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Der Haßberge-Check: Ebern schlägt den alten Stadtrivalen Haßfurt
Bei der Online-Befragung landen die ehemalige Kreisstadt und Eltmann hinter Sand auf Platz 2. Und wie fällt das Ergebnis für den Landkreis Haßberge insgesamt aus?
Der Haßberge-Check: Ebern schlägt den alten Stadtrivalen Haßfurt
Foto: René Ruprecht
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:09 Uhr

Der Sander "Lokalpatriotismus" ist weithin bekannt. Zu dieser Heimatliebe passt es durchaus, dass die Bürgerinnen und Bürger von Sand ihrer Gemeinde beim Haßberge-Check landkreisweit die besten Noten ausgestellt haben. Etwas überraschender kommt da vielleicht das Ergebnis von Ebern. Von jener Stadt also, der die Gebietsreform den Status Kreisstadt geraubt hatte und die in der jüngeren Vergangenheit ihr Finanzamt (heute nur noch Außenstelle von Zeil) und das Amtsgericht einbüßte, die vom Abzug der Bundeswehr gebeutelt wurde und nun mit ansehen muss, wie Abteilungen des Krankenhauses wegrationalisiert werden.

Gerne wird Ebern als Musterbeispiel für die angebliche Vernachlässigung des nördlichen Landkreises gegenüber dem Maintal und der Kreisstadt Haßfurt genannt. Nichts desto trotz leben die Eberner offenbar gerne in ihrer Stadt. Die belegt im Vergleich der Regionen zusammen mit Eltmann den zweiten Rang. Die Eberner haben ihre Stadt in 10 von 15 Kategorien überdurchschnittlich gut und insgesamt mit 6,3 bewertet (Sand: 6,5). Haßfurt folgt erst auf dem dritten Platz (6,2). Hofheim (6,0), die zweite ehemalige Kreisstadt, die ebenfalls schwere Zeiten miterlebt hat, rangiert zusammen mit Zeil auf Platz 5. 

Nun liegt sie also vor, die Gesamtbewertung des Haßberge-Checks, der großen Online-Umfrage für den Landkreis Haßberge: Und über die 15 abgefragten Kategorien hinweg vom Breitbandausbau über die Kultur bis zur Verkehrsbelastung kommt der Landkreis auf das Durchschnittsergebnis von 5,7. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer - insgesamt waren es 1909 - konnten zu gut 35 Fragen (zusammengefasst in die erwähnten Kategorien) Bewertungen auf einer Skala von 0 als negativsten bis 10 als positivsten Wert machen.

Es entstehen Stimmungsbilder - im Landkreis und seinen einzelnen Teilgebieten

Daraus ergibt sich in zweifacher Hinsicht ein Stimmungsbild: Bei welchen Themenfeldern schneidet der Landkreis gut und wo weniger gut ab. Und zweitens: Wie unterscheiden sich die Kommunen beziehungsweise Teilregionen des Landkreises untereinander? Empfinden zum Beispiel die Bewohner des Maintals tatsächlich, was von ihren Dörfern und Städten gerne behauptet wird - dass sie in vielerlei Hinsicht privilegiert sind? 

Kann man hier viel besser einkaufen als anderswo? Die Bürgerinnen und Bürger von Ebelsbach haben ihrer Nahversorgung vor Ort die besten Noten landkreisweit gegeben.
Foto: René Ruprecht | Kann man hier viel besser einkaufen als anderswo? Die Bürgerinnen und Bürger von Ebelsbach haben ihrer Nahversorgung vor Ort die besten Noten landkreisweit gegeben.

Mit Blick auf den Landkreis insgesamt fällt auf, dass hier die Kategorien Sauberkeit und Sicherheit mit 7,8 und 7,1 Punkten die höchsten Werte erreichen. In den Heiligen Ländern (8,5), in Sand (8,4) oder Eltmann (8,4) scheint alles blitzblank zu sein, während Zeil (7,4) offenbar noch leichten Nachholbedarf hat, was die Sauberkeit anbelangt. In den Heiligen Ländern (8,1) und in Eltmann (7,9) fühlen sich die Menschen auch am sichersten, in Zeil (6,6) und Stettfeld (5,7) ist das Sicherheitsgefühl am schwächsten ausgeprägt. Kinderbetreuung (7,0) und Familienfreundlichkeit (6,7) und Lebensqualität (6,7) liegen über dem Durchschnittswert, das gilt auch noch für die Sportangebote (6,1). Mit der Seniorenfreundlichkeit und ihren 5,5 Punkten beginnen die Kategorien, die schlechter als das Mittel abschneiden.

