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Würzburg
Digitaler und nachhaltiger: Wie sich Koenig & Bauer neu ausrichtet
Der Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer will in mehrfacher Hinsicht wendiger werden. Was das genau bedeutet und welche Folgen es für die Belegschaft hat.
Die Herstellung von Druckmaschinen ist und bleibt das Kerngeschäft von Koenig & Bauer. Doch für die Würzburger spielen nun auch Digitalisierung und Nachhaltigkeit eine tragende Rolle.
Foto: Thomas Obermeier | Die Herstellung von Druckmaschinen ist und bleibt das Kerngeschäft von Koenig & Bauer. Doch für die Würzburger spielen nun auch Digitalisierung und Nachhaltigkeit eine tragende Rolle.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:50 Uhr

Die Druckbranche hat immer noch die Aura von Stahl, Maschinen und Arbeiterschweiß. Die digitalen Möglichkeiten zwingen die Unternehmen freilich, sich zu verändern. Mittendrin ist die Koenig & Bauer AG in Würzburg, wo vor gut 200 Jahren die erste mechanische Druckmaschine der Welt erfunden wurde.

Nun will das börsennotierte Unternehmen vom trägen Tanker zum wendigen Schnellboot werden. Freilich nicht ganz freiwillig, denn es geht auch um Nachhaltigkeit – und da ist der Druck der Kunden besonders groß.

Was die neue Strategie "Exceeding Print" bringen soll

Mit einer ungewöhnlich umfangreichen Mitteilung stellte Koenig & Bauer am Mittwoch seine neue Strategie "Exceeding Print" vor. Der Name deutet es an: Das lange Zeit familiengeprägte Traditionsunternehmen will aus dem reinen Druckbereich hinaustreten und mit Hilfe zum Beispiel von digitalen Dienstleistungen ein "agiler Technologiekonzern" werden.

'Software nimmt einen zunehmend hohen Stellenwert ein – auch bei Koenig & Bauer': Vorstandssprecher Andreas Pleßke.
Foto: Thomas Obermeier | "Software nimmt einen zunehmend hohen Stellenwert ein – auch bei Koenig & Bauer": Vorstandssprecher Andreas Pleßke.

Für die 5800 Beschäftigten – 1700 davon in Würzburg – bedeutet das im Alltag: Die Arbeit wird mitunter abteilungsübergreifend und noch mehr von Computern geprägt. "Software nimmt einen zunehmend hohen Stellenwert ein – auch bei Koenig & Bauer", so Vorstandssprecher Andreas Pleßke gegenüber dieser Redaktion. Das bedeute aber nicht, dass der Konzern nun ein reiner Software-Anbieter werde. Seine Bandbreite von Bogenoffset- über Akzidenz- bis hin zum stark wachsenden Verpackungsdruck bleibe bestehen.

Für das Personal gibt es eine gute Nachricht

Gute Nachricht für die Belegschaft: Betriebsbedingte Kündigungen an den deutschen Standorten werde es auch 2022 nicht geben, so Pleßke. Diese Zusicherung für das laufende und das kommende Jahr hatte Koenig & Bauer im Juni im Zuge seines Sparprogramms "P24x" gemacht, das Einmalkosten von 58 Millionen Euro und den Abbau von annähernd 900 Jobs im Konzern mit sich gebracht hat.

In welchem Maße Investitionen im Zuge von "Exceeding Print" auf Koenig & Bauer zukommen, könne nicht beziffert werden, so Pleßke am Mittwoch weiter. Auch nicht, wie viel Geld das Unternehmen mit der neuen Strategie sparen will: "Da nenne ich keine Hausnummer."

Klar sei aber, dass die Bandbreite an Druckmaschinen vereinheitlicht werde. "Wie bei Legobausteinen" soll damit laut Pleßke möglich werden, dass so viele Einzelteile wie möglich für alle Maschinentypen verwendet werden können.

Koenig & Bauer will neuen Lehrberuf aufnehmen

Um der Digitalisierung Rechnung tragen zu können, will Koenig & Bauer einen neuen Beruf in den Betrieb integrieren: Bis zu zehn Software-Ingenieurinnen und -Ingenieure sollen laut Pleßke pro Lehrjahr ausgebildet werden. Die konzerneigene, gut 150 Jahre alte Berufsschule in Würzburg bleibe erhalten.

Um die Druckmaschinen bei den Kunden noch besser als bisher warten zu können, wollen die Würzburger neue digitale Angebote entwickeln. Auf diese Weise sollen Störungen früher erkannt und die Zahl plötzlicher Ausfälle vermindert werden. Dafür will Koenig & Bauer seinen Kunden Online-Plattformen in der Cloud zur Verfügung stellen. So sollen die Daten all der ausgelieferten Maschinen miteinander verbunden werden, um so eine bessere Fehleranalyse machen zu können.

Koenig & Bauer zählt zum Urgestein der Industrie im Raum Würzburg. Nach Krisenjahren zog sich das Unternehmen 2015 mit dem Sparprogramm "Fit@All" aus dem Sumpf, das die Handschrift des damals als Sanierer engagierten Pleßke trug. Heuer will der Konzern nach eigenen Angaben bis zu 1,14 Milliarden Euro Umsatz gemacht haben, was in etwa den eigenen Erwartungen entspricht.

"Wir sind auf Wachstumskurs", unterstrich der Vorstandschef. Die am Mittwoch vorgestellte Strategie "Exceeding Print" soll auch ein Ziel jenseits der Bilanzzahlen erreichen: mehr Nachhaltigkeit.

"Wir sind auf Wachstumskurs."
Andreas Pleßke, Vorstandssprecher der Koenig & Bauer AG

Was derzeit in der Wirtschaft hoch gehandelt wird und dem Klimaschutzgedanken gerecht werden soll, werde sich bei Koenig & Bauer durch eine Senkung des CO2-Ausstoßes in der Produktion um 75 Prozent bis 2025 zeigen, so Pleßke. Der Konzern wolle bis 2030 vollkommen CO2-neutral sein. Der Hauptkonkurrent der  Würzburger, die Heidelberger Druckmaschinen AG, hatte am Dienstag das gleiche Ziel ausgegeben.

Gerade in dem für Koenig & Bauer so wichtigen Verpackungsdruck sind es dem Vorstandschef zufolge die Firmenkunden, die Nachhaltigkeit von den Lieferanten vehement einforderten. Neben der Verringerung des eigenen Energieverbrauchs werde es zum Beispiel auch darum gehen, den in der Branche als Makulatur bezeichneten Abfall im Druckprozess zu minimieren. "Denn Makulatur ist pure Verschwendung", betonte Pleßke. Dementsprechend wolle Koenig & Bauer seine Maschinen optimieren.

 
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