Die 6 denkwürdigsten Frankenderbys der Lieblingsgegner
HSC 2000 Coburg (10. Platz/15:15 Punkte) gegen Wölfe Würzburg (20./4:26): Ob die 17. Liga-Auflage des Frankenderbys am Mittwoch (19.30 Uhr, HUK-Coburg Arena) die vorletzte sein wird? Die Unterfranken fahren nach ihrer 13. Niederlage gegen den VfL Potsdam weiter als Schlusslicht der 2. Handball-Bundesliga nach Oberfranken, wo sie auf ihre ehemaligen Mitspieler Jan Schäffer und Felix Jaeger treffen. Das Team von Coburgs Trainer Brian Ankersen, bisher schwankend in seinen Leistungen, verlor am Samstag mit einem ähnlich ersatzgeschwächten Kader wie die Würzburger beim Spitzenreiter in Balingen.
"Punkten, egal wie und gegen wen", so lautet die Devise der Wölfe im Abstiegskampf. Gegen Coburg aber ganz besonders gern. Zur Einstimmung auf den fränkischen Handball-Klassiker blicken wir zurück auf die sechs denkwürdigsten Zweitliga-Derbys zwischen den beiden Mannschaften.
1. Das Derby-Quadruple: Rimpar macht nicht nur den Klassenerhalt perfekt
Humba, "Derbysieger"- und "Juli-Sauer"-Sprechchöre: Mit großen Emotionen ging am 29. April dieses Jahres in der tectake Arena nicht nur ein Spieltag zu Ende, sondern auch das letzte Frankenderby eines Rimparer Urgesteins. Rechtsaußen Julian Sauer frohlockte: "So kann ich meine Karriere beenden."
In der Saison mit zwei Regionalrivalen hatten die Wölfe gleich viermal die Chance auf Punkte und Prestige genutzt, in Hin- und Rückspielen sowohl gegen den TV Großwallstadt als auch gegen den HSC 2000 Coburg gesiegt. Den Schlusspunkt bildete nach packendem Kampf vor der Saisonrekordkulisse von 1457 Menschen der 25:23-Erfolg über Coburg.
Mit dem "Derby-Quadruple" feierten die Wölfe zugleich den Klassenerhalt und den inoffiziellen Titel als Frankens Nummer eins in der 2. Liga. Kaum zu glauben, dass das erst siebeneinhalb Monate her ist.
2. Das Corona-Derby: Rimpar stoppt Coburgs Siegesserie vor trauriger Kulisse
Die 15. Liga-Auflage des Derbys am 27. November 2021 ging als Pandemie-Partie und atmosphärisch wahrscheinlich traurigste Episode in die Annalen ein – mit einem Publikum-Negativrekord: Nur 390 Fans mit Masken kamen in die HUK-Coburg Arena, durch die nach dem Abpfiff "Rimpar, Rimpar"-Rufe der zehn mitgereisten Anhänger hallten.
Vier Corona-Infizierte auf Seiten der Coburger, fünf Ausfälle auf Seiten der Rimparer, dazu beiderseits reichlich Fehler und Tempo sorgten für Spannung bis zum Schluss. Die Wölfe setzten sich nach 16:12-Halbzeitführung am Ende knapp mit 26:25 durch. Matchwinner war Linksaußen Dominik Schömig mit einer finalen Einzelaktion gegen die offene Manndeckung des HSC.
"Ich bin einfach nur stolz und glücklich, beim Erstliga-Absteiger zu gewinnen", sagte Trainer Julian Thomann, nachdem die Rimparer nach einst zehn ungeschlagenen Derbys und davor vier Niederlagen die Coburger Siegesserie gestoppt hatten.
3. Das Schnapszahl-Derby: Coburg schreibt die unendliche Geschichte an Niederlagen um
Es war ein Tag wie geschaffen dafür, eine unendliche Geschichte umzuschreiben. Das elfte Derby am 11.11. Tatsächlich endet mit dem Schnapszahlspiel zwischen Kellerkind Rimpar und
Spitzenreiter Coburg im Jahr 2018 eine Serie.
Vor der 2174 Zuschauern in der damaligen s.Oliver Arena verloren die Unterfranken beim 20:23 nach zuvor sieben Siegen und drei Unentschieden erstmals in der Liga gegen die Oberfranken. Die Gästefans hissten danach ein gelbes Transparent, auf dem in schwarzen Lettern stand: „Wölfe, jetzt ist Zeit zum Heulen.“ Coburgs Coach Trainer Jan Gorr lobte: „Meine Mannschaft hat einen riesen Willen gezeigt."