Den Bürgern fehlen die kulturellen Angebote

Wie stark die Werte innerhalb einer Kategorie schwanken können, zeigt vor allem das untere Ende der Punkteskala. Hier schneiden Kultur mit 4,7 und Nahverkehr mit 3,9 am schlechtesten ab. Die Kreisstädter geben ihrem kulturellen Angebot eine 6,7, auch Sand, Eltmann oder Ebern liegen hier deutlich über dem Durchschnittswert, während im Süden mit 3,3 Punkten (Oberaurach, Rauhenebrach) oder Stettfeld (2,9) kulturell wenig los zu sein scheint. 

Wer im Steigerwald wohnt, schätzt zumindest einen Vorteil: Hier ist die Belastung durch den Straßenverkehr viel geringer als vor allem in der Mainachse.
Foto: René Ruprecht | Wer im Steigerwald wohnt, schätzt zumindest einen Vorteil: Hier ist die Belastung durch den Straßenverkehr viel geringer als vor allem in der Mainachse.

Und beim öffentlichen Personennahverkehr fühlen sich die Ebelsbacher (6,6), die Zeiler (5,5) oder Haßfurter (5,3) recht gut angebunden, was angesichts der Bahnhöfe und Autobahnnähe der drei Kommunen nicht wundert. Hingegen wähnt sich das Hofheimer Land (Aidhausen, Burgpreppach, Riedbach) hier so gut wie abgehängt (2,0).

Das westliche Maintal tut sich schwer beim Einkaufen

Interessant: Was die Nahversorgung anbelangt, die landkreisweit mit 5,0 im wahrsten Sinne des Wortes mittelmäßig abschneidet, so ist aus Sicht der eigenen Bevölkerung nicht etwa Haßfurt, sondern Ebelsbach der Primus. Sicherlich auch dank der in jüngster Zeit ausgebauten Gewerbegebiete und des einstweiligen "Sieges" gegen Eltmann in Sachen Elt-Auen überragt Ebelsbach mit einem Wert von 8,3, gefolgt von Hofheim (7,3), Ebern und Haßfurt (je 7,1). Am schwersten haben es offensichtlich die Menschen im westlichen Maintal (Gädheim, Theres, Wonfurt), sich mit Lebensmitteln zu versorgen - hier gab es eine 3,0.

Ebelsbach: Es sieht flau aus mit dem Breitbandausbau

Apropos Ebelsbach, Heimatgemeinde von Digitalministerin Dorothee Bär: Wie steht es hier um den Breitbandausbau (Landkreisdurchschnitt 5,2)? Antwort: Unterdurchschnittlich. Die Ebelsbacher geben ihrer digitalen Infrastruktur 4,4 Punkte, schlechter nur steht Eltmann da (4,3), während Stettfeld hier mit 6,6 seinen einzigen "Sieg" einfährt. 

Sind Knetzgau und Maroldsweisach wirklich so familienfreundlich?

Ein weiteres Beispiel: Maroldsweisach bei den Kommunen unter 5000 Einwohnern und Knetzgau bei den Kommunen mit größerer Bevölkerung dürfen sich seit 2012 offiziell mit dem Attribut "Familienfreundlichste Gemeinde" im Landkreis schmücken. Die Menschen in Sand (8,0), Eltmann (7,7), in den Heiligen Ländern (7,5) und Zeil (7,29) halten ihre Heimatorte aber für familienfreundlicher als es die Knetzgauer (6,9) und Maroldsweisacher (6,7) selbst tun - letztere liegen exakt im Durchschnitt für den Landkreis.

Der Haßberge-Check: Ebern schlägt den alten Stadtrivalen Haßfurt

Gastronomie: Zeil top, Haßfurt flop

Manche Abweichungen vom Landkreisdurchschnitt mögen weniger überraschen: Etwa dass die Menschen im Steigerwald, um den die großen Verkehrsströme einen Bogen machen, viel weniger durch den Verkehr belastet fühlen als etwa die Ebelsbacher oder Eltmanner. In anderen Kategorien erstaunt zumindest das Ausmaß: Während die Zeiler wie Gott in Frankreich leben können (7,4) und auch Ebern (7,1) oder Sand (6,4) in Sachen Gastronomie noch einiges zu bieten haben, bewerten die Haßfurter Vielfalt und Qualität ihres kulinarischen Angebotes mit 4,8 - sprich unter dem Kreisdurchschnitt von 5,3.

