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WÜRZBURG
Die neue Halle kommt (immer näher)
So oder so ähnlich könnte die geplante Multifunktionshalle in Würzburg nach Ansicht des mit der Vorplanung beauftragten Architekturbüros innen einmal aussehen.
Foto: Animationsgrafik: vision4venue | So oder so ähnlich könnte die geplante Multifunktionshalle in Würzburg nach Ansicht des mit der Vorplanung beauftragten Architekturbüros innen einmal aussehen.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:36 Uhr

Wird ein großes (Bau-)Projekt ausgerufen, und hört man dann länger nichts mehr davon, kann das meist nur zwei Ursachen haben. Entweder die Pläne wurden zur Seifenblase, die geplatzt ist, und das hochtrabende Vorhaben soll möglichst geräuschlos beerdigt werden. Oder es wird im Hintergrund mit Nachdruck daran gearbeitet, und die Planer fürchten, zu früh zu viel Öffentlichkeit könnte das Projekt gefährden.

Erstes war in den vergangenen Jahrzehnten bei den Träumen, in Würzburg eine moderne multifunktionale Halle zu errichten, mehrfach und immer der Fall. Vollmundige Ankündigungen von einer neuen Arena waberten durch die Domstadt – kurze Zeit später hörte man nichts mehr davon.

Ziele: Baurecht noch 2018, Baubeginn 2019

Das Zweite ist nach Informationen dieser Redaktion jetzt der Fall. Offenbar mit Hochdruck wird an den Planungen für den Bau einer neuen Multifunktionsarena in Würzburg gepuzzelt, und die Botschaft, die viele Beteiligten derzeit in bisweilen auch nur vertraulichen Gesprächen vermitteln, lautet: Es geht voran. Das Projekt lebt. Ziel ist es, noch in diesem Jahr Baurecht zu schaffen, 2019 zügig mit dem Bau zu beginnen und die Halle im besten Fall im Herbst 2020 zu eröffnen.

Das komplexe Arenaprojekt befindet sich derzeit im sogenannten Bebauungsplanverfahren. Dabei regelt die Baubehörde – in diesem Fall die Stadt Würzburg – unter anderem die planungsrechtlichen Voraussetzungen für das Grundstück. Heißt: Die Kommune versucht gemeinsam mit der Gesellschaft, die die Halle errichten will, eine Situation zu schaffen, um die Baugenehmigung zu erteilen.

Die Stadt will die Halle mitfinanzieren

„Der Stadtrat wird noch vor der Sommerpause über die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans entscheiden können“, kündigt nun Stadtbaurat Christian Baumgart gegenüber dieser Redaktion an. Heißt: Das Gremium könnte noch im Juli die Weichen für die Aufstellung des Bebauungsplans stellen. Bedeutet: Schon Anfang nächsten Jahres könnten die ersten Bagger anrollen. Im Herbst vergangenen Jahres hatte Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt bereits versprochen, dass die Stadt den Bau der Arena mitfinanzieren will – mit einem „namhaften Betrag unterhalb der Hälfte der Baukosten“, so Schuchardt. Die Stadt will offenbar vor allem Zins und Tilgung eines nötigen Baudarlehens übernehmen.

Neben der Grombühlbrücke und hinter dem Hotelturm soll die neue Arena entstehen.
Foto: Animationsgrafik: Albert Speer + Partner | Neben der Grombühlbrücke und hinter dem Hotelturm soll die neue Arena entstehen.

Die Arena, deren Baukosten auf gut 30 Millionen taxiert werden dürfen, soll nahe dem Hauptbahnhof östlich der Grombühlbrücke hinter dem Hotelturm in der Schweinfurter Straße entstehen und je nach Nutzung – bei Basketballspielen gut 6000 Zuschauern, bei Konzerten mit unbestuhltem Innenraum – bis zu 7500 Besuchern Platz bieten. Die vor gut einem Jahr gegründete Zukunftsstiftung Würzburg hat einen zweistelligen Millionenbetrag für das Vorhaben zur Verfügung gestellt, und die von der Stiftung für den Bau gegründete Projektgesellschaft verfügt ebenfalls bereits über ein siebenstelliges Budget.

