Ernste Worte bestimmten den Auftakt zum gemeinsamen Jahresempfang 2024 der Bundeswehr-Dienstellen auf dem Lagerberg und der Stadt Hammelburg. "Heute haben wir uns bewusst für Flecktarn entschieden", erklärte Brigadegeneral Michael Matz die Kleiderordnung der Soldatinnen und Soldaten. Diese, so der General, sei der Weltlage geschuldet.
Nach dem offiziellen Teil des Empfangs in der Weinscheune des Bundeswehrdienstleistungszentrums kam trotz aller Nachdenklichkeit zwischen Soldatinnen und Soldaten und zahlreichen Vertretern des öffentlichen Lebens eine gewisse Ausgelassenheit auf. Die Gäste feierten den seit Jahrzehnten bewährten Schulterschluss zwischen Zivilgesellschaft und Militärs.
General Matz beschrieb die Folgen der 2022 erklärten Zeitenwende für den Standort. Eine Vielzahl von Beschaffungsmaßnahmen seien seitdem initiiert und "sehr langsam erreichen die ersten Ausrüstungsgegenstände den Lagerberg", so Matz. Von einer Vollausstattung für eine Kriegstauglichkeit zur jetzt wieder im Fokus stehenden Landesverteidigung sei die Bundeswehr noch weit entfernt. "Bei uns hier auf dem Lagerberg sieht es jedoch nicht ganz so schlecht aus", ergänzte der General.
Bundeswehrstandort in Hammelburg genießt bundesweites Ansehen
Für die Infanterieschule könnte sich im Rahmen der Entwicklung ein erweiterter Auftrag zur Ausbildung militärischer Führer der Heimatschutzkräfte ergeben. In seinem Verantwortungsbereich sei der Bewusstseinswandel mehr in Richtung Landesverteidigung weiter fortgeschritten.
Aber dies könne nicht nur Aufgabe der o,3 Prozent der Bevölkerung sein, die sich durch den Dienst bei der Bundeswehr verpflichtet haben. "Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", mahnte Matz. In der Region sei das Miteinander vorbildlich. "Die Infanterie spricht weiter frängisch", beschrieb Matz das bundesweite Ansehen des Standortes.
Mit Unterstützung der Regionalpolitiker sei in der Saaleck-Kaserne einiges bewegt worden. So stehe am 4. Juli das Richtfest an fünf neuen Unterkunftsgebäuden an. Ab dem ersten Quartal 2025 soll dann der Probebetrieb laufen. Im März wurde mit dem Bau weiterer 1300 Unterkünfte begonnen. Im vierten Quartal 2025 soll die neue Hallenschießanlage in Betrieb genommen werden. "Ein Quantensprung im Bereich der Schießausbildung", weil diese unabhängig von äußeren Einflussfaktoren mache und die Geräuschemissionen verringere.
Viele Kooperationen zwischen Bundeswehr und der Stadt Hammelburg
"Sie treten für das Land und die Sicherheit ein und sind dafür auch bereit, ihr Leben einzusetzen", würdigte Bürgermeister Armin Warmuth den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten: "Dafür kann man nicht genug danken." Er dankte auch dafür, dass sich die Soldaten in der Stadt einbringen. Er verwies auf viele Kooperationen – wie auch den kommenden Blaulichttag am 20. Juli, den er als "große Sicherheitsshow" betitelte.
2200 Dienstposten und Investitionen im dreistelligen Millionenbereich drückten die Bedeutung der Truppe in der Region auch als Wirtschaftsfaktor aus. "Ich freue mich sehr, dass die Baumaßnahmen am Lagerberg an Fahrt aufgenommen haben", sagte Warmuth.
Was dem Hammelburger Bürgermeister Mut macht
Warmuth ging im Zusammenhang mit der fragilen Sicherheitslage auch auf Hetzer und Spalter ein, die die Demokratie gefährden. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Demonstration gegen Rechtsextremismus im Februar auf dem Marktplatz mit 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, der am 8. Mai eine weitere für eine lebendige Demokratie folgen soll. "Das macht Mut", so Warmuth. Eine große Bedeutung habe die Europawahl am 9. Juni. Kurz vorher werden zum Partnerschaftsjubiläum rund 800 Hammelburger nach Brüssel und in die belgische Partnerstadt Turnhout aufbrechen.
Anschließend verlieh Warmuth Brigadegeneral Matz, der kommendes Jahr in den Ruhestand geht, die städtische Bürgermedaille. Kaum länger als ein anderer seiner Vorgänger ist Matz seit fünf Jahren am Lagerberg stationiert. Als "Herzensanliegen" pflege Matz die Kontakte zur Stadt. Zudem habe er sie durch Einladung internationaler Gäste stark ins Bewusstsein gerückt und seinen Beitrag zur Aufwertung der Infanterieschule geleistet.
Fragen der Gäste zu einem Pflaster auf seiner Stirn kam Brigadegeneral Matz in seiner Ansprache zuvor. Er habe bei einem Truppenbesuch in der Schweiz ein Scharfschützengewehr ausprobiert, schilderte er sein Malheur humorvoll. Durch einen Defekt am Rückstoßdämpfer habe er nach erfolgreichen Schüssen das Okular auf die Nase bekommen.
In geselliger Runde gab es anschließend lebhafte Gespräche. Für den musikalischen Rahmen sorgte die StoV-Kapelle aus Beschäftigten des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums.