
In der langen Geschichte dieses Handball-Frankenderbys zwischen dem HSC 2000 Coburg und der DJK Rimpar Wölfe geht die 15. Liga-Auflage als Pandemie-Partie und atmosphärisch wahrscheinlich traurigste Episode in die Annalen ein. Vier Corona-Ausfälle auf Seiten der Coburger, fünf Verletzte bzw. Kranke auf Seiten der Rimparer. Und dazu nur 390 der erlaubten rund 850 Zuschauer in der HUK-Coburg Arena – Minusrekord –, alle mit Masken auf den Rängen bei 2G+.
Sie wurden am Samstagabend immerhin mit Spannung bis zum Schluss belohnt. Und sahen ein ebenso tempo- wie fehlerreiches, von den Abwehrreihen geprägtes Zweitliga-Spiel, in dem die Wölfe einen am Ende etwas glücklichen, aber verdienten 26:25 (16:12)-Erfolg feierten. Damit stoppten sie nach einst zehn ungeschlagenen Liga-Derbys und zuletzt vier Niederlagen die Coburger Siegesserie in diesem fränkischen Vergleich.
Julian Thomann gewinnt seine Wette
"Ich kriege keine sachliche Analyse hin", sagte DJK-Trainer Julian Thomann. "Ich bin einfach nur stolz und glücklich, beim Erstliga-Absteiger zu gewinnen." Der 29-Jährige hat damit auch seine Wette mit der "Main-Post" gewonnen: Seine Mannschaft hat dank des Derbysiegs auch beim TV Großwallstadt nun tatsächlich vier Punkte aus den vier Auswärtsspielen im November geholt und klettert in der Tabelle auf Rang 13.
Bei den Gastgebern fehlten neben Stammtorwart Jan Kulhánek und Toptorschütze Florian Billek auch Jakob Knauer und Max Preller. Dafür kam der in Rimpar ausgebildete Nachwuchsspieler Julius Siegler, jüngerer Bruder von Lukas Siegler, der im Sommer zum TuS Ferndorf gewechselt ist, zu seiner dritten Nominierung im Zweitliga-Kader, allerdings nicht zum Einsatz.
Viele Ausfälle auf beiden Seiten
Bei den Gästen fiel zusätzlich zu den verletzten Benedikt Brielmeier, Lukas Böhm und Valentin Neagu sowie dem grippekranken Julian Sauer kurzfristig auch noch Linus Dürr wegen einer Erkältung aus. Das Rudel wurde ergänzt durch Rechtsaußen Silas Kütt aus dem Perspektivkader. Angefeuert wurden die Unterfranken von drei Trommlern.
Coburg begann mit sieben Feldspielern und Ex-Wolf Jan Schäffer am Kreis. Rimpar verteidigte das gut und ging nach einer Balleroberung und einem Tempogegenstoß von Dominik Schömig, der ins leere HSC-Tor traf, nach fünf Minuten mit 3:1 in Führung.
Beide Mannschaften hatten ihre Mankos vor allem im Angriff. Die Vestestädter verloren nach zwei Spielen Corona-Zwangspause reichlich Bälle, die Gäste scheiterten mit teils unplatzierten Würfen am überragenden Keeper Fabian Apfel. Dennoch baute die DJK ihren erst knappen Vorsprung ab Mitte der ersten Halbzeit sukzessive aus; der HSC, der bald auf sechs Feldspieler umstellte, glich vor der Pause nur zweimal aus.
Beim zweiten Mal, dem 7:7, reagierten die Wölfe mit drei Toren in Folge. Simon Baumgarten vollendete einen Konter nach Assist von Felix Karle mit einem herrlichen Heber vom Kreis zum 7:10 (19.). Karle selbst erhöhte vor dem Seitenwechsel mit dem vierten Tempogegenstoß zur ersten Fünf-Tore-Führung für die Grün-Weißen (10:15, 26.). Mit 12:16 ging es in die Kabinen.
Zahlen lügen nicht
Drei Zahlen erzählten fast alles über den ersten Durchgang: Die Quote erfolgreich abgeschlossener Angriffe nach 30 Minuten lautete 39:52 Prozent (12/31 : 16/31). Bei den technischen Fehlern stand es 15:7. Nur in der Anzahl der Torwartparaden hatte Coburg ein Plus von 10:6. "Bei uns waren in der ersten Halbzeit der Kampf und Wille nicht da", konstatierte HSC-Coach Brian Ankersen. "Das kam erst in der zweiten."
Da berappelten sich die Gastgeber und verkürzten, eingeladen von reichlichen Rimparer Fehlern und Fehlwürfen, auf 17:18 (42.). Thomann bat sein Team zur Auszeit. Es folgte ein Doppelschlag aus dem Rückraum des starken Steffen Kaufmann - kein Befreiungsschlag.
Dramatische Schlussphase
In der dramatischen Schlussphase gelang dem DJK-Besten, Dominik Schömig, noch mal ein Steal, für den er sich selbst mit dem Treffer zum 22:24 (53.) belohnte. Danach kam Andreas Wieser für Marino Mallwitz ins Tor – ein Wechsel, der hätte früher erfolgen sollen.

Beim Stand von 24:25 verdusselten die Coburger im Angriff einen Ball ins Aus. Schömig nahm sich gegen die offene Manndeckung ein Herz, setzte sich auf dem Flügel im Eins-gegen-Eins durch und zimmerte den Ball zum 24:26 ins Netz.
Dominik Schömig nach entscheidendem Tor glücklich
"Es ist mega geil, hier mal wieder einen Derbysieg zu feiern", sagte Schömig glücklich, der als DJK-Eigengewächs den Erfolg vermutlich besonders genoss. "Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn die Halle voll gewesen wäre." Durch die fast leere HUK-Coburg Arena hallten "Rimpar, Rimpar"- Rufe der vielleicht zehn mitgereisten Fans.
Für die Wölfe geht es nach vier Auswärtspartien in der nächsten englischen Woche am Mittwoch mit einem Heimspiel weiter. Zu Gast in der s.Oliver Arena ist der HC Elbflorenz aus Dresden mit Rimpars Ex-Kreisläufer Michael Schulz.
Die Statistik des Spiels
HSC 2000 Coburg – DJK Rimpar Wölfe 25:26 (12:16)