Vor allem auf dem Land leben immer mehr ältere Menschen in Einfamilienhäusern. Viele von ihnen würden gerne in eine kleinere Wohnung ziehen. Denn die Pflege eines Gartens und großen Wohnraums ist oft aufwendig und kräftezehrend. Gleichzeitig möchten die meisten bei einem Umzug im Wohnort bleiben. Das sei auch in Sommerach so, sagt Thomas Wirth, Geschäftsführer des Stadtplanungsbüros arc.grün in Kitzingen. Das Problem laut Wirth: Für solche und andere Bedürfnisse der Leute gibt es bislang nur wenig passende Angebote.
Deshalb hat der Sommeracher Gemeinderat im März 2022 beschlossen, das Baugebiet II mit verschiedenen Wohnungstypen umzusetzen. Gemeinsam mit arc.grün ist eine Projektskizze entstanden. Künftig würden in dem Weinort vermehrt Häuser und Wohnungen gebaut, die die unterschiedlichen Bedürfnisse der Wohnungsnutzer berücksichtigen, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Drescher. Auch sogenannte Town-Houses sind unter den verschiedenen Modellen. Das sind kleine Grundstücke, auf denen Häuser in hoher Qualität und auf kleiner Fläche gebaut werden.
Aktuell befindet sich das Projekt in der Konzeptphase. Dabei wird unter anderem der Bedarf an den verschiedenen Wohnformen ermittelt. Wirth hat sich die Frage gestellt, welche Altersgruppe überhaupt am Bau von Eigenheimen interessiert ist. "Die meisten, die auf Baugrundstücke für Einfamilienhäuser warten, sind Menschen zwischen 30 und 40. Der Anteil der Bevölkerung in diesem Alter liegt bei 12,5 Prozent." Zwar bewerben sich vor allem Familien mit kleinen Kindern um einen Bauplatz. Doch das sei eine vergleichsweise kleine Bevölkerungsgruppe.
Viele Alleinstehende leben in Einfamilienhäusern
Es gibt auch andere Altersgruppen von Menschen zwischen 18 und 30 Jahren mit 11,6 Prozent und "eine Altersgruppe, die sich gar nicht auf Bauplätze bewirbt. Das sind Menschen im Alter von 65 und älter, die 21,4 Prozent der Bevölkerung ausmachen", sagt Wirth. In Sommerach leben viele Alleinstehende in Häusern aus den 70er- und 80er-Jahren. "Wenn sie eine Möglichkeit hätten, im Ort zu bleiben und sich zu verkleinern", sagt Wirth, "würden sie das tun. Das ist etwas, das man ihnen anbieten sollte. Die frei werdenden Häuser könnten dann beispielsweise an junge Familien verkauft werden."
Auch jungen Menschen bis 30 müsse man passenden Wohnraum bieten können, so Wirth. "Wer von Zuhause auszieht, dem reicht oft ein kleines Zimmer in einer WG. Die jungen Leute ziehen in größere Städte, wo es diese Möglichkeit gibt. Auch darauf müssen wir reagieren, um ihnen hier vor Ort ein Angebot zu machen." Die Zielgruppe unter 30 wächst, und vor allem steigt die Zahl der Menschen ab 65.
"Der Bedarf bei diesen Zielgruppen wird immer größer. Deshalb haben wir geschaut, was es an bestehenden Großangeboten von Wohnungstypen gibt." In Sommerach macht der Anteil an größeren Wohnungen ab fünf Räumen 70 Prozent des Bestands aus, kleine Wohnungen mit ein bis zwei Zimmern dagegen nur fünf Prozent. Ein Viertel des Wohnangebots besteht aus 4-Zimmer-Wohnungen. Eine Schieflage, denn es gebe immer mehr Einpersonenhaushalte. In Sommerach lag der Anteil 2011 laut Wirth bei 21 Prozent.
Wegen der begrenzten Fläche nicht nur Einfamilienhäuser bauen
Die Bürger haben nach Angaben Dreschers zurückhaltend auf die Pläne der Gemeinde reagiert. "Manche haben sofort gesagt, dass es eine gute Idee ist. Manche haben die Sorge, dass zu viel besiedelt wird und sich das Dorf zu schnell verändert." Die Menschen könnten nun überlegen, ob für sie etwas von den neuen Wohnformen in Frage kommt, sagt Drescher. "Wer sich künftig für einen Bauplatz bewirbt, dem stellen wir diese verschiedenen Modelle vor." Über ein Drittel der Bewerber findet laut Drescher alternative Wohnformen interessant.
Der Bürgermeisterin geht es auch darum, Baugrund zu sparen. "Bei uns in Sommerach haben wir nicht mehr viele Möglichkeiten, uns zu entwickeln. Wir sind im Main-Schutzgebiet, mit vielen Weinbergen außenherum. Deshalb machen wir uns Gedanken um kluge Lösung für die nächste Generation." Nicht zuletzt sei der schonende Umgang mit dem begrenzten Bauland ein Grund für das Vorhaben. "Flächenmäßig ist das Baugebiet so groß wie der Altort, etwa vier Hektar. Deshalb ist es besonders wichtig, dass man es nachhaltig plant", so Drescher.
Auch das Thema Wasserspeicherung wird laut Landschaftsarchitekt Wirth bei der Planung berücksichtigt. "Bisher funktioniert es so, dass das Wasser in den Kanal oder in Regenüberlaufbecken ablaufen kann. Die Idee ist nun, das Wasser im Baugebiet zu halten." Dafür wollen die Planer das sogenannte Schwammprinzip umsetzten: "Am besten sollte das Wasser in Trockenzeiten zur Verfügung stehen. Dafür muss das Wasser vor Ort mindestens versickern, bestenfalls gespeichert werden."
Dazu braucht man laut Wirth Versickerungspflichten von Niederschlagswasser. Die Planer werden deshalb im nächsten Schnitt untersuchen, welchen Untergrund die Böden haben und wie die Straßen verlaufen: "Auf dieser Basis wird dann ein Entwässerungssystem konzipiert, dass das Wasser versickern lässt und speichert."
Ich hoffe andere Gemeinden nehmen sich hier ein Beispiel.