Giftig grün leuchtete das Wasser im Coburger Bahnhofsbrunnen am Samstagvormittag. Das örtliche „Tageblatt“ postete ein Foto davon auf Facebook und fragte seine Leser verwundert, was es damit auf sich habe. Wolfspipi?, mutmaßte einer von ihnen. Schließlich kamen am Abend die Rimparer Wölfe zum Frankenderby in der zweiten Handball-Bundesliga in die HUK-Coburg arena. Dort ging es dann giftig gelb zu.
„Wölfe schlachten“ hatten die einheimischen Fans auf einem Transparent als Devise für das Duell ausgegeben. Doch es kam andersrum: Das Rudel erlegte seine Beute abermals in deren eigenem Bau – und wie es sie erlegte! Mit 28:21 (16:7) gewann das Team von Trainer Jens Bürkle, bleibt gegen den HSC ungeschlagen und zeigte dabei 40 Minuten lang sein mit bestes Spiel in dieser Saison. „Wir waren mutig, clever, abgezockt. In der Abwehr überragend, im Angriff geduldig. Das hat richtig Spaß gemacht“, lobte Bürkle seine Schützlinge, bei denen „jeder einzelne seinen Teil zum Erfolg beigetragen hat."
Das Gift, das beide Mannschaften auf dem Parkett vor 3152 Zuschauern – darunter gut 400 aus Unterfranken - verspritzten, hielt sich zum Glück in Grenzen. Aber sie lieferten sich ein intensives Derby. Ohne den Aufstiegsdruck der vergangenen Wochen, dafür mit all der Gier, der Galligkeit und der Konzentration, mit der sie wohl jede Partie hätten gewinnen und jeden Gegner bezwingen können, brillierten die Wölfe in der ersten Halbzeit. Nach acht Minuten lagen sie bereits mit 5:1 in Führung. Die Abwehr ein Bollwerk mit Max Brustmann im Tor, der vor dem „Wölfe schlachten“-Transparent erst recht zu Topform auflief und schon in den Anfangsminuten unmittelbar hintereinander zwei freie Würfe der in Überzahl agierenden Coburger vom Kreis parierte. An jedem gehaltenen Ball puschte er sich, dem Transparent zum Trotz, das die HSC-Fans nach 20 Minuten denn auch gegen ein gelbes tauschten.
Doch auch im Angriff lieferten die Grün-Weißen ein fast fehlerfreies Spiel, mit brennendem Herzen und kühlem Kopf. Sie trafen aus allen Positionen, vom Siebenmeterpunkt und nach Kontern und zogen über 10:6 (17.) auf 15:6 (27.) davon. Die Hausherren wirkten da längst völlig verunsichert. Zur Pause war es merklich ruhiger auf den schwarz-gelben Rängen geworden.
Und es wurde auch nicht wieder richtig laut, einzig im grün-weißen Block der Rimparer Anhänger. Sie hatten so viel Spaß wie ihre Spieler, die nach zwei schnellen Gegentoren nach Wiederanpfiff gewarnt waren und fix nachlegten. Nach 42 Minuten führten sie beim 24:12 mit sage und schreibe zwölf Treffern.
In der Schlussviertelstunde schwand mit den Kräften auch die Konzentration der Wölfe. Der HSC 2000 nutzte die sich mehrenden Fehlwürfe und Verschleißerscheinungen in der Verteidigung zu einem 5:0-Lauf und verkürzte auf 17:24 (51.). Vorne ging bei den Gästen nicht mehr viel zusammen, doch hinten hatten sie ja Max Brustmann. Er hielt einen sicheren Vorsprung fest und wurde fünf Minuten vor Ende mit Sprechchören von den Fans gegen den nach seiner Schulterverletzung wieder genesenen Konstantin Madert ausgewechselt. Den Coburgern gelang schließlich nur noch Ergebniskosmetik.
„Wir wollten hier noch mal alles raushauen“, sagte Brustmann nach dem Abpfiff. „Das ist uns gelungen. Wir haben uns damit die Enttäuschung der letzten Wochen von der Seele gespielt.“
Spaß haben und siegen – das hatten sich die Wölfe für das Frankenderby vorgenommen. Mit einem solchen Sieg freilich war der Spaß auch nach dem Abpfiff unbeschreiblich.
HSC 2000 Coburg - DJK Rimpar Wölfe 21:28 (7:16)
Rimpar: Brustmann, Madert – L. Spieß 2, Kraus 5/3, Schmitt 2, Schömig 4/2, Bötsch, Schäffer 2, Kaufmann 7, T. Spieß 1, Winkler 1, Brielmeier 3, Drude, Büttner, Sauer 1.
Coburg: Martinsen, Krechel – Göhl 2, Andersson 1, Kelm, Gerlich 6/2, Kirchner 1, Vitek 1, Coßbau 3/1, Billek 4, Riehn 3, Roth, Seitle.
Spielfilm: 1:5 (8.), 5:7 (13.), 6:15 (27.), 7:16 (HZ), 9:16 (31.), 10:20 (36.), 12:24 (42.), 17:24 (51.), 21:28 (Endstand).
Siebenmeter: 4/3 : 6/5.
Zeitstrafen: 3:4.
Rot: Kirchner (Coburg, 46., grobes Foul).
Schiedsrichter: Andreas Pritschow/Marcus Pritschow (Leinfelden/Degerloch).
Zuschauer: 3152.
Handball: Zweite Bundesliga Männer
Wölfe: Mit brennendem Herzen und kühlem Kopf zum Derbysieg
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