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Basketball: Bundesliga
s.Oliver bleibt Hauptsponsor der Würzburger Basketballer
Am Sonntag startet der Bundesligist bei Titelverteidiger München in die Rückrunde. Zeit für eine Hinrundenbilanz - und einen Blick nach vorne.
Denis Wucherer: „Durch mehr Spiele wären wir auch als Mannschaft besser.“
Foto: Silvia Gralla | Denis Wucherer: „Durch mehr Spiele wären wir auch als Mannschaft besser.“
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 22.08.2022 17:03 Uhr

Zehn Siege, sechs Niederlagen, Rang sechs, die jüngsten drei Spiele gewonnen, nur zwei Erfolge weniger als der Tabellenzweite Ludwigsburg: Es lief in der Hinrunde erstaunlich gut bei Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg. Zeit also, vor dem Start in die Rückrunde an diesem Sonntag (15 Uhr) bei Titelverteidiger und Spitzenreiter FC Bayern München mit Trainer Denis Wucherer eine kleine Bilanz zu ziehen - und einen Blick in die Zukunft zu wagen. Antworten auf die aktuell drängendsten Fragen rund um die Baskets:

Die Bilanz klingt gut, es wäre sogar noch ein wenig mehr dringewesen. Wie zufrieden ist der eigentlich nie wirklich zufriedene Trainer?

Wucherer ist es gelungen, in seinen eineinhalb Jahren in Würzburg seine Handschrift deutlich erkennbar zu machen. Seine guardlastige Spielphilosophie mit viel flotter Ballbewegung, schnellem Passspiel und auf möglichst vielen Spielern verteilten Punkten ist oft attraktiv. Es machte häufiger Spaß, den Baskets zuzuschauen, jedenfalls häufiger als vor Wucherer. Der Trainer sagt: "Beim Blick auf die Tabelle sind wir natürlich überm Soll. Zehn Siege und nur sechs Niederlagen sind für einen Verein wie Würzburg mit seinen finanziellen Möglichkeiten, mit dem Budget, das wir für Spieler haben, nicht normal. Das kann man vielleicht erwarten und einplanen bei Vereinen wie Oldenburg, Ulm oder Bonn. Aber bei Vereinen wie Crailsheim, Vechta oder uns ist das außergewöhnlich. Und das spricht dafür, dass wir auf einem guten Weg sind. Aber es ist ja erst die Hälfte der Runde gespielt."

„Es ist eine ganz wichtige Phase für den Verein, in welche Richtung es geht.“
Baskets-Trainer Denis Wucherer
Ziel ist es, in die Play-offs zu kommen. Klappt das?

Die Chancen stehen jedenfalls nicht schlecht. Gelingt es den Baskets, ihre Form zu konservieren und - wie von ihrem Trainer gefordert - noch eine Schippe draufzulegen, werden sie nicht Anfang Mai in Urlaub fahren. Wucherer sagt: "Ich glaube, dass wir auch die Rückrunde mindestens solide bestreiten werden. Die Mannschaft ist so gefestigt und hat so viel Qualität und auch Erfahrung, Erfahrung aus der letzten Saison und auch aus dieser, in der wir viele enge Spiele gewonnen haben, dass wir auch weiterhin Partien gewinnen werden. Andererseits arbeiten wir seit Wochen sehr hart daran, das Team auf das nächsthöhere Level zu bringen. Das ist teilweise zäh und mühsam. Wir wollen den Ball noch besser bewegen. Und der bewegt sich eben schneller, wenn er in der Luft ist und nicht an der Hand des Spielers klebt oder gedribbelt wird. Wir geben da nicht auf, weil wir davon überzeugt sind, dass in der Mannschaft noch mehr Potenzial steckt. Um dann am Ende eben nicht nur um die Play-offs mitzuspielen, sondern - im Idealfall - in den Play-offs dann auch ein ernstzunehmender Konkurrent zu sein. Aber da liegt noch ein bisschen Arbeit vor uns."

Die Geduld zahlte sich aus: Junior Etou hat als Neuzugang eingeschlagen.
Foto: Heiko Becker | Die Geduld zahlte sich aus: Junior Etou hat als Neuzugang eingeschlagen.
Wucherers Personalplanung ist im Sommer durch Verletzungen früh über den Haufen geworfen worden. Haben die Nachverpflichtungen eingeschlagen?

Auf jeden Fall! Und das ist keinesfalls selbstverständlich, wie etwa die Erfahrungen unter Dirk Bauermann bewiesen. Victor Rudd, Junior Etou und Luke Fischer sind inzwischen wichtige Pfeiler im Basketsspiel. Einzig noch offene Vertragsfrage in dieser Saison ist die Situation von Rudd, der bis Ende März Vertrag hat. Die Genesung des langzeitverletzten Brekkott Chapman macht Fortschritte. Sinnvoll wäre es, mit beiden in den Endspurt zu gehen. Wucherer lächelt: "Das wäre sinnvoll, ja. Aber ob unsere Finanzen das hergeben, ist eine andere Frage. Wir haben sehr gut gehaushaltet und weniger ausgegeben als ursprünglich geplant. Nur so konnten wir auch die Nachverpflichtungen tätigen."

