Von Stefan Mantel
BASKETBALL
Bundesliga Männer
s.Oliver Würzburg –
Basketball Löwen Braunschweig
(Freitag, 20.30 Uhr, s.Oliver Arena)
Ein Unglück kommt selten allein, sagt ein altes Sprichwort. Victor Rudd konnte vergangene Woche im Rahmen des Auswärtsspiels von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg (8. Platz/16:12 Punkte) bei Rasta Vechta ein Lied davon singen. Nicht nur, dass der US-Amerikaner letzten Freitag wie sein Landsmann und Teamkollege Luke Fischer mit einem Magen-Darm-Infekt passen und daheim das Bett hüten musste. Die knappe 87:89-Niederlage, als sein Team erst einen 18-Punkte-Rückstand aufgeholt, mit dem letzten Wurf aber dann doch den möglichen Sieg vergeben hatte, wirkte ebenfalls nach. "Ich habe die Partie auf meinem Smartphone im Liveticker verfolgt. Oh Mann, zur Genesung haben der Spielverlauf und das Ergebnis vermutlich nicht beigetragen", sagt Rudd rückblickend und kann darüber inzwischen schmunzeln. Denn nur zwei Tage später, beim 100:93-Sieg gegen Bonn, war der 28-Jährige schon wieder an Bord. Körperlich noch geschwächt, aber mit wichtigen Impulsen, gerade im Schlussabschnitt, als ihm sein Cheftrainer Denis Wucherer einen "sehr erwachsenen Auftritt" bescheinigte, war er einer der Sieg-Garanten. "Mir geht’s gut, ich fühle mich sehr wohl", sagt Rudd, und bezieht dies nicht nur auf seinen aktuellen Gesundheitszustand. "Die Entscheidung für Würzburg war genau die richtige."
Vielseitiger Power Forward
Seit Mitte Oktober, als Nachverpflichtung für den Langzeit-Verletzten Brekkot Chapman geholt, steht der 2,06-Meter-Mann aus Los Angeles/Kalifornien im Kader der Baskets – und lobt "die erstklassigen Trainingsmöglichkeiten und das ambitionierte Programm" in der Domstadt. Erstaunlich, dass ein Korbjäger mit seiner Vita nicht bereits zu Saisonbeginn bei einem anderen Klub untergekommen war. Schließlich spielte der Power Forward unter anderem 2016/17 beim israelischen Serien-Meister und Top-Klub Maccabi Tel Aviv und stand im Frühjahr 2018 mit ZSKA Moskau im "Final Four" der EuroLeague, der Königsklasse des europäischen Basketballs. "Es gab natürlich einige Anfragen, aber das hat aus verschiedenen Gründen nicht gepasst. Ich habe auf die für mich optimale Gelegenheit gewartet, und die habe ich hier gesehen", sagt Rudd, dessen Rolle im Team von Denis Wucherer nicht auf eine singuläre Aufgabe beschränkt ist. "Ich tue das, womit ich dem Team am meisten helfen kann. Bisher ist es weniger das Scoren, dafür sind andere im Team da. Aber ich mache andere Dinge, die nötig sind", umreißt das 111-Kilogramm-Kraftpaket seinen Aktionsradius. Seine Vielseitigkeit bewies er unter anderem im vorletzten Heimspiel beim 92:88-Erfolg nach Verlängerung gegen Crailsheim, als er acht Rebounds einsammelte, sieben Korbvorlagen verteilte und zwei Blocks verzeichnen konnte.
Ursprünglich bis zum Spiel an diesem Freitag gegen die Basketball Löwen Braunschweig (10./10:14) war Rudds Vertrag befristet. Mittlerweile haben die Würzburger den Kontrakt bis Ende März verlängert – mit der Option, den US-Flügelspieler bis Saisonende an sich zu binden. Denn sein ganzes Potenzial hat der mit konditionellen Defiziten im Herbst in der Domstadt eingetroffene "Big Man" bislang nicht ausgeschöpft, ist sich Wucherer sicher: "Es fehlt noch ein bisschen, was sicher auch die Nachwehen des Sommers sind, in dem er etwas zu wenig gemacht hat. Aber die Mannschaft ist auch gefordert, ihn offensiv stärker einzubinden und ihm den Ball öfter so zukommen zu lassen, dass er damit auch etwas anfangen und erfolgreich verwerten kann." Das ohnehin schon variable Angriffsspiel der Baskets würde dann um eine weitere Facette reicher werden.
Kurzurlaub in der Heimat
Nach der Freitagsbegegnung werden die Baskets angesichts der dreiwöchigen Pause bis zum Hinrunden-Abschluss bei Aufsteiger Hamburg (Samstag, 25. Januar) eine Woche trainingsfrei haben – was ein Großteil für einen Kurz-Urlaub in der Heimat nutzen wird. Auch Rudd wird in die USA fliegen, um seinen fünfjährigen Sohn Victor III. zu besuchen. "Am Samstag geht der Flieger. Ich freue mich auf’s Wiedersehen."