Wer hinter der Stiftung steht

Hinter der Zukunftsstiftung stehen vor allem zwei der erfolgreichsten Geschäftsmänner dieser Region: die gebürtigen Würzburger Bernd Freier und Michael Reizel. Der 71-jährige Freier ist Eigentümer des Bekleidungsherstellers und Handelskettenbetreibers s.Oliver mit Sitz in Rottendorf (Lkr. Würzburg) und weltweit 7400 Mitarbeitern. Der 53-jährige Reizel hat vor knapp zwei Jahrzehnten die BVUK.-Gruppe gegründet, mit der er Menschen vor allem gegen Berufsunfähigkeit versichert und betriebliche Altersvorsorge anbietet. Beide sind auch Sportsponsoren, sie unterstützen Würzburgs Bundesliga-Basketballer, Freier ist dort zudem alleiniger Gesellschafter, Reizel noch Präsident des Tennisclubs Weiß-Blau Würzburg. Und beide sehen sich als Anstifter, um weitere Förderer für das Projekt zu gewinnen und fordern dazu auf, sich zu engagieren. Nach Informationen dieser Redaktion finden derzeit Gespräche statt, in denen um Unterstützer geworben wird.

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„In den letzten drei Jahrzehnten gab es mehrere Anläufe zum Bau einer Arena in Würzburg. Jedes Mal gab es nachvollziehbare Gründe, warum aus dem Ziel, hier eine Multifunktionshalle zu errichten, nichts wurde. Diesmal soll es anders sein. Deshalb leisten wir nun einen ordentlichen Anschub für die Realisierung dieser Multifunktionsarena in Würzburg“, hatte Freier im vergangenen Jahr erklärt.

Besonderer Impuls für besonderes Vorhaben

Weil die gemeinnützige Stiftung kein elitärer Kreis erfolgreicher, millionen-, teils auch milliardenschwerer Geschäftsleute sein will, fordern die Stifter und alle weiter an dem Projekt Beteiligten dazu auf, sich zu engagieren. „Für so ein besonderes Vorhaben musste ein besonderer Impuls gesetzt werden. Wir Stifter handeln dabei ohne Eigeninteresse und sind dem Gemeinwohl verpflichtet“, hatte Reizel gesagt und betont, dass „wir in die Planungen zum Arena-Projekt bereits viel investiert haben.“

  • Warum eine neue Arena für die Region eine große Chance ist - ein Kommentar

Nötige Gutachten zur Geologie des Areals am Bahnhof, zur Verkehrs- und Umweltsituation liegen laut Thomas Oehler, dem Geschäftsführer der von der Stiftung mit dem Bau beauftragten Projektgesellschaft, zum größten Teil bereits vor, zum Teil entstehen sie gerade. „Wir freuen uns über das zielstrebige und professionelle Vorgehen der Verantwortlichen der Stadt Würzburg bezüglich der Aufstellung der Bauleitplanung“, sagt Oehler auf Nachfrage. Die Projektgesellschaft widme sich derzeit parallel unter anderem der Objektplanung, also der Ausgestaltung des Hallengebäudes selbst, arbeite Verträge mit dem Grundstückseigentümer aus und verfeinere das Betreiberkonzept und die Vermarktung.

Die Henne und das Ei

Das 21 000 Quadratmeter große Areal am Berliner Ring gehört seit Ende 2012 dem Würzburger Unternehmer Gerold Bader, der nach Recherchen dieser Redaktion der Stiftung das Grundstück in Erbpacht zur Verfügung stellen und sich auch in der Stiftung engagieren will. „Ich bin schon seit längerem detailliert in die Projektstruktur eingebunden und komme daher zu dem Schluss, dass die Chance zur Realisierung – auch bauseitig – so hoch ist, wie nie“, sagte Bader bereits im vergangenen Jahr.

