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Würzburg
Die Baskets zerfallen in ihre Einzelteile
Ohne den verletzten Spielmacher Robert Lowery zeigt s.Oliver Würzburg bei der 73:85-Niederlage beim MBC in Weißenfels eine erschreckend blutarme Vorstellung.
So sieht Enttäuschung aus: Cameron Hunt nach dem 73:85 in Weißenfels.
Foto: Heiko Becker | So sieht Enttäuschung aus: Cameron Hunt nach dem 73:85 in Weißenfels.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 15.02.2024 11:09 Uhr

Die erste Hiobsbotschaft ereilte die Baskets noch vor der Abfahrt nach Weißenfels, und wenn es eine Konstante gibt in dieser Spielzeit bei Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg, dann ist es diese: Das Verletzungspech bleibt ihm treu. Neuester Zugang im Baskets-Lazarett ist der erst jüngst nachverpflichtete Spielmacher Robert Lowery, der sich im Training am Ellenbogen verletzt und deshalb die Reise nach Sachsen-Anhalt erst gar nicht mit angetreten hatte. Der 33-jährige US-Amerikaner war zur ersten Behandlung bereits in der Würzburger Uni-Klinik, wie schwerwiegend die Verletzung ist und wie lange er ausfallen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen, für eine Prognose sind weitergehende Untersuchungen nötig.

Lowery, der zuletzt in Minsk gespielt hatte, absolvierte gerade einmal drei Partien für die Baskets und überzeugte dabei auf Anhieb. Der Point Guard war sowohl bei seinem Debüt gegen Gießen als auch in München und vor allem zuletzt in Crailsheim eine wesentliche Stütze im System von Baskets-Cheftrainer Denis Wucherer, der nun erneut gezwungen ist zu improvisieren.

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Als "Schock, der tief sitzt und uns richtig wehtut" bezeichnete der 47-Jährige den erneuten Rückschlag. Denn so langsam nimmt die Verletzungsserie bei den Unterfranken wahrlich skurrile Züge an: Lowery ist nach Zach Smith (Schulter), Justin Sears (Kreuzband) und Brekkott Chapman (Achillessehne) der nächste Leistungsträger, der den Würzburgern im Kampf um den Klassenerhalt nun erst einmal fehlt. Die langwierigen Verletzungen von Smith, Sears und Chapman hatten die Baskets dazu gezwungen, ihre Nachverpflichtungsmöglichkeiten komplett aufzubrauchen. Neben Lowery holten sie zuletzt noch Perry Jones III. und Murphy Holloway. Falls Lowery länger ausfallen sollte: Die Baskets haben alle ihre Lizenzen vergeben, eine weitere Nachverpflichtung ist nicht mehr möglich. "Jetzt sind wir wieder da, wo wir vorher waren", meinte Wucherer. Wochenlang hatte er nach einem Spielmacher gesucht.

Mit 14 Punkten und gemeinsam mit Cameron Hunt war Florian Koch (am Ball) treffsicherster Akteur der Baskets.
Foto: Heiko Becker | Mit 14 Punkten und gemeinsam mit Cameron Hunt war Florian Koch (am Ball) treffsicherster Akteur der Baskets.

Und wie sehr Lowery den Baskets fehlt, war sehr augenfällig beim 73:85 (37:37) am Dienstagabend in Weißenfels, der 13. Saisonniederlage in der 20. Begegnung, in der die Würzburger keineswegs anknüpfen konnten an die rasante und auch spielerisch äußerst überzeugende Vorstellung in Crailsheim eine Woche zuvor. Lowery hatte den Baskets zuletzt "eine neue Identität" gegeben, wie Wucherer meinte.

So lastete die Verantwortung der Spielgestaltung also erneut auf Cameron Hunt, der mit 14 Punkten gemeinsam mit Florian Koch zwar erneut der treffsicherste Würzburger war, aber eben auch nicht an seine teilweise herausragenden Vorstellungen in der Hinrunde herankam. "Nach diesem Spiel sollte jedem klar sein, dass es für uns ausschließlich um den Klassenerhalt geht", sagte Wucherer nach der Partie. "Jetzt müssen so schnell wie möglich noch drei Siege her", meinte er und haderte vor allem mit der Arbeitsauffassung der Seinen: "Mit so einer Einstellung wie heute wird das aber sehr schwierig. Das geht nur als Team, und heute haben einige Jungs ihr eigenes Süppchen gekocht."

In einer über weite Strecken reichlich zerfahrenen Partie – wollte man sie schönschreiben, müsste man sie als allenfalls mäßig bezeichnen – war vor allem Krampf Trumpf, und phasenweise schienen beide Teams sich überbieten zu wollen mit nahezu schon slapstickreifen Einlagen und bundesligauntauglichen Aktionen. Konnte sich in den ersten gut 27 Minuten keines der beiden Teams mehr als sechs Punkte absetzen, entschieden die Weißenfelser die Begegnung in den letzten beiden Minuten des dritten Abschnitts dank eines 11:0-Laufs, den sie nach der Verschnaufpause sogar noch zu einem 13:0 zum 66:53 ausbauten. Und viereinhalb Minuten vor Ultimo lagen die Baskets dann sogar mal mit 21 Zählern Differenz hinten (57:78), ehe die Hausherren ihren Gästen in der restlichen Spielzeit noch ein wenig Ergebniskosmetik erlaubten.

Hätte er Haare, in Weißenfels hätte Baskets-Trainer Denis Wucherer ausreichend Gründe gefunden, sie sich zu raufen.
Foto: Heiko Becker | Hätte er Haare, in Weißenfels hätte Baskets-Trainer Denis Wucherer ausreichend Gründe gefunden, sie sich zu raufen.

"Die Idee war, dass wir nach der Pause mit mehr Energie spielen und mehr laufen als in der ersten Halbzeit, in der wir unseren Rhythmus auch nicht gefunden haben", analysierte Wucherer: "Das Gegenteil war dann aber der Fall, und wir sind in unsere Einzelteile zerfallen." Das wirklich Erschreckende an diesem wahrscheinlich schlechtesten Saisonspiel der Würzburger war aber nicht die Niederlage an sich gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, der bereits das Hinspiel in Würzburg ebenfalls mit zwölf Punkten Differenz (80:68) gewonnen hatte. Sondern die Tatsache, dass dem MBC eine allenfalls durchschnittliche Leistung für den Sieg genügte. Den blutarmen Auftritt der Würzburger alleine auf den kurzfristigen Ausfall Lowerys zu schieben, würde freilich zu kurz greifen, da von dem durch die Siege gegen Gießen und in Crailsheim befeuerten Optimismus und der daraus resultierenden Aufbruchstimmung in Weißenfels nicht einmal mehr ein Hauch zu erahnen war.

Der März ist richtungsweisend für die Baskets, und auch wenn sie sich in Weißenfels bestimmt nicht in die Favoritenrolle gespielt haben: Ihre erste Chance zur Wiedergutmachung haben sie nächsten Montag (19 Uhr) zu Hause gegen Bayreuth, ehe es am Samstag darauf zum Vorletzten nach Gießen geht.

 
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