DJK Rimpar Wölfe – HSC 2000 Coburg 20:23 (10:7)
Es war ein Tag wie geschaffen dafür, eine unendliche Geschichte umzuschreiben. Das elfte Derby am 11.11. Und tatsächlich endet mit dem Schnapszahlspiel zwischen der DJK Rimpar Wölfe und dem HSC 2000 Coburg in der Zweiten Handball-Bundesliga eine Serie. Vor der Saisonrekordkulisse von 2174 Zuschauern in der s. Oliver Arena verloren die Unterfranken am Sonntag nach zuvor sieben Siegen und drei Unentschieden erstmals in der Liga gegen die Oberfranken. 20:23 (10:7) leuchtete es nach 60 umkämpften Minuten zwischen Kellerkind und Spitzenreiter auf der Anzeigetafel. Und auf einem gelben Transparent, das die Gästefans über ihrem Block hissten, stand in schwarzen Lettern: „Wölfe, jetzt ist Zeit zum Heulen.“ Damit geht Rimpar nach dem 21:20-Zittersieg vom Freitag beim Schlusslicht HC Rhein Vikings in Düsseldorf mit zwei im Kampf um den Klassenerhalt immens wichtigen Zählern aus dem Doppelspieltag.
Obinger kritisiert Schiedsrichter
„Meine Mannschaft hat mit viel Leidenschaft gekämpft und ist sehr forsch aufgetreten“, lobte DJK-Coach Matthias Obinger seine Schützlinge trotz der Niederlage. Kritik verteilte er nur an die Schiedsrichter aus dem DHB-Elitekader: „Mit ihnen bin ich nicht zufrieden“, sagte er angesichts von fünf Zeitstrafen im zweiten Abschnitt und einer ungleichen Siebenmeterverteilung (4:9). „Sie haben sich zu sehr in den Vordergrund gepfiffen, obwohl es keineswegs hitzig zuging.“ Sein HSC-Kollege Jan Gorr bilanzierte: „Meine Mannschaft hat einen riesen Willen gezeigt. Die Abwehr- und Torwartleistung war durchgehend auf einem guten Level.“
Das Derby begann spektakulär – mit zwei gehaltenen Siebenmetern. Zunächst fing Rimpars Max Brustmann den missglückten Heber von Pontus Zettermann mit einer Hand, im Gegenzug kratzte Coburgs Jan Kulhanek den Strafwurf von Benedikt Brielmeier mit der Zehenspitze von der Linie. Es sollten auf beiden Seiten noch mehr vergebene Chancen vom Strich folgen. Erst nach fünf Minuten fiel der erste Treffer: Markus Hagelin traf zum 1:0 für die Gäste. Diese waren mit nur zehn Feldspielern angereist. Neben den bekannten Verletzten (Philipp Barsties, Petr Linhart, Sebastian Weber) fehlten ihnen auch Lukas Wucherpfennig und Toptorschütze Florian Billek.
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Tore sahen die Zuschauer auch in der Folge nicht viele. Beide Abwehrreihen agierten fast angriffslustiger als die Offensiven und neutralisierten sich weitgehend. Und Brustmann – nach einer Flugeinlage am Freitag in Düsseldorf durch einen Bluterguss an der Hüfte im Lauf der Partie dann merklich gehandicapt – lief vor der gelben Wand der gut 150 HSC-Fans zunächst wieder zu Hochform auf. Nach einer Viertelstunde und einem 4:0-Lauf führte die DJK mit 4:1. Eine Auszeit und drei Minuten später hatte Coburg eine Überzahl und Rimparer Ballverluste bestraft und zum 4:4 (18.) ausgeglichen.
Dass die Wölfe zur Pause wieder mit 10:7 vorn lagen, verdankten sie neben ihrer „fantastischen Deckung“ (Obinger), die in 27 Minuten nur vier (!) Gegentreffer zuließ, auch Benjamin Herth. Er erzielte von ungewohnter Position aus dem linken Rückraum allein vier Tore. „In der ersten Halbzeit haben wir den Derbygesetzmäßigkeiten und der Hypothek aus der Vergangenheit Tribut gezollt und verkrampft gewirkt. In der zweiten Halbzeit haben wir das abgelegt und waren im Positionsangriff deutlich stärker“, sagte Gorr. Obinger fand: „Die Führung zur Pause haben wir zu schnell weggegeben.“
In der 42. Minute glich Coburg erneut aus. 13:13. Die Partie war nun zerfahren und geprägt von vielen Zeitstrafen, Siebenmetern und Unterbrechungen. Der Spielfluss ging, die Spannung blieb.
Der Knackpunkt: Vier gegen Sechs
In die Schlussviertelstunde starteten die Rimparer nach einer der strittigsten Schiedsrichterentscheidungen beim Stand von 14:14 zu viert gegen sechs. In dieser doppelten Unterzahl gerieten sie erstmals seit dem 0:1 wieder in Rückstand: 15:16 (47.). Der Knackpunkt.
„Wir haben dann zu viele freie Bälle verworfen“, analysierte DJK-Kapitän Patrick Schmidt trefflich. „Am Ende haben Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben.“ Als Felix Spross nach einem Tempogegenstoß die Vier-Tore-Führung (21:17, 56.) markierte, lag die erste Derbyniederlage für die Wölfe in der Luft. „Es wäre ungewöhnlich gewesen, wenn wir sie in der aktuellen Situation geschlagen hätten“, resümierte Brustmann. „Am Ende muss man so fair sein und Coburg gratulieren.“
Die Statistik des Spiels
Rimpar: Brustmann (1.-32., 41.-56.), Wieser (33.-40.,46./47., 57.-60.), Leikauf (n.e.) – Böhm, Karle (n.e.), Gempp, Schmidt, Kaufmann 4, Siegler 3, Meyer, Bauer 2, Schulz 3, Backs, Brielmeier, Herth 6/2, Sauer 2.
Coburg: Kulhanek (1.-60.), Poltrum (zwei Siebenmeter) – Hagelin 2, Jäger 4/3, Spross 4/1, Prakapenia 4, Timm, Knauer 2, Zetterman 6, Lilienfels, Varvne 1, Neuhold.
Spielfilm: 0:1 (5.), 2:1 (10.), 4:1 (15.), 4:4 (18.), 6:5 (20.), 8:6 (23.), 10:7 (Halbzeit), 10:9 (23.), 13:11 (37.), 13:13 (41.), 15:14 (46.), 16:18 (51.), 17:21 (56.), 20:23 (Endstand).
Siebenmeter: 4/2 : 9/4.
Zeitstrafen: 6:5.
Schiedsrichter: Michael Kilp/Christoph Maier (Oberursel/Steinbach).
Zuschauer: 2174.