„Im Sommer sollen Grundlagenermittlung und Vorplanung abgeschlossen sein“, sagt Oehler, „so dass daraufhin weitere Planungsleistungen beauftragt werden können.“ Übersetzt heißt das auch: Gibt der Stadtrat im Sommer grünes Licht, können Architekten mit detaillierteren Hallen-Planungen beginnen. „Man sollte erst Hurra schreien, wenn die Henne das Ei gelegt hat“, metaphert Oehler ein wenig und bittet gleichzeitig um Verständnis, noch nicht bis ins letzte Detail gehen zu können: „Wir halten uns mit endgültigen und finalen Aussagen bei einem solch komplexen Projekt sehr zurück, weil sich im laufenden Prozess noch viel ändern kann. Die Beteiligten konnten allerdings bislang mit allen Herausforderungen gut umgehen, so dass die Wahrscheinlichkeit weiter gestiegen ist, dass Würzburg bald eine Multifunktionsarena bekommen wird.“

Sport, Musik, Messen, Kongresse

Es drängt sich aktuell also der Eindruck auf, dass es inzwischen keine Frage mehr zu sein scheint, ob und wo Würzburg eine neue Halle bekommt – es geht offenbar allenfalls noch um die Details. Die Vorantreiber der Arena heben vor allem deren Multifunktionalität hervor, die weit über den Sport hinausgehen soll. Neben den Basketballern von Bundesligist s.Oliver Würzburg, die bei allen Plänen schon immer als zumindest emotionales Zugpferd einer neuen Halle dienten, spielen sicher auch die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe eine Rolle als möglicher Mieter. Bestimmt sind auch Boxkämpfe oder Ähnliches denkbar – aber noch viel häufiger sollen sich Musikanten aller Genres in der Halle die Klinke in die Hand geben. Messen, Kongresse, Tagungen, Verkaufsbörsen – all dies soll die Wirtschaftlichkeit des noch auszulotenden Betreiberkonzepts garantieren.

Das größte Problem solcher Multifunktionsarenen– das zeigt die Vergangenheit andernorts mehrfach – ist der Umstand, dass allzu hoch Baudarlehen während des Betriebs bedient werden müssen, was den Betreibergesellschaften häufig die Luft abschnürt. Das soll durch das Würzburger Stiftungsmodell vermieden werden. Da eine Stiftung gemeinnützig ist und Stifter – im Gegensatz zu Investoren – ohne eigene Rendite-Interessen handeln, könnte die neue Arena betrieben werden, ohne die Baukosten zurückzahlen zu müssen. Die Halle gehört der Zukunftsstiftung und der Projektgesellschaft, die sie an die Betreibergesellschaft vermietet, die die Auslastung organisiert. Erwirtschaftete Überschüsse sollen für gemeinnützige Projekte an die Stiftung zurückgeführt werden.

Lob vom erfahrenen Architekten

„Eine neue Multifunktionsarena in Würzburg und an diesem Standort wird den Veranstaltungskalender im weiten Umkreis beleben. Die nächstgelegenen Arenen liegen über 100 Kilometer entfernt und sind überdies in die Jahre gekommen“, sagt der Architekt Gerhard Hupfer, Geschäftsführer des Büros vision4venue, das von der Projektgesellschaft mit der Vorplanung beauftragt ist. Hupfer war früher Geschäftsführer bei einem internationalen Baugiganten, der unter anderem das Fußballstadion in Frankfurt um- sowie die Hallen in Ulm und Nürnberg gebaut hat.

Hupfer ist also ein erfahrener Mann, er sagt: „Mit unserer langjährigen Erfahrung im Planen, Bauen und Betreiben von Versammlungsstätten konzipieren wir die Arena in Würzburg mit größtmöglicher Funktionalität, um einen Veranstaltungsmix zu garantieren, der auf die Zukunft ausgerichtet ist. Von innen nach außen ist dabei unser Motto.“ Offenbar ist Hupfer also ein Freund des beliebten Design- und Architekturleitsatzes: form follows function. Die Form folgt der Funktionalität. Die Funktion steht über der Gestalt.

