
Der Vertrag - er ist ganz frisch unterschrieben. Seit Freitagvormittag darf Felix Karollus sich Pächter von Schloss Saaleck nennen. Oder besser: Pächter eines Teils davon. Der 36-jährige Thulbaer möchte ab dem ersten Quartal 2025 Hochzeitspaaren, Familien und Firmen im ehemaligen Pferdestall Gelegenheit zum Feiern bieten, aber auch öffentliche Veranstaltungen ausrichten. Ist das der Auftakt zu einer gastronomischen Wiederbelebung der gesamten Burganlage?
Am 12. Dezember 2021 öffnete das beliebte Hotel-Restaurant Schloss Saaleck zum letzten Mal. Susanne und Marcus Läbe als gastronomische Betreiber der Anlage konnten sich mit der Stadt Hammelburg nicht über eine Neugestaltung des bis Ende März 2022 laufenden Pachtvertrages einigen. "Schloss Saaleck ist ein sehr sensibles Objekt. So wie es heute ist, können wir nicht weitermachen", hatte Marcus Läbe damals gegenüber dieser Redaktion zu bedenken gegeben. Der Bedarf an Sanierung und Umbauten ist beträchtlich (wir berichteten).
Schicksal des Schlosses schon länger beobachtet
Felix Karollus verfolgt das Schicksal von Schloss Saaleck schon mindestens zwei Jahre. Der gebürtige Oberthulbaer, der für ein regionales Bauunternehmen arbeitet, nahm im November 2022 nach einer Ausschreibung erstmals mit der Hammelburger Verwaltung Kontakt auf. Allerdings hielt er die Idee der Stadt, im Bereich der Spectaculum-Bühne einen Bier- und Weingarten zu betreiben, für unwirtschaftlich. Das Geschäft wäre zu witterungsabhängig gewesen; sanitäre Anlagen fehlten in unmittelbarer Nähe. Man hätte erst aufwendig Strukturen für eine Gastronomie aufbauen müssen.
Im Mai 2023 reichte Karollus stattdessen sein Konzept für die Bewirtschaftung des Pferdestalls mit Hochzeiten, Familienfeiern, Firmenevents und diversen Festen ein. Dann musste er sich mehrere Monate gedulden.
Aufwendiger Genehmigungsprozess für Nutzungsänderung
"Dadurch, dass kein Pächter für das gesamte Schloss Saaleck da war, musste eine Nutzungsänderung eingereicht werden." Familie Läbe hatte neben dem Restaurant auch das Hotel betrieben, den Pferdestall als Veranstaltungsraum bewirtschaftet.
Das Verfahren zieht sich hin, der Denkmalschutz und andere Behörden müssen prüfen und ihr Okay geben. Doch mit der Genehmigung steht fest: Felix Karollus darf den Pferdestall nach dem Jahreswechsel gastronomisch betreiben. Ab wann im ersten Quartal genau, da will sich der 36-Jährige nicht festlegen. Erst müssen kleinere brandschutztechnische Umbauten abgearbeitet werden. Und dann wolle er die beiden hohen Veranstaltungsrume auch noch herrichten. Mobiliar wie Tische, Stühle und eine Theke müssten besorgt, Kühlmöglichkeiten bereitgestellt werden.
Viele Jahre Erfahrung im "Gastro-Kollektiv"
Zwölf Jahre war der Thulbaer im jetzigen "Gastro-Kollektiv" mit Sitz in Bad Kissingen und Schweinfurt unterwegs. Das heißt, er plante gemeinsam mit anderen Veranstaltungen, setzte sie mit um und kümmerte sich um deren "Abendleitung". "Für mich ist das jetzt die Chance, sich wieder im gastronomischen Bereich zu bewegen", sagt Karollus zuversichtlich.
Natürlich will er den Sprung ins Nebengewerbe Schloss Saaleck nicht allein wagen. Er kooperiert mit dem Top-Eventservice, einem "Eventausstatter" aus Stangenroth. Dieser könne "von A bis Z alles bedienen", stelle unter anderem Mobiliar, Geschirr, aber auch Catering bereit.
Zusammenarbeit mit Hammelburger Weingütern
Von der Do-it-yourself-Veranstaltung bis zum High-end-Service sei bei seiner "Saaleck-Event-Kultur"-Firma alles möglich, so Karollus; Kunden könnten sich mehr oder weniger Module heraussuchen. Über eine Homepage, die demnächst online geht, könnten Interessenten den alten Pferdestall anfragen, sich über die Angebote informieren und buchen. Weinfeste, Federweißenabend und ähnliches möchte der neue Pächter zusammen mit den Hammelburger Weingütern Müller und Ruppert organisieren.
Was macht ihn zuversichtlich, mit seinem Konzept Erfolg zu haben? "Hier in der Region sind die Locations begrenzt", meint er und: "Jede Braut möchte doch sagen können: Ich habe auf einem Schloss geheiratet." Das Ambiente mit der Burganlage und den Weinbergen sei einmalig und viel zu schade für Hammelburg und seine Umgebung, wenn es nicht genutzt werde.
Kein Interesse an früherer Gaststätte und Hotel
Die frühere Gaststätte schräg gegenüber und vielleicht sogar das Hotel will der Thulbaer aber nicht wiederbeleben. "Ich möchte lieber erstmal kleine Brötchen backen."