Knackpunkt im Spiel war, dass die Rimparer beim Stand von 14:14 nach strittigem Schiedsrichterpfiff mit vier gegen sechs in die Schlussviertelstunde starteten. In doppelter Unterzahl gerieten sie in Rückstand. Der Anfang vom Ende.
4. Das Disqualifikations-Derby: Rote Karten machen Rimpar stark
Rote Karten sind zwischen Rimpar und Coburg keine Seltenheit. Am 2. Dezember 2017 gab es in Würzburg vor 2638 Zuschauerinnen und Zuschauern sogar zwei – beide für zwei DJK-Originale in ihrem letzten Heimderby vor dem gemeinsamen Karriereende.
Kurz nach der Pause kassierte Kapitän Stefan Schmitt seine dritte Zeitstrafe und musste vom Feld. Keine zwei Minuten später foulte Sebastian Kraus beim Stand von 19:16 Coburgs Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig in der Luft. Die Schiedsrichter disqualifizierten ihn direkt. "Die Roten Karten waren vermeintlich ein Nachteil für die Hausherren", bemerkte HSC-Trainer Jan Gorr. "Die Halle hat getobt", beschrieb es DJK-Torwart Max Brustmann.
In dieser Unterzahl-Situation wie auch nach sich überschlagenden Ereignissen am Ende, als Coburg noch mal in Führung ging und Brustmann wegen Meckerns eine Zeitstrafe bekam, gingen die Gastgeber als Sieger hervor. Den finalen Konter verwandelte Steffen Kaufmann unter dem Jubel der Heimfans zum 31:29-Endstand.
5. Das Polizeieinsatz-Derby: Coburger "Problemfans" randalieren nach Punkteteilung
Wenn das emotionale Derby am 5. Mai 2016 eines eindrucksvoll zeigte, dann das: Wo ein Wille ist, ist für die Wölfe auch ein Weg zum Punktgewinn. Auch im achten Vergleich blieb der Mittelfeldkandidat gegen den Tabellendritten in der mit 3000 Menschen ausverkauften Würzburger Arena ungeschlagen. Wie das Hinspiel 2015 endete auch das Rückspiel 22:22. Und mit einem Polizeieinsatz nach dem Abpfiff, als Coburger „Problemfans“ versuchten, das Feld zu stürmen.
„Ich freue mich darüber, dass wir unsere Erfolgsserie weiter ausbauen konnten“, sagte Rimpars Trainer Matthias Obinger nach einem hitzigen Duell, in dem sein Team aus einem 8:13-Rückstand nach der Pause eine 19:16-Führung gemacht hatte. „Da waren wir im Prinzip mausetot“, sagte HSC-Coach Gorr. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger: Die Coburger erstanden noch einmal auf und nahmen einen Punkt mit.
6. Das Frust-Derby: Wölfe spielen sich die Enttäuschung von der Seele
Am Vormittag des 23. Mai 2015 leuchtete das Wasser im Coburger Bahnhofsbrunnen giftig grün. Das örtliche „Tageblatt“ postete ein Foto davon auf Facebook und fragte seine Leserschaft verwundert, was es damit auf sich habe. "Wolfspipi?", mutmaßte einer von ihnen. Schließlich kamen am Abend die Rimparer Wölfe in die HUK-Coburg Arena. Dort ging es dann giftig gelb zu - zumindest auf den Rängen. „Wölfe schlachten“ hatten die einheimischen Fans auf einem Transparent als Devise für das Duell gegen den HSC ausgegeben.
Doch es kam andersrum: Mit 28:21 gewann das Team von Trainer Jens Bürkle vor 3152 Zuschauerinnen und Zuschauern – darunter gut 400 aus Unterfranken - und zeigte dabei seine mit beste Leistung in der zweiten Saison im Unterhaus, in der Rimpar sogar lange um den Aufstieg in die Bundesliga mitmischte, diesen aber in den Wochen vor dem Derby verspielt hatte.
„Wir wollten hier noch mal alles raushauen“, sagte DJK-Torwart Max Brustmann nach dem Abpfiff. „Das ist uns gelungen. Wir haben uns damit die Enttäuschung der letzten Wochen von der Seele gespielt.“