Eine der modernsten Arenen Deutschlands

Hupfer jedenfalls ist voll des Lobes über die Entwicklung: „Durch die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg und der Projektgesellschaft sind wir überzeugt, eine der modernsten Arenen Deutschlands zu gestalten.“

 
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  • K. K.
    wenn..... man auf Sand baut und

    die An- und Abfahrt so lange dauert wie manche Veranstaltung selbst ; dann kann man für das zusätzlich teure Geld des Eintritts in eine " Arena, unter der Grombühl-
    brücke, auch auf einen Besuch verzichten. Die geschäftlich erfolgreichen Sponsoren sollten doch am besten wissen: Zeit ist Geld.
    Baut das Ding ins Gelände der Faulenbergkaserne und dann sieht alles viel besser aus.
    Könnte sogar geschäftlich erfolgreich werden. So aber, baut man auf Sand !!
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  • A. B.
    Seh ich persönlich ganz anders. Um die Uhrzeiten wo die meisten Veranstaltungen in der Halle Schluss machen, ist in der Schweinfurter Str. eh tote Hose. Für den Boden in der Faulenbergkaserne müsste man warscheinlich erstmal Millionen aufbringen um die Hinterlassenschaften der US-Arme zu beseitigen.
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  • G. K.
    hoffentlich gründet sich da keine BI wenn da fast jeden Tag in der Stadtmitte der Bär tanzt.
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  • R. M.
    Eine Halle an der Grombühl-Brücke klingt nach Verkehrs-Kollaps. Warum unterstützt die Stadt hier den Bau der Halle, obwohl beim Basketball in der obersten Liga 3.000 Leute kommen und dagegen muss kickers mit sogar in der 3. Liga über 5.000 Zuschauern ein Stadion ohne Unterstützung stemmen?
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  • A. B.
    Weil es hier nicht nur um Baskteball geht.
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  • E. V.
    1. Passen ja nicht mehr als 3000 Leute in die s.Oliver Arena rein
    2. Passen ja ins Dallenbergstadion 10.000 Leute rein, die Kapazität ist aktuell also noch ausreichend.
    3. Steht ja im Artikel, dass es bei der Halle hauptsächlich um Musikveranstaltungen, Messen, usw. geht. Basketballspiele gibt es ja nur so 20 -30 pro Jahr. Bleiben also noch weit über 300 Tage, an denen die Halle anders genutzt werden kann.
    4. Unterstützt die Stadt bereits die Kickers bei der Grundstückssuche und bei der Infrastruktur will sie sich ja auch beteiligen
    5. Unterstützt die Stadt den Verein Kickers mit einem großen Betrag im Bereich Breitensport und Amateure!
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  • D. K.
    Zwischen Bahnhof und Halle wäre ein breiter Fussweg an der Pleichach entlang von Vorteil. Denn die Haltestelle Berliner Platz ist in der jetzigen Form ungeeignet. In Würzburg baut man die Infrastruktur immer hinterher.
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  • A. B.
    man kann vom Bahnsteig 1 am Studentenhaus unter der Grombühlbrücke bis zur Halle laufen.
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  • E. K.
    Die städtebauliche Lage und funktionale Bedeutung der Halle verlangt nach einem Architektenwettbewerb. Die Stadt - Träger der Planungshoheit - könnte dies einfordern und dann - ergebnisabhängig - einen vorhabenbezogenen B-Plan aufstellen. Merkwürdig, dass hiervon bisher keine Rede ist.
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  • A. B.
    Ja die Stadt könnte das, aber warum soll sie das wollen. Die Stadträte wollen ja auch das die Halle möglichst schnell gebaut wird und am besten der Stadt so wenig wie möglich kostet.
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