Weniger Fans, weniger Emotionen? Vor der 15. Auflage des Handball-Frankenderbys in der Zweiten Handball-Bundesliga zwischen dem HSC 200 Coburg (13./8:12) und der DJK Rimpar Wölfe (14./8:16) drückt Corona auf die Stimmung. Zumindest auf die von Jan Schäffer. Der Kreisläufer, der sieben Jahre lang (2011 – 2018) das DJK-Trikot trug und mit Rimpar in den denkwürdigen Duellen gegen Coburg kein einziges verlor, steht nun auf der anderen Seite, im Kader seines früheren Erzrivalen.
Im Sommer wechselte der 31-Jährige vom Erstligisten HC Erlangen zum Absteiger nach Oberfranken, wo er auch noch als Maschinenbauingenieur arbeitet. Vor dem Wiedersehen mit einigen alten Freunden aus Unterfranken sprach er über eine Zeit mit Selbstzweifeln, Sticheleien aus Rimpar und Coburgs Stotterstart in die Saison.
Jan Schäffer: (lacht) Ich bin sogar noch cooler, denn ich bin ja reifer geworden und habe mich entwickelt.
Schäffer: (überlegt) Vertrauen in mich zu haben, egal, in welcher Situation und in welcher Mannschaft. Und den Glauben an mich zu behalten.
Schäffer: Doch, aber da war gar nicht nötig, dass er so groß ist. Das Umfeld dort war sehr einfach, ich habe keinen Druck von außen bekommen, das Kreisspiel hatte einen hohen Stellenwert und ich daher immer eine wichtige Aufgabe. So kam ich gar nicht auf die Idee, an mir zu zweifeln.
Schäffer: Dort wurden Personalentscheidungen getroffen, durch die sich meine Spielzeit deutlich reduziert hat – und das hatte gefühlt nicht oft was mit meiner Leistung zu tun. Ich habe mich dadurch nicht gerecht behandelt gefühlt. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich würde rückblickend in der gleichen Situation wie damals wieder nach Erlangen wechseln, denn an der Erfahrung konnte ich mental wachsen und ich hatte dort mit vielen neu gefundenen Freunden eine Menge Spaß. Aber ich bin Handballer, weil ich den Sport liebe und es geil finde zu spielen – nicht nur, weil ich es geil finde, in der ersten Liga zu spielen. Da spiele ich lieber viel in der zweiten Liga als wenig oder gar nicht in der ersten.
Schäffer: Ich hab dort ein unablehnbares Gesamtpaket aus Handball und Arbeitsplatz angeboten bekommen. Aber ich musste mir dafür einige Sticheleien meiner Ex-Kollegen anhören, gerade von den früheren Spielern wie Basti Kraus und Max Brustmann. Von Max habe ich zum Beispiel Rimparer Fangesänge geschickt bekommen. (lacht)
Schäffer: Zurückzukehren wäre auch reizvoll gewesen. Unter anderen Umständen hätte es sogar Rimpar werden können.
Schäffer: (lacht) Das stimmt. Dass ich noch kein Derby verloren habe, soll auch so bleiben.
Schäffer: Es ist eine Floskel, aber natürlich ist die Chance da, dass er die Wette gewinnt. Ich werde allerdings alles dafür tun, dass er sie verliert.
Schäffer: Zum einen hatten wir es uns nach dem Abstieg wohl ein bisschen einfacher vorgestellt, in einen Lauf zu kommen. Zum anderen hatten wir sieben neue Spieler zu integrieren und wenig Zeit zusammenzufinden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir ein gutes Team haben. Aber wie heißt es so schön: Unter Druck entstehen Diamanten oder brechen Rohre. Bei uns sind in der Anfangsphase leider Rohre gebrochen.
Schäffer: Jeder hat in der Abwehr und im Angriff nun ein klareres Verständnis davon, was seine Aufgaben sind. Es geht um klare Rollen statt Fokus aufs freie Spiel. Das klingt nach Schablonenhandball, aber wir haben trotzdem viele Varianten. Als Vorzeigebeispiel für diese Art des Konzepts sehe ich Flensburg.
Schäffer: Das empfinde ich auch so. Viele Spieler, vor allem bei uns, kennen die ganzen Geschichten dieses Derbys gar nicht, haben sie nicht miterlebt und fühlen diese Rivalität nicht so wie wir früher. Der damalige Coburger Fanblock wurde ja irgendwann aus der Halle verbannt, und von Rimpar werden wahrscheinlich nicht so viele Fans dabei sein. Überhaupt kommen die neuen Corona-Regelungen einem Lockdown in den Hallen gleich. Wer will schon vor einem Spiel noch einen Test machen? Das alles fühlt sich sehr traurig an, und ich fürchte, die Stimmung wird sehr anders sein als früher. Der Charakter des Derbys könnte etwas flöten gehen. Für mich ist es trotzdem kein Spiel wie jedes andere, sondern ein sehr besonders. Die Verbundenheit mit Rimpar werde ich nie ablegen – zumindest außerhalb des Spielfelds.