Im Stadtteil Westheim wird die gute Lage immer mehr zum Fluch: Rund eineinhalb Kilometer von der Autobahnabfahrt Hammelburg entfernt sind Gewerbeflächen begehrt. Die drei bestehenden Gewerbegebiete umfassen bereits jetzt mehr als 40 Hektar, während das Dorf nur rund 31 Hektar für Wohnbebauung hat.
Umso kritischer sehen viele Westheimerinnen und Westheimer, dass nun das Gewerbegebiet IV nördlich der Kreisstraße am Längberg geplant ist. In einer Bürgersprechstunde vor der Stadtratssitzung am Mittwochabend hagelte es viel Kritik.
Für kommenden Donnerstag, 11. Mai, hat Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) eine umfassende Information im Rahmen der Bürgerversammlung angekündigt. Bauunternehmer Patrick Bindrum will zusätzlich kommende Woche direkt in Westheim Sprechstunden anbieten.
Bürgermeister verspricht Transparenz
Bindrum, der selbst für die CSU im Stadtrat sitzt, und Projektleiter Matthias Knoblauch stellten Details zur geplanten Erweiterung im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung vor. „Ich kann Ihnen die Sorge nehmen, dass jetzt vor der Bürgerversammlung Beschlüsse gefasst werden“, beruhigte Bürgermeister Armin Warmuth die Westheimer Besucherinnen und Besucher der Sitzung. Er versprach, dass bei der Bürgerversammlung alle Informationen weitergegeben werden, die der Stadtrat vorab erhielt.
Sowohl Bürgermeister Warmuth als auch Investor Patrick Bindrum verweisen darauf, dass die Erweiterung des Westheimer Gewerbegebietes im Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) vorgeschlagen wird, das der Stadtrat bereits beschlossen hat. Laut Matthias Knoblauch ist darin sogar eine Fläche von 28 Hektar eingezeichnet, von der Feuerthaler Kreuzung bis auf die Gemarkung Elfershausen.
100 Meter Abstand zur Kapelle
Überplant seien nun allerdings nur rund 17 Hektar. „Das ist der äußerste Zipfel der Gemarkung, und wir halten hundert Meter Abstand von der Kapelle“, betont Bindrum, und: „Wir übernehmen alle Planungs-, Erschließungs- und Unterhaltskosten.“
Weder Stadt noch Landkreis würden irgendwelche Kosten entstehen, trotzdem bleibe die gesamte Planungshoheit bei der Kommune. Klar sei auch, dass Bindrum bei Beschlussfassungen zu dem Projekt als Stadtrat ausgeschlossen sei.
Christian Volpert befürchtet, dass sich „Westheim zu einem Industriedorf entwickelt“. Es gebe bereits jetzt kaum Ausdehnungsmöglichkeiten, weil auf der einen Seite der Hochwasserschutz , auf der anderen die Gewerbegebiete weitere Wohngebäude verhinderten. Das Dorf sei „dem Tode geweiht“, befürchtet er den Wegzug der jüngeren Einwohnerinnen und Einwohner.
Von einer „Riesenbelastung“ durch die benachbarte Industrie berichtete Wilfried Schicker. Die Geruchsbelästigung sei ständig vorhanden, vor kurzem sei noch ein Brand dazugekommen, über den Schicker Aufklärung forderte: „Niemand weiß, was da los war.“ Auch Schicker befürchtet, dass Kinder und Enkel aus Westheim wegziehen.
„Eine Stadt muss leben, ganz klar, aber die Lasten bleiben bei uns hängen“, wies Elmar Volpert auf Umweltbelastungen und zugemüllte Straßengräben hin. Volperts Behauptung, dass aus dem Gewerbegebiet Westheim zudem nicht viel Gewerbesteuer fließe, widersprach Bürgermeister Warmuth vehement. Er könne wegen des Steuergeheimnisses keine Details nennen, aber die Einnahmen seien wichtig für die Stadt.
Die zweifache Mutter Anne Roider sprach zudem an, dass es für die Westheimerinnen und Westheimer wenige Möglichkeiten gebe, in die Natur zu gehen. Bei Hochwasser bleibe nur der Weg Richtung Kapelle. „Wir sind ja jetzt schon eingekesselt“, kommentierte sie die Situation.
Firmenname noch nicht genannt
Für die Bürgerversammlung in der kommenden Woche forderten die Westheimerinnen und Westheimer möglichst umfassende Informationen: „Sind überhaupt genügend Ausgleichsflächen vorhanden?“, fragte etwa Christian Volpert. Zudem solle die Änderung im Flächennutzungsplan in Karten dargestellt werden. Investor Patrick Bindrum kündigte volle Transparenz an.
Unter anderem sieht das Konzept eine rund 7800 Quadratmeter große Bürgersolaranlage vor, falls diese gewünscht sei. An der Straße könne auch eine kleinere Gewerbefläche separat erschlossen werden.
Im Wesentlichen soll aber ein großes Unternehmen dort angesiedelt werden. Die Bürger vermuteten, dass es eine Firma aus der Logistik Branche wird. Bindrum und Knoblauch nennen hier aber keine Details. Nur so viel: Sie seien in Gesprächen mit einem Unternehmen, das mehrere Hundert Arbeitsplätze schaffen wolle. Der Bebauungsplan soll aber so aufgestellt werden, dass die Projektentwicklung möglichst flexibel sei.