Daniel Seeburg, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion (PI) Haßfurt, stellt besten Nachrichten an den Anfang: Zum einen war die Zahl an Straftaten im Bereich der Haßfurter Polizei im Jahr 2020 wie schon in den beiden Vorjahren recht gering. Zum anderen verzeichnet die Dienststelle ein Rekordhoch bei der Aufklärungsrate.
"Das ist richtig erfreulich", betont Seeburg, dass dadurch die hohe Sicherheit, in der die Bürger des Landkreises leben, gut abgebildet werde "Ich hoffe, dass sich das auch im Empfinden der Bevölkerung widerspiegelt." Insgesamt gab es 1874 Straftaten, die polizeilich erfasst wurden. Um verschiedene Regionen miteinander vergleichen zu können, wird daraus die "Häufigkeitsziffer" errechnet, die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner. Der Dienstbereich der Haßfurter Polizei kommt hier auf einen Wert von 2894. Damit liegen die Haßfurter nun schon im dritten Jahr in Folge unter 3000. Zum Vergleich: Unterfrankenweit liegt der Durchschnitt bei 3750, bayernweit sogar bei 4500.
Fast 78 Prozent Aufklärungsquote
Seeburg betont, dass es sich bei dieser Statistik nur um die Zahlen der PI Haßfurt handelt. Im Gegensatz zur Verkehrsstatistik, bei der Haßfurter und Eberner Polizisten ihre Zahlen zusammenrechnen und eine gemeinsame Pressekonferenz geben, stellen sie ihre Kriminalitätsstatistik jeweils getrennt voneinander vor. Besonders punkten können die Haßfurter diesmal mit einer Aufklärungsrate von 77,9 Prozent – bei einem unterfränkischen Durchschnitt von 72 Prozent und einem bayerischen Durchschnitt von 69 Prozent.
Dieser gute Wert sei einerseits Zeugenhinweisen zu verdanken, andererseits der Ermittlungsarbeit der Polizei. Allerdings geht die Aufklärungsrate bei verschiedenen Straftaten weit auseinander. Besonders hoch ist sie bei Taten, die in erster Linie "Kontrolldelikte" sind. Ein Beispiel dafür ist Drogenbesitz: Wenn die Beamten jemanden kontrollieren und Rauschgift finden, haben sie auch gleich den Täter – ganz im Gegensatz zu Diebstählen oder Sachbeschädigungen, bei denen oft nur im Nachhinein der Schaden angezeigt werden kann.
Besonders hoch war die Aufklärungsrate 2020 bei Körperverletzung, Nötigung, Rauschgiftdelikten und Warenbetrug mit jeweils über 95 Prozent. Besonders niedrig war sie dagegen bei Sachbschädigungen mit 26,4 und Fahrraddiebstählen mit 21,2 Prozent.
Ohnehin empfiehlt die Haßfurter Polizei, Fahrräder besser zu sichern, als das häufig getan wird. Das bedeutet nicht nur, Räder abzusperren oder anzuketten. Es sei auch sinnvoll, die Individualnummer des Fahrrades beim Händler oder der Polizei sichern zu lassen, was die Chancen erhöht, ein gestohlenes Rad wiederzufinden.
Corona sorgt für mehr Betrugsfälle
An einigen Stellen ist der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Kriminalitätsstatistik zu bemerken: Stark zugenommen hat in Zeiten, in denen sich das Leben der meisten Menschen mehr zuhause abspielt als sonst, die Internetkriminalität, ebenso wie Betrugsfälle, beispielsweise im Stil des Enkeltricks. Bei den Tätern handelt es sich hier meist um Banden, die oft im Ausland sitzen. "Wir nehmen es auf, aber für die Dingfestmachung der Täter wird es schwierig", meint Seeburgs Stellvertreter Kurt Etzel.
Zwar funktionierten diese Tricks in den wenigsten Fällen, "aber wenn, dann sind schnell ein paar Tausend Euro weg", sagt Dienststellenleiter Seeburg. Außerdem gebe es bestimmt auch eine hohe Dunkelziffer: "Es gibt sicher genügend Fälle, in denen es funktioniert und wir es gar nicht mitkriegen." Grund dafür sei oft die Scham der Opfer, auf einen solchen Betrug hereingefallen zu sein. "Deswegen versuchen wir auch, die Angehörigen zu sensibilisieren", berichtet Daniel Seeburg über diese Betrugsfälle, deren Opfer meist ältere Menschen sind. Dazu dient die Präventionskampagne "Leg auf!", zu der die Polizei Aufkleber herausgibt, die als Erinnerung auf ein Telefon geklebt werden können.
Erwartbar ist auch, dass Straßenkriminalität und Ladendiebstähle in Corona-Zeiten zurückgegangen sind. Allerdings gab es auch Überraschungen. So ist die Zahl an Körperverletzungen zwar zurückgegangen, aber lediglich um elf Fälle – von 200 auf 189. Hier wäre ein stärkerer Rückgang zu erwarten gewesen, wenn man bedenkt, dass zahlreiche Feste und damit auch Gelegenheiten für Prügeleien ausfallen mussten. "Bauchschmerzen" habe Seeburg auch beim Gedanken an 21 Fälle von Gewalt gegen Polizisten. Sechs Beamte wurden dabei verletzt.
Dazu kamen 2020 erstmals die Verstöße gegen Corona-Regeln. Insgesamt untersuchte die PI Haßfurt hier 515 Vorgänge, die zu 390 Anzeigen führten.
Eine positive Überraschung betrifft dagegen die Fallzahlen für häusliche Gewalt. Die Befürchtung, dass in einer Zeit, in der die Familien mehr als sonst "aufeinanderhocken", die Fallzahlen in die Höhe schnellen müssten haben sich nicht bewahrheitet. Die Zahl der aktenkundig gewordenen Fälle ist in Bayern auf dem gleichen Niveau geblieben wie im Vorjahr, im Landkreis Haßberge sogar deutlich gesunken von 136 Fällen auf 97.
Überdurchschnittliche Zahl bei Drogen
Überdurchschnittlich hoch ist im Kreis Haßberge der Anteil von Drogendelikte an der Gesamtzahl der Straftaten. Zwar gab es auch hier einen Rückgang um 33 Fälle auf 197 - die Polizei spricht hier aber von einem "Rückgang auf hohem Niveau". "Da darf man nicht wegschauen", betont Daniel Seeburg. "Es soll nicht die Normalität sein, dass man mit fünf oder zehn Gramm in der Hosentasche durch den Landkreis spaziert." Sein Stellvertreter Kurt Etzel merkt allerdings auch an: "Dass der Landkreis Haßberge besonders betroffen ist, würde ich verneinen." Es liege eher daran, dass hier viel kontrolliert werde, was bei einem "reinen Kontrolldelikt" die Fallzahlen eben ansteigen lasse.
Daniel Seeburg macht auch die Legalisierungsdebatte um Cannabis dafür verantwortlich, dass viele Menschen im Bezug auf Drogen kein Unrechtsbewusstsein mehr hätten. "Aber es muss klar sein, dass es schädlich ist und Konsequenzen nach sich zieht", sagt er. Ein weiteres Problem spricht Jan Stoll, Leiter der Ermittlungsgruppe, an: "Die Stoffart verlagert sich immer mehr zu den härteren Drogen." Und auch der Wirkstoffgehalt werde immer höher, sagt Seeburg. Auch hier beteiligt sich die PI Haßfurt an verschiedenen Präventionskampagnen.