Kapitän Cameron Wells (vorne) will die Baskets in die Play-offs führen.
Foto: Heiko Becker | Kapitän Cameron Wells (vorne) will die Baskets in die Play-offs führen.
Der bisherige Erfolg weckt Begehrlichkeiten der Konkurrenz. Für Cameron Wells trudelten zuletzt zwei Angebote ein. Die Baskets verweigerten die Freigabe. War das klug?

Sehr klug! Wells ist in der Form seines Lebens und spielt eine überragende Saison. Ohne den 31-jährigen Texaner stünden die Baskets nicht dort, wo sie stehen. Wucherer: "Cam hat ganz klar signalisiert, dass er mit uns den Weg weitergehen und die Mannschaft in die Play-offs führen will. Und auch wenn er in den letzten vier Monaten der Saison woanders deutlich mehr Geld hätte verdienen können, wollte er nicht wechseln. Er weiß natürlich auch, dass er gerade seinen Marktwert in die Höhe spielt und dann im Sommer in Ruhe eine gute Entscheidung für sich treffen kann." Und wie wahrscheinlich ist es, dass Wucherer auch eine sechste Saison mit seinem Spielmacher verbringt? Wucherer grinst und sagt: "Sehr unwahrscheinlich."

Auch Wucherers Vertrag bei den Baskets läuft am Saisonende aus. Wie wahrscheinlich ist es, dass der Trainer bleibt?

Sehr schwierige Frage! Es scheint, als stünden die Chancen derzeit etwa bei Fifty-Fifty. Entscheidend wird sein, ob der Verein ihm eine Perspektive aufzeigen kann, sich dauerhaft in den Play-off-Rängen zu etablieren. Wucherer hat sich in seinen vier Jahren in Gießen und nun auch in Würzburg Status und Ruf erarbeitet, der ihn auch für wesentlich namhaftere Klubs interessant macht. Und er ist ehrgeizig genug, nach oben kommen zu wollen. Der 46-Jährige macht den Anschein, dass es ihm nicht zu allervorderst auf den Verdienst ankommt - wobei er selbstverständlich auch Profi genug ist, entsprechend lukrative Angebote dann auch anzunehmen. Das Gesamtpaket muss stimmen. Er sagt: "Es ist zur Zeit eine ganz wichtige Phase für den Verein, in welche Richtung es gehen wird. Auch was die neue Arena angeht. Das wird nicht irgendeine Halle, wenn sie denn kommt. Das wird - Stand heute - eine sensationelle Nummer." Gerade werden im Hintergrund wichtige Gespräche geführt, "und dann kann man sich ja überlegen, ob es mit mir weitergeht oder nicht".

Animationen, wie es in der geplanten Multifunktionsarena in Würzburg aussehen könnte, gibt es schon.
Foto: Arena Würzburg Projektgesellschaft | Animationen, wie es in der geplanten Multifunktionsarena in Würzburg aussehen könnte, gibt es schon.
Apropos Halle. Die ist essenziell für die Fortentwicklung des Klubs. Kommt sie denn wirklich? 

Zwischenzeitlich schien es, als sei dies keine Frage des ob mehr, sondern nur noch eine Frage der Zeit. Inzwischen scheint das Projekt aus verschiedenen Gründen ein wenig ins Stocken geraten zu sein. Das Beispiel Ulm zeigt, was möglich ist durch eine neue Heimstätte. Die Schwaben haben durch ihre 6000er-Arena nicht nur dank der stets ausverkauften Spiele, sondern vor allem durch die viel größeren Marketingmöglichkeiten (Stichwort VIP-Logen) einen enormen Schub bekommen. Diesen Schub wird eine neue Halle kaum bringen, wenn die Mannschaft eher gegen den Abstieg kämpft, weil das Budget nicht mehr hergibt. Wucherer sagt: "Das muss man gut vorbereiten, damit eine solche Arena dann auch den erwarteten und erhofften Push bringen kann. Und dafür sind die nächsten zwei Jahre essenziell wichtig für den Klub. Der Verein ist an einem Punkt und steht vor der großen Aufgabe, dass er entscheiden muss, ob er das vernünftig vorbereiten kann und will oder eben nicht."

Vorbereiten heißt in diesem Fall, sich nicht nur als Achter in die Play-offs zu mogeln und dann gleich rauszufliegen, sondern im Idealfall auch eine echte Chance aufs Halbfinale zu haben. Wie realistisch ist das?

Derzeit benötigt man für diese Vorstellung noch etwas Fantasie, klar. Ziel sollte sie dennoch bleiben. Wucherer: "Erst mal werden wir bestimmt kein Budget haben, mit dem man realistischerweise das Halbfinale anpeilen kann. Das kannst du in Bamberg oder Oldenburg, bei Klubs, die das Doppelte, Dreifache oder auch Fünffache für ihre Mannschaften ausgeben. Da sind wir noch lange nicht."

