer gegenüber der Redaktion sagt.
15. Marktbreit: 30 Bauplätze, baureif ab Frühjahr 2023
Die Bagger stehen in den Startlöchern: Im Frühjahr 2022 soll die Erschließung weiterer 30 Bauplätze im Baugebiet Ohrenberg auf der Marktbreiter Anhöhe beginnen. Ein Jahr später, also im Frühjahr 2023, sollen die ersten Häuser dort gebaut werden, wie Stadtkämmerer Wolfgang Schmer sagt. Zuvor wird es spannend, denn alle Grundstücke sollen verlost werden. Einheimische sind dabei im Vorteil. Wer Interesse hat, müsse sich bei der Stadt bewerben. Bisherige Wartelisten verlieren ihre Gültigkeit, neue soll es vorerst nicht geben, „sonst müssten wir ein Maklerbüro eröffnen“, sagt Schmer.
16. Hüttenheim: 14 Bauplätze, Baureife unklar
Im Mischgebiet "Sommerried II" sollen in naher Zukunft 14 Bauplätze entstehen, darunter auch zwei größere Grundstücke für Gewerbebetriebe. 2,7 Hektar groß und mit Blick auf den Tannenberg, bietet das Areal am südöstlichen Ortsrand eine der letzten Möglichkeiten, um neues Bauland in Hüttenheim zu schaffen, wie Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert sagt. Wann die Erschließung beginnen wird, hängt auch vom Ergebnis der Ausschreibung ab. Sind die Kosten zu hoch, wird die Gemeinde womöglich warten. Reservierungswünsche nimmt die Bürgermeisterin nicht entgegen. Wenn die Zeit reif ist, kann sich jeder um die Grundstücke bewerben. Die Nachfrage, so heißt es, sei enorm.
17. Gnötzheim: 11 Bauplätze, baureif ab Herbst 2022
Das neue Baugebiet in Gnötzheim ist über den Berg. Elf Bauplätze will die Gemeinde Martinsheim in dem Ortsteil an die bestehende Siedlung anhängen. Wenn es wie geplant im Frühjahr 2022 mit der Erschließung losgeht, könnte die Fläche bis Herbst bebaubar sein, schätzt Bürgermeister Rainer Ott. Wie die Grundstücke vergeben werden, ist auch hier noch unklar.