
Hinter Hammelburg liegt ein bewegtes Jahr. Im Gespräch mit dieser Redaktion blickt Armin Warmuth (CSU), seit 2014 Bürgermeister der ältesten Weinstadt Frankens, zurück und in die Zukunft: Was läuft gut in Hammelburg, was weniger? Und wo würde der 57-Jährige sich mehr Kompromissbereitschaft wünschen, um die Stadt weiterzuentwickeln?
Armin Warmuth: Mir geht es gut. Und ich würde sagen, dass es der Stadt auch gut geht. Wir haben ein erfolgreiches Jahr hinter uns gebracht, mit vielen Bauten und Projekten, die wir abschließen konnten. An zentraler Stelle das Bürgerhaus, das weiteren Schwung in die Stadt bringt. Das lässt sich besonders auch an den vielen neuen Nutzern unserer Stadtbibliothek festmachen. Wir können aber auch sehr stolz auf unsere vielen weiteren Einrichtungen und Angebote sein.
Warmuth: Die Bürgerhaus-Einweihung war ein Highlight. Auch die Feuerwehrhäuser für Obererthal, Gauaschach und Obereschenbach sind immense, aber zwingend notwendige Investitionen, die wir gestemmt haben. Ein emotionaler Höhepunkt waren für mich die Feierlichkeiten zur jetzt 50-jährigen Städtepartnerschaft mit Turnhout in Belgien.

Warmuth: Ich sehe diesen Boom schon. In den letzten Jahren haben wir viel angestoßen und umgesetzt. Das Schulzentrum wird eine wahnsinnige Aufwertung für die Stadt sein. Dafür bin ich dem Landkreis sehr dankbar. Bildungseinrichtungen sind weiche Standortfaktoren, auch für Menschen, die neu zu uns kommen. Aus der Entwicklung der bisherigen Schulgebäude und des dortigen Areals ergeben sich dann wieder neue, weitere Möglichkeiten.
Warmuth: Für die Stadt ist der Standort existenziell. Die Bundeswehr ist nach wie vor der größte Arbeitgeber in der Region. Was dort geschieht, ist auch extrem förderlich für die Wirtschaft. Mich freut besonders, dass am Standort auch regionale Unternehmen zugange sind. Mittelfristig sollen am Lagerberg mehrere Hundert Millionen Euro verbaut werden. Das ist großartig für den gesamten Standort Hammelburg. Wir haben einen sehr engen, freundschaftlichen Austausch. Die Bundeswehr und unsere Soldatinnen und Soldaten gehören einfach zu Hammelburg.

Warmuth: Bei einigen Projekten gestalten sich die Lösungsansätze nicht nur aus finanziellen Aspekten sehr schwierig. Zum Beispiel das ehemalige Kupsch-Gebäude. Für die Belebung der Bahnhofstraße wäre es wichtig, hier einen Investor zu finden, der etwas entwickelt. Auch die alte Volksschule ist ein Dauerthema. Ich hatte mir erhofft, dass wir dort betreutes Wohnen installieren könnten. Das geht aber nur mit ausreichend Kapazitäten. Dieses Vorhaben ist letztlich am Denkmalschutz gescheitert und wir müssen quasi von vorne anfangen. Das war für mich schon frustrierend. Uns fehlen betreute Wohnprojekte. Da haben wir großen Bedarf. Ich hoffe, dass wir zumindest im Bürgerspital bald Positives berichten können, wir arbeiten intensiv daran.
Warmuth: Ich bin vorsichtig optimistisch. Zumindest gibt es einen Interessenten, der sich zeitnah im Stadtrat vorstellen wird.
Warmuth: Der Stadtrat hat dem Abriss am 17. Juli mehrheitlich zugestimmt. Seitdem liegt der Ball beim Landratsamt. Das Landesamt für Denkmalpflege ist nach meinen Informationen kategorisch dagegen, dass das Gebäude abgerissen wird. Es ist eine schwierige Entscheidung, aber wir brauchen endlich eine Lösung dafür.

Warmuth: Das ist wohl wahr. Es ist kein neues, aber ein sehr schwieriges Thema und wird immer ein Stück weit polarisieren. Grundsätzlich haben die Stadt und ihre Entwicklung sehr vom Gewerbegebiet profitiert. Ein Großteil der Gewerbesteuereinnahmen resultiert daher und rund 800 Arbeitsplätze sind natürlich auch sehr elementar für unsere Stadt und die Region. Unmittelbar Betroffene vor Ort werden das natürlich zum Teil oder vielleicht auch vollkommen anders sehen.
Warmuth: Nach meiner Meinung wird es, egal wie der Stadtrat entscheidet, einen Bürgerantrag gegen diese Entscheidung geben. Insofern: Warum sollten es die Bürgerinnen und Bürger nicht gleich entscheiden? Ich wünsche mir bei der gesamten Diskussion allerdings einen fairen Umgang miteinander.
Warmuth: Ich denke, dass wir im Februar im Stadtrat die Bürgeranträge diskutieren und über das weitere Vorgehen entscheiden werden.

Warmuth: Was heißt glücklich? Wenn ich es aus Sicht der Stadt sehe, werden die Herausforderungen in den nächsten Jahren nicht weniger, ganz im Gegenteil. Es kommen immer mehr Dinge auf die Kommunen zu. Die derzeit schwierige wirtschaftliche Entwicklung geht an Hammelburg nicht vorbei, was die Gewerbesteuereinnahmen angeht. Nicht wenige, besonders in der Industrie, haben Sorge um ihren Arbeitsplatz. Auch unsere Einwohnerzahl nimmt in den letzten Jahren stetig ab. Insofern: Wenn Arbeitsplätze entwickelt werden können, wir Leute hier halten und auch neue bekommen wollen, bleibt nicht viel übrig, um die Stadt weiterzuentwickeln. Im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept, das im Jahr 2022 unter einem aufwendigen Beteiligungsprozess erarbeitet und vom Stadtrat einstimmig beschlossen wurde, ist dies auch so benannt.
Warmuth: Es gilt, an der Weiterentwicklung der Stadt zu arbeiten, sie weiterhin liebens- und lebenswert zu erhalten und nachhaltig zu gestalten. Dazu gehört, den Charme der Altstadt zu wahren. Aber auch, sie weiter attraktiv zu gestalten und für Belebung zu sorgen. Das trifft natürlich auch für die Ortskerne der Stadtteile zu. Dabei müssen wir auch neue Wege denken und gehen. Ich sehe das Spannungsfeld und alles Ringen und Bemühen, würde mir aber dennoch auch von Seiten des Denkmalschutzes manchmal mehr Kompromisse wünschen, um Dinge voranzubringen.
Warmuth: Ich freue mich auf bauliche Projekte und Investitionen, die wir umsetzen und tätigen werden. Und vor allem freue ich mich, wenn wir unsere Stadt gemeinsam weiter stärken und profilieren – in einem guten Miteinander und mit hohem, ehrenamtlichem Engagement. In meiner Wahrnehmung funktioniert das bei uns in Hammelburg und unseren Ortsteilen sehr gut, wofür ich allen, die sich engagieren, sehr dankbar bin. Ich freue mich auf die Begegnungen und den Austausch mit unseren Bürgerinnen und Bürgern und auf einen weiterhin guten Zusammenhalt. Es geht nur gemeinsam weiter voran und am Ende geht es ja immer um die Menschen, mit denen und für die man etwas gestalten kann.