Trotz des hohen Bedarfs an betreutem Wohnen ist das Angebot in Hammelburg noch relativ übersichtlich. Das soll sich jetzt ändern. An der Berliner Straße starten Mitte des Jahres die Bauarbeiten für 83 Senioren-Apartments mit ein bis zwei Betten und einer Wohngemeinschaft mit 24 Plätzen. Doch das ist noch nicht alles: Auch für die frühere Volksschule in der Innenstadt gibt es nun konkrete Ideen.
Durch einen Umbau mit Sanierung und einer Erweiterung entlang der Stadtmauer könnten so an dieser Stelle mehr als 40 Plätze für betreutes Wohnen entstehen. „Es war uns ein Anliegen, dass wir mit dem prominenten Gebäude endlich mal was tun“, verdeutlicht Bürgermeister Armin Warmuth (CSU). Die Zahl der Plätze erklärt er so: „Es ist notwendig, dass eine entsprechende Anzahl zur Verfügung steht, um so ein Projekt überhaupt wirtschaftlich führen zu können.“
Sanierung der alten Volksschule ist schwere Aufgabe
Da die frühere Volksschule bereits seit langer Zeit unter Denkmalschutz steht, hat die Stadt Brückner & Brückner Architekten mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Durch den Umbau des Klosters Altstadt und der dazugehörigen Klosterkirche sind die Architekten Christian und Peter Brückner mit ihrem Team in Hammelburg bereits bekannt. Das Ergebnis hat sogar einige Fachpreise gewonnen, unter anderem die Auszeichnung beim Deutschen Architekturpreis.
„Bestehende beziehungsweise denkmalgeschützte Gebäude in eine neue Funktion zu bringen, ist unsere Leidenschaft“, erzählt Christian Brückner. Trotzdem sei die Aufgabe in Hammelburg alles andere als einfach. Um die bestmögliche Lösung für betreutes Wohnen in der Volksschule zu finden, habe sich sein Team deshalb erstmal intensiv mit der Geschichte des Ortes und dem Gebäude auseinandergesetzt.
Genau angesehen haben sie sich auch:
- die Lage in der Innenstadt
- die nähere Umgebung
- die umliegenden Höhen
- und die Räumlichkeiten des Denkmals.
„Wir befinden uns an der Schauseite von Hammelburg. Wenn man auf die Altstadt zufährt, sieht man die Schule“, ist sich Stephanie Sauer, Partnerin bei Brückner & Brückner Architekten, bewusst.
Gebäude in der Innenstadt gut als Wohnraum geeignet
Sie erklärt: Durch die frühere Struktur der Schule würden sich die Innenräume grundsätzlich gut für Wohnungen eignen. Die wesentlichen Wände könnten erhalten bleiben. Auch Dachgeschoss und Keller seien noch in einem guten Zustand und deshalb mit angemessenem Aufwand weiter nutzbar.
Gewünscht waren zwischen 18 und 25 Einzelzimmer sowie 23 bis 30 Wohnungen für zwei Personen. Zusätzlich mit eingeplant haben die Architekten einen Speisesaal mit kleiner Küche, ein Gemeinschaftszimmer, einen Sport- und Technikraum sowie mehrere Abstellräume.
„Ohne die Bausubstanz zu erweitern, bekommen wir allerdings nur ungefähr 16 Wohnungen in das Gebäude“, betont die Architektin. Durch den Einschub eines zweiten Stockwerkes wäre es möglich, die Anzahl nochmal zu erhöhen. „Wir würden die Decke zwischen Dach und erstem Obergeschoss herausnehmen und noch ein weiteres Geschoss hineinschieben“, erklärt sie.
Zweites Geschoss in Volksschule einschieben
Da die Decken im ersten Stock sehr hoch sind, wäre es möglich, einen Teil der jetzigen Raumhöhe für den zweiten Stock mitzunutzen. Bedeutet: Durch diese Idee würde sich das Gebäude lediglich um 1,50 Meter erhöhen. „Städtebaulich wäre das nach außen hin auf jeden Fall verträglich“, so die Architekten.
Eine solche Erweiterung sei wünschenswert, denn: „Es geht schließlich nicht nur um seniorengerechte Wohnungen, sondern wir müssen auch einen wirtschaftlichen Betrieb erreichen“, erklärt Brückner. Durch ein zweites Stockwerk würde sich die Zahl der Plätze auf ungefähr 25 Wohnungen erhöhen – die kleineren wären ungefähr 38, die größeren circa 50 Quadratmeter groß. Doch auch das sei von der 40 noch weit entfernt.
Neubau an das Stadtbild von Hammelburg angepasst
Ein großer Anbau oder eine noch höhere Silhouette der Volksschule standen nicht zur Debatte. Auch ein zusätzliches Haus habe an dieser Stelle nicht funktioniert. „Dann kam uns die Idee, vor die Stadtmauer zu gehen. Warum nicht das, was mal da war, nämlich die zweite Stadtmauer, wieder thematisieren“, fragt Brückner.
Sein Vorschlag: Ein zweigeschossiges Gebäude direkt am Weiher, vor der alten Stadtmauer. Besonders zu beachten sei hierbei allerdings, sich dem Ambiente der Altstadt anzupassen und mit der Klaviatur der Geschichte zu arbeiten.
Als Sinnbild spricht Brückner von einer Kombination aus alter Wehrmauer, Haus und Landschaft. „Uns war außerdem wichtig, dass die alte Volksschule in ihrer Erscheinung kein dreistöckiges Gebäude wird, da viele Gebäude in der Umgebung nur zwei Stockwerke haben“, sagt der Architekt und fügt noch hinzu: „Der Neubau könnte sich bis zur Kirche weiterziehen.“ Dadurch könnte die Anzahl der Wohnungen sogar nochmal erhöht werden.
Ein Stadtbalkon in der Innenstadt für die Öffentlichkeit
Zusätzlich wäre es denkbar, aus dem Dach des neuen Gebäudes und dem Bereich der jetzigen Stadtmauer einen Stadtbalkon zu errichten, der auch von der Öffentlichkeit genutzt werden könnte. „Das hätte einen unglaublichen Mehrwert für alle Bürger.“ Denn dem Architekten ist wichtig: „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem sich alle Menschen wohlfühlen.“
Ob mit Aufstockung oder ohne ist im Detail noch abzustimmen. Die nächsten Schritte seien der Weg zur Regierung, um die Fördermöglichkeiten zu klären und das Ausloten, wie und in welcher Konstellation ein solches Projekt umsetzbar wäre.
Ein weiteres Projekt von Brückner & Brückner in der Region:
Diese Planung wird, sollte sie mit Arkaden realisiert werden, die historische Westansicht Hammelburgs regelrecht verschandeln.
Lasst bitte das Grün am Weiher bestehen, der grüne Hang zwischen dem Roten Schloss und der Stadtpfarrkirche ist nicht nur städtebaulich wichtig, er ist auch Brutstätte für Wasservögel.
Der Entwurf ist entsetzlich hässlich. Das geplante aufgesetzte Holzgeschoss hat keinerlei Bezug zur Historie der Stadt und der alten Schule, die nach dem Stadtbrand neu erbaut wurde.
Es ist absurd, im 21. Jahrhundert ein römisches Wehr- und Grenzkastell (das Hamulo Castellum) des im Niedergang befindlichen spätrömischen Reiches städtebaulich nachzuahmen.