Der Vertrag von s.Oliver mit dem Verein als namensgebender Hauptsponsor läuft zum Saisonende aus. Wie geht es weiter?

Das wird spannend. Ohne das Geld dieses oder eines anderen Hauptsponsors werden die ambitionierten Vorhaben des Klubs Luftschlösser bleiben. Und ohne das - zumindest emotionale - Zugpferd Baskets sinken auch die Chancen auf eine neue Arena drastisch. Was dem Klub sicher etwas Mut machen kann: Ohne weitere Details wie etwa Vertragslaufzeit oder Angaben über Aufstockung oder Senkung der Sponsorleistung zu nennen, teilte das Rottendorfer Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion mit: "s.Oliver wird den Vertrag als namensgebender Hauptsponsor mit dem Würzburger Basketballteam für die kommende Saison verlängern." Der Klub ist natürlich happy. Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler sagt: "Wir freuen uns sehr über die Absicht von s.Oliver, den Vertrag zu verlängern. Die Details werden gerade ausgearbeitet."   

Nils Haßfurther (links) und Joshua Obiesie bekommen derzeit - auch laut ihrem Trainer - zu wenige Spielminuten.
Foto: Thomas Brandstetter | Nils Haßfurther (links) und Joshua Obiesie bekommen derzeit - auch laut ihrem Trainer - zu wenige Spielminuten.
War die Entscheidung gut, auf die Teilnahme am internationalen Wettbewerb zu verzichten? 

Blickt man auf die Tabelle und die Erfolge dieser Runde, könnte man auf die Idee kommen: Ja, weil viele enge Spiele aufgrund der zusätzlichen (Reise-)Strapazen womöglich nicht gewonnen worden wären. Glaubt man Trainer und Akteuren: dann aus mehreren Gründen nein! Spieler spielen lieber, als dass sie trainieren. Wucherer: "Wir haben nicht das Gefühl, dass uns das zusätzliche Training unbedingt hilft. Spiele würden uns mehr helfen." Vergangene Saison waren Englische Wochen die Regel. In dieser sind es spielplanbedingt wochenlange Pausen. "Das Frustrationsniveau steigt", sagt Wucherer, dem es vor der nächsten zweieinhalbwöchigen Unterbrechung ab Mitte Februar graust. Weiterer Punkt: "Es wäre schön, wenn wir mehr Spielminuten zu verteilen hätten, dann kämen etwa auch unsere Youngster Joshua Obiesie und Nils Haßfurther auf mehr Zeit auf dem Parkett, was sie voranbringen würde. Durch mehr Spiele wären wir auch als Mannschaft einen Schritt weiter und besser. Da wäre es auch egal, ob wir in der Liga dann bei 10:6 stünden oder vielleicht bei 9:7."

Gastspiel beim Klassenprimus
Basketball-Bundesliga
FC Bayern München - s.Oliver Würzburg
(Sonntag, 15 Uhr, Audi Dome)
Gemeinhin wird behauptet, dass die Partie beim Klassenprimus die einfachste der ganzen Saison sei. Weil die Erwartungen so viel tiefergelegt sind und die meisten annehmen, dass nicht mal ein Blumentopf zu gewinnen sei. Baskets-Trainer Denis Wucherer widerspricht dem: "Es wird nicht einfacher als in Göttingen oder gegen Vechta. Aber natürlich ist es eine Hausnummer für uns." Und außerdem haben die Würzburger ja schon einmal bewiesen, dass sie auch in der Landeshauptstadt für eine Überraschung sorgen können: Es war Freitag, der 13. Oktober 2017, als die Baskets mit Trainer Dirk Bauermann und Nationalmannschaftskapitän Robin Benzing, beide einst in Münchner Diensten, bei den Bayern einen 22-Punkte-Rückstand aufholten und fast schon sensationell mit 84:76 gewannen. Ob bei den Baskets Felix Hoffmann und Victor Rudd mitwirken können, entscheidet sich erst noch: Sie sind im Training umgeknickt. Junior Etou weilte die Woche über wegen eines privaten Trauerfalls in Paris, soll aber rechtzeitig wieder in Würzburg eintreffen.
Am Donnerstagabend in Mailand (78:79-Niederlage nach 20-Punkte-Führung). Am Sonntag gegen Würzburg. Am Dienstag in Lyon-Villeurbanne. Am Freitag gegen Valencia. Am Sonntag gegen Gießen. Am Dienstag in Göttingen. Das Programm des deutschen Meisters ist dank der Euroleague-Teilnahme mit insgesamt sechs Partien in 13 Tagen stramm und würde in anderen Sportarten vermutlich einen heftigen Arbeitskampf auslösen. Ob das ein Vorteil für Würzburg ist, wird sich zeigen. 
 
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