Die Analyse des Geschehenen variierte ein wenig - was aber nicht weiter überraschen darf, wenn ein Spieler und ein Trainer dieselbe Partie bewerten. Und in diesem Fall führten ja beide auch Argumente ins Feld, die was für sich haben. Und ganz bestimmt fühlt sich so ein Basketballspiel für einen, der übers Parkett wuselt und versucht, sein Bestes zu geben, auch ganz anders an als für den, der an der Seitenlinie die Verantwortung für die ganze Mannschaft trägt - und natürlich wieder ganz anders für einen, der die teaminternen Aufträge und Pläne im Detail nicht kennt und dem ganzen Treiben bloß zuschaut, es anschließend aber trotzdem auch irgendwie bewerten soll.
Also sprach der 23-jährige Aufbauspieler Cameron Hunt, der mit 20 Punkten so viele warf, wie sonst niemand an diesem Mittwochabend: "Grund für die deutliche Niederlage war unsere fehlende Konzentration. Gegen eine starke Mannschaft wie Bamberg müssen wir 40 Minuten lang voll fokussiert sein, wenn wir gewinnen wollen."
Hunts Trainer Denis Wucherer, der seine Sicht auf die Dinge meist sehr offen und bisweilen auch recht schonungslos offenbart, meinte: "Man hat heute auf der einen Seite eine Bamberger Mannschaft gesehen, die wenig Fehler macht. Im Gegensatz dazu wir, die es nicht schaffen, offensiv irgendwelche Vorteile für uns zu generieren. Auf diesem Niveau können wir so dann letztlich einfach nicht mithalten."
Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte
Jetzt könnte man nach der 66:81 (32:40)-Niederlage von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg beim einstigen Serienmeister Brose Bamberg, der zuvor wie die Baskets ebenfalls nur zwei seiner fünf Saisonspiele gewonnen hatte, letztlich die Frage stellen: Liegt es - in Hunts Sinne - tatsächlich nur an der Konzentration und der Fokussierung? Oder doch eher am - von Wucherer zwar nicht in dieser Deutlichkeit angesprochenen, aber wohl gemeinten - tatsächlichen Leistungsvermögen seiner Schützlinge?
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit - wie meistens im Leben - irgendwo dazwischen. Denn auch Sportler können über sich hinauswachsen, manchmal. Auch vor gut einem Jahr, als die Baskets erstmals in der Bundesliga überhaupt, im elften Anlauf, das Bamberger Parkett als Sieger verlassen hatten, hätten darauf allenfalls unverbesserliche Optimisten ein paar Kröten gewettet, wenn sie ein bisschen Spielgeld übrig gehabt hätten. Nach drei Pokalspielen und nunmehr sechs Bundesligapartien erscheint die Prognose nicht allzu gewagt: Die aktuelle Würzburger Mannschaft kann und wird sich für solche Überraschungen wie im November 2019 eher nicht bewerben.
Es wird gegen die Platzhirschen der Liga eher häufiger recht ordentliche Klatschen setzen als in der Vergangenheit. Die Gegner der Baskets heißen nicht München und Berlin, Bamberg oder Hamburg, Oldenburg oder Ludwigsburg. Kontrahenten, gegen die es gilt, das - in Wucherers Sinne - wahre Leistungsvermögen abzurufen und sich - in Hunts Sinne - zu konzentrieren, sind: Mitteldeutscher BC (jetzt am Sonntag, 15 Uhr), Bayreuth (22.12.), Bonn (9.1.), Frankfurt (17.1.), Göttingen (6.2.), Gießen (9.2.) und wieder MBC (12.2.). Dazwischen könnte es für die Baskets und ihrem Anhang immer wieder zu manchem Nackenschlag kommen, wenn es gegen Ludwigsburg (27.12.), Crailsheim (3.1.) und dann hintereinander gegen Berlin (24.1.), Oldenburg (30.1.) und München (3.2.) geht.
Wie meinte Hunt am Mittwochabend noch: "Wir sind als Mannschaft auf dem richtigen Weg, aber Spieler wie Brekkott Chapman und Justin Sears brauchen noch etwas Zeit." Das wurde in Bamberg (wo auch Alex King, der in Chemnitz noch so eine starke Rückkehr feierte, nicht wirklich in die Gänge kam) überdeutlich, vor allem bei Chapman, der nach monatelanger Verletzungspause inklusive Meniskusoperation noch weniger Land sah als seine Teamkollegen und manchmal - wie Teamkollege Zach Smith - reichlich überfordert wirkte.
Eine unterirdische Dreierquote von 13 Prozent
Natürlich passiert es auch nicht ständig, dass die Baskets 23 Mal den Ball wegwerfen, nur elf Vorlagen verteilen (davon alleine vier von Joshua Obiesie, der auch noch dreimal dem Gegner den Ball klaute) und dann noch mit einer unterirdischen Dreierquote von 13 Prozent (nur zwei von 15 Versuchen fanden das Ziel) zu kämpfen haben. Während bei den Bambergern zwölf ihrer 21 Würfe aus der Ferne zielgenau landeten - auch das passiert nicht alle Tage.
Trotzdem: Vor allem in der Defensive müssen sich die Würzburger am Sonntag gegen die Weißenfelser, die auch erst zwei ihrer sechs Bundesligapartien gewonnen haben, aber meist kräftig treffen, etwas einfallen lassen - soll der Abstand zum Tabellensüden bewahrt oder gar ausgebaut werden.
Glaube aber, dass sich das bessert, wenn Sears & Chapman wieder fit und mit King mehr und mehr in die Mannschaft integriert werden