Die Haßberge: Kein echter Traum für Wohnungssuchende und Häuslebauer

Eltmann (6,2) wiederum hat beim Wohnungsmarkt die Nase vorne, also bei der Frage nach den Mieten und Kaufpreisen und dem Angebot an Grundstücken und Immobilien. Insgesamt und recht konsequent durch die Gemeinden bewertet die Kreisbevölkerung den Wohnungsmarkt eher mittelmäßig (5,1) - ein bemerkenswerter Umstand, bedenkt man, dass die Haßberge damit werben, attraktive Alternativen zum teuren Wohnen in den benachbarten Oberzentren Bamberg, Schweinfurt oder Coburg zu bieten.

Der Haßberge-Check: Ebern schlägt den alten Stadtrivalen Haßfurt

Die Mainachse: Auch hier gibt es Licht und Schatten

Und an dieser Stelle zuletzt: Fühlen sich die Menschen, die in der Mainachse wohnen, nun wirklich privilegiert? Die Antwort lautet: Ja und nein! Sand am Main, Eltmann, Haßfurt, Ebelsbach, Zeil und Knetzgau liegen beim Gesamtranking über dem Durchschnittswert für den Landkreis. Das tun sonst nur die Heiligen Länder, Ebern und Hofheim. Unter dem Durchschnitt finden sich das Eberner und das Hofheimer Umland, Königsberg, der Süden und der Norden und schließlich Stettfeld wieder. Aber auch das Westliche Maintal, mithin Gädheim, Theres und Wonfurt. Zumindest das subjektive Empfinden ist hier also schlechter als flussaufwärts.

In den kommenden Wochen wird die Redaktion die Umfrageergebnisse aus den einzelnen Kommunen und Teilregionen sowie auf Kreisebene weiter in Detail beleuchten.

Der Haßberge-Check: Ebern schlägt den alten Stadtrivalen Haßfurt

Die Auswertung des Haßberge-Checks

Die Redaktion wird ab sofort über die Ergebnisse der Online-Umfrage in den einzelnen Gemeinden des Landkreises Haßberge berichtet. Dabei wurden folgende Kommunen zu Teilregionen zusammengefasst:
Der Norden: Bundorf, Ermershausen, Maroldsweisach;
Eberner Umland: Pfarrweisach, Rentweinsdorf, Untermerzbach;
Hofheimer Umland: Aidhausen, Burgpreppach, Riedbach;
Westliches Maintal: Gädheim, Theres, Wonfurt;
Der Süden: Oberaurach, Rauhenebrach;
Heilige Länder: Breitbrunn, Kirchlauter.
Die Haßberge-Check-Daten liegen aber für alle 26 Landkreiskommunen auch einzeln vor.
Quelle: Main-Post
 
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Kommentare
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  • attheendoftheday
    Haßfurt ist genauso ein "Kaff" wie alle anderen Gemeinden im LK HAS.
    Ja, die Innenstadt hat im Vergleich zu anderen Kreisstädten in Unterfranken mit ähnlicher Struktur noch Potenzial. Ist aber eine Investitionssache inzelner Privatleute.
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  • Michael Fischer
    Haßfurt ist nur ein Schatten. Die Innenstadt langweilig. Im Oktober macht noch die Hypobank zu. Was hilft es wenn dann ein schmucker Bahnhof da ist und die Innenstadt besteht nur noch aus Döner-Läden und Billig-Geschäften.
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  • Tc.Goodrick@t-online.de
    Und jetzt .........was ändert sich ,hoffe doch einiges !!
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  • Floranus
    Es ändert sich nichts, weil die Kommunalpolitik zu 90 % mit Bräsigkeit besetzt ist, der Rest in vor allem darauf bedacht, sein Ego zu pflegen. Ergo: Es bleibt wie es ist! Höchstens, dass Haßfurt noch mehr aus dem Landkreis an sich saugt und die Unzufriedenheit noch vergrößert. Ergo: Der Landkreis sollte aufgelöst werden und Bamberg und Schweinfurt zugeschlagen werden!
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