Nach einer schweren Trainingswoche unterlagen die Wölfe Würzburg vor der Saisonminuskulisse von 444 Zuschauenden am Samstagabend in der tectake Arena auch noch dem 1. VfL Potsdam mit 28:31 (13:16) – und bleiben damit abgeschlagen am Tabellenende der 2. Handball-Bundesliga. Am Mittwochabend steigt bereits das Franken-Duell beim HSC 2000 Coburg.
"Wir wären gerne mit Rückenwind ins Derby gefahren, aber auch in der jetzigen Situation ist es für uns ein absolutes Highlight-Spiel", sagte Wölfe-Trainer Julian Thomann hernach. Während man Coburg mit der Veste verbindet, steht Potsdam allen voran für den Park Sanssouci mit dem einstigen Lustschloss Friedrich des Großen. Für die Wölfe entpuppt sich der anvisierte Klassenverbleib dagegen immer mehr als Luftschloss.
Auch gegen den zuletzt fünfmal in Folge sieglosen und ebenfalls ersatzgeschwächten Aufsteiger aus Brandenburgs Landeshauptstadt gelang den Würzburgern kein Erfolg. Es war bereits die 13. Pleite im 15. Saisonspiel.
Viele geschwächte Würzburger nach einer Grippewelle
Natürlich gab es auch für diese Niederlage Gründe. Die Grippewelle der letzten Tage, die jede Menge geschwächter Spieler und mit Alexander Merk sowie Benedikt Hack zwei weitere Ausfälle bedeuteten (neben den drei Langzeitverletzten). Die spürbare Unsicherheit nach der höchsten Auswärtspleite in der Zweitliga-Historie vom vergangenen Spieltag in Bietigheim-Bissingen. Die vielen krassen Fehler im offensiven Zusammenspiel – und die Lücke im Defensivbund, die die jungen Potsdamer geschickt ausnutzten.
Besonders die beiden erst 19-jährigen VfL-Rückraumhalben Max Beneke (10 Tore) und Moritz Sauter (sieben) heizten der Heimsieben mächtig ein. So setzten sich die Gäste nach rund 20 Minuten mit 12:7 ab. Doch nach mehreren Paraden des eingewechselten und wiedergenesenen Jonas Maier schien ein Ruck durch die Heim-Mannschaft zu gehen. Auch dank der Treffer von Wölfe-Rechtsaußen Felix Karle kamen die Mainfranken wieder heran (13:14, 28.). Kurz darauf gelang Sauter nicht nur das 15:13 für seine Potsdamer, sondern er zog auch eine Zeitstrafe gegen Lukas Böhm, so dass die Wölfe schlussendlich mit einem Drei-Tore-Rückstand in die Kabinen gingen.
Die Wölfe steigern sich nach der Pause
Nach dem Seitenwechsel bäumten sich die Wölfe in Unterzahl noch einmal auf. "Der Spielanfang war nicht gut. Aber wir sind richtig ordentlich in die zweite Hälfte gekommen und machen da vieles richtig", sagte Wölfe-Kreisläufer Valentin Neagu. Maier parierte weiter nach Kräften – und Böhm tankte sich immer wieder erfolgreich durch die Abwehr der Sieben von Bob Hanning. Kapitän Patrick Schmidt glückte schließlich in der 37. Minute der 17:17-Ausgleich.
Aber wie lange hielten die Kräfte bei den Grün-Weißen? Neagu wollte den engen Kader später nicht als Entschuldigung gelten lassen. Beide Teams hatten jedenfalls aufopferungsvoll gekämpft, um als Sieger aus diesem Duell hervorzugehen. Julius Rose markierte nach überstandener Infektion das 21:20 (45.), gleichzeitig die erste Wölfe-Führung des Abends, die Kreisläufer Oliver Seidler wenig später ausbaute – 23:21 (47.). Torwart-Tausendsassa Maier hielt kurz darauf mit einer Klasse-Reaktion einen Siebenmeter.
Doch die Wölfe, das merkte man ihnen jetzt an, gingen auf der letzten Rille – und leisteten sich haarsträubende Fehler. Manchmal kam auch noch Pech dazu, wie bei einem Pfostentreffer von Steffen Kaufmann. So konnten Beneke in der 55. Minute schließlich wieder die Brandenburger nach vorne bringen.
Noch einmal rückten die Mainfranken in der Abwehr zusammen, doch mit dem letzten erlaubten Wurf machte erneut Beneke das 29:27 für Potsdam. Dabei sahen weder die Wölfe-Abwehr noch ihr Schlussmann gut aus. Nach einer weiteren Auszeit machte der Aufsteiger dann den Deckel drauf – und ließ desillusionierte Wölfe in eigener Halle zurück.
Potsdams Trainer und früherer Vizepräsident des Deutschen-Handball-Bundes (DHB), Bob Hanning, der am Freitag in einem Essay im „Tagesspiegel“ den Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Katar deutlich kritisiert hatte, unterhielt sich nach dem Spiel mit den auf dem Boden und Bänken kauernden Wölfe-Spielern. „Ich wollte sie aufbauen und etwas trösten, weil ich weiß, was diese Situation bedeutet“, erklärte der umtriebige Potsdamer Trainer auf